Anleger gewinnt Schadenersatzprozess gegen Infomatec

In einem Schadenersatzprozess gegen das Software-Unternehmen Infomatec hat das Landgericht Augsburg einem Anleger rund 100.000 Mark zugesprochen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 50 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • dpa

In einem Schadenersatzprozess gegen das Software-Unternehmen Infomatec hat das Landgericht Augsburg einem Anleger rund 100.000 Mark zugesprochen. Das Gericht sah es nach Angaben der Anwälte als erwiesen an, dass der Mann seine Aktien im Wert dieser Summe im Juli 1999 auf Grund falscher Pflichtmitteilungen gekauft hatte. Nach Korrekturen der Umsatz- und Gewinnprognosen war der Kurs im Jahr 2000 stark gefallen. Das Gericht begründete sein Urteil unter anderem mit Kursmanipulation nach dem Börsengesetz und mit vorsätzlicher sittenwidriger Schädigung. Den Schadenersatz zahlen sollen frühere Manager. Beim Gericht war zunächst niemand zu erreichen.

"Wenn das Urteil Bestand hat, ist das ein großer Durchbruch für die Aktionäre", sagte der Rechtsanwalt des Anlegers, Klaus Rotter, nach dem Prozess. Bisher sei umstritten gewesen, ob das Börsengesetz ein Schutzgesetz sei, dessen Verletzung einzelnen Anlegern gegenüber zum Schadenersatz verpflichte. Er kündigte weitere Klagen nach dem Vorbild dieses "Musterprozesses" an.

Das Urteil werde auch in Verfahren gegen Unternehmen wie EM.TV oder Metabox weit reichende Bedeutung erlangen. Rotter vertritt insgesamt 250 Infomatec-Anleger, die einen Schaden von rund zehn Millionen Mark geltend machen wollen. Außerdem vertritt er 600 Geschädigte von EM.TV mit einem Gesamtschadenvolumen von 25 Millionen Mark.

Kern des Infomatec-Rechtsstreits, bei dem der frühere Vorstand Alexander Häfele und der Vorstand Gerhard Harlos zu Schadenersatz verurteilt wurden, war nach Auskunft Rotters eine Pflichtmitteilung vom Mai 1999. Darin habe Infomatec einen Großauftrag mit einem Volumen von 55 Millionen Mark angekündigt, der in Wirklichkeit jedoch wesentlich kleiner gewesen sei.

Erst vor etwa einem Monat hatte das Landgericht München in einem ähnlich gelagerten Fall einem Aktionär keinen Schadenersatz zugesprochen. Der Mann hatte ebenfalls angegeben, er habe auf falsche Ad-hoc-Meldungen des Unternehmens hin Infomatec-Anteile gekauft.

Gegen Harlos und Häfele ermittelt die Staatsanwaltschaft Augsburg auch strafrechtlich. Sie werden des Kursbetrugs und des Insiderhandels verdächtigt und saßen vorübergehend in Untersuchungshaft. Anfang Mai hatte die Infomatec Integrated Systems AG (Gersthofen bei Augsburg) wegen fehlender liquider Mittel beim Amtsgericht Augsburg ein Insolvenzverfahren beantragt. Mitte September wurde Harlos erneut zum Vorstand des Unternehmens ernannt. (dpa) / ()