Entwicklerklage gegen Apple: Knapp eine Milliarde Euro Entschädigung gefordert

In Großbritannien muss sich Apple mit einer Klage von Entwicklern auseinandersetzen. Es geht um Schadensersatz in Höhe von fast einer Milliarde Euro.

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Apple-Logo auf einer Geräterückseite

(Bild: Sebastian Trepesch)

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Nicht nur in der Europäischen Union, auch beim früheren EU-Mitglied Großbritannien weht Apple ein rauer Wind wegen seiner App-Store-Geschäftspolitik entgegen. Im Vereinigten Königreich läuft aktuell eine Klage britischer App-Entwickler, die Apple wegen der Höhe seiner Provisionen auf App- und In-App-Käufe wettbewerbswidriges Verhalten vorwerfen und Schadensersatz fordern.

Diese Klage wurde jetzt von einem britischen Wettbewerbsgericht, dem Competition Appeal Tribunal, zur weiteren Verhandlung zugelassen. Apple hatte hiergegen Einspruch eingelegt, der jedoch abgewiesen wurde, wie die US-Finanznachrichtenagentur Bloomberg berichtet. Sollten sich die Kläger im Verfahren durchsetzen, könnte es für Apple teuer werden. Es steht eine Schadensersatzforderung von insgesamt 785 Millionen britische Pfund im Raum, heißt es im Bericht. Umgerechnet sind dies rund 945 Millionen Euro.

Konkret geht es um die 15 bis 30 Prozent Provision, die Entwickler pro App- oder In-App-Verkauf an Apple entrichten mĂĽssen. Lag dieser anfangs sogar pauschal bei 30 Prozent, senkte Apple die Abgabe fĂĽr nachgewiesen kleine, nicht so umsatzstarke Entwickler, nachdem die Kritik immer lauter wurde. Die Klage umfasst einen Zeitraum, der im Juli 2017 beginnt und es gehe um rund 13.000 betroffene Entwickler, von denen laut Klageschrift jeder im Schnitt 60.000 Pfund bekommen soll.

Während Apples Geschäftspraktiken in den USA und jetzt in Großbritannien Gegenstand von Klagen sind, unterliegt der iPhone-Hersteller mit seinem App Store in der Europäischen Union sogar weitreichender gesetzlicher Regulierung. So ist durch den Digital Markets Act (DMA) vorgeschrieben, dass Apple unter anderem in Deutschland alternative Marktplätze für Apps und sogenanntes Sideloading von Websites ermöglichen muss. Apple sieht darin große Risiken für die Sicherheit.

Klageführer in Großbritannien ist Prof. Sean Ennis, der bereits bei der EU-Kommission und im US-Justizministerium zu Apples Geschäftspolitik gehört wurde. Unterstützt wird die Klage vom Harbour Litigation Funding, einem professionellen Prozessfinanzierer aus Großbritannien, der Rechtsstreits wie den aktuellen finanziert und im Erfolgsfall einen Anteil der Entschädigung erhält.

Apple äußerte sich gegenüber Bloomberg nicht zu der Klage. Dem Ausgang wird eine Signalwirkung beigemessen, die auch auf andere Länder ausstrahlen könnte, in denen Apple wegen seiner Geschäftspraxis in der Kritik steht.

(mki)