Angriff auf Datennetz des Bundestags

Unbekannte haben das interne Datennetz das Deutschen Bundestags aufs Korn genommen, wie ein Sprecher bestätigte. Ob hochsensible Informationen betroffen sind, ist noch unklar.

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Bundestag im Reichstagsgeb�ude
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Bislang unbekannte Täter haben das interne Datennetz des Deutschen Bundestags attackiert. Entsprechende Informationen von "Spiegel online" bestätigte Bundestagssprecher Ernst Hebeker am Freitag der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Er sagte, "dass es einen Angriff auf die IT-Systeme des Bundestages gibt". Experten der Bundestagsverwaltung und des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) arbeiteten daran. Zu Details von Sicherheitsfragen könne er sich nicht äußern.

Laut Bericht von Spiegel Online war IT-Spezialisten des Parlaments bereits vor mehreren Tagen aufgefallen, dass Unbekannte versuchten, in das interne Datennetz des Bundestags einzudringen. Fast zeitgleich sollen auch Experten des Verfassungsschutzes im Cyberabwehrzentrum auf die Angriffe aufmerksam geworden sein. Dem Bericht nach wird der Sicherheitsvorfall als "schwerwiegend" eingestuft.

Inwiefern auch Speicher mit hochsensiblen Informationen betroffen seien, sei zunächst unklar. Bereits am Freitagvormittag hatten die IT-Abteilungen mehrerer Bundestagsfraktionen demnach ihre Abgeordneten und Mitarbeiter über den Vorfall im Datennetz des Parlaments in Kenntnis gesetzt. Teile des Bundestagssystem seien auf Sicherheitsgründen heruntergefahren worden – darunter Spiegel Online zufolge auch Laufwerke, die der Parlamentarische Untersuchungsausschuss zur Aufklärung der BND/NSA-Spionageaffäre nutzt.

[UPDATE: 15.05.2015, 18:00]

Ausgestanden ist die Sache offenbar noch nicht: “Die Angriffe von außen gehen weiter“, sagte die Vorsitzende der IT-Kommission und Vizepräsidentin des Bundestags, Petra Pau (Linke), der Deutschen Presse-Agentur am Freitagnachmittag.

Seit Dienstag sei sie darüber informiert. Es habe einen Angriff von außen gegeben. Die unbekannten Angreifer hätten dabei auch versucht, eine Software einzuschleusen, die ein weiteres Vordringen ermöglichen sollte, und Computer damit zu infizieren. Dies sei aber rechtzeitig erkannt worden. "Einen solchen Angriff auf das Netz des Bundestags über mehrere Tage hat es noch nicht gegeben“, sagte Pau. Es handele sich um eine ernstzunehmende Angelegenheit.

Nach dpa-Informationen bekamen die Bundestagsabgeordneten am Freitag eine Mitteilung, wonach die Verbindung zum Bundestags-Netz um 14 Uhr aus Sicherheitsgründen getrennt werden müsse. In einer zweiten Mail hieß es dann aber, dies sei nun doch nicht nötig sei. Allerdings gebe es bei einigen internen Diensten Einschränkungen.

Das Bundesamt für Verfassungsschutz bestätigte auf dpa-Anfrage, dass es die Hintergründe untersuche. Ein Sprecher des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik sagte: "Gemeinsam mit den IT-Experten der Bundestagsverwaltung ist das BSI derzeit dabei, den Vorfall zu analysieren. Zu weiteren Details können wir uns zum jetzigen Zeitpunkt nicht äußern.“

Das BSI registrierte 2014 jeden Tag 15 bis 20 Angriffe auf das Regierungsnetz. Durchschnittlich einmal am Tag habe es "einen gezielten Angriff mit nachrichtendienstlichem Hintergrund" gegeben, schreibt die Behörde in ihrem Lagebericht.

(Mit Material der dpa) / (axk)