Apple will in Washington gehört werden: Rekordsumme für Lobbyarbeit

Immer häufiger muss sich Apple mit Monopol-Vorwürfen auseinandersetzen. Im Stammland der Firma hat der US-Konzern eine Rekordsumme für Lobbyisten ausgegeben.

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Wegweiser "Lobby"

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Lesezeit: 3 Min.

Das politische Klima für Apple wird rauer. Konnte Mitbegründer Steve Jobs noch darauf setzen, dass Apple trotz aller Erfolge als Nischenfirma angesehen wurde und die Produktversprechen auch in der Politik verfingen, muss sich Apple-Chef Tim Cook heute immer mehr mit den Entscheidern auseinandersetzen. Um in der US-Hauptstadt Washington D.C. Gehör zu finden, habe Apple im ersten Halbjahr 2022 so viel für Lobbyarbeit ausgegeben wie nie zuvor.

Laut einem Bericht des US-Finanznachrichtenportals Bloomberg wehre sich Apple vor allem mit Händen und Füßen gegen eine erzwungene Öffnung des App Stores für Mitbewerber. Dies droht nicht nur in Europa, wo die Europäische Union mit dem Digital Markets Act neue Vorschriften auf den Weg gebracht hat. Auch im Apple-Stammland USA schaut der Gesetzgeber immer kritischer auf das Tun der Tech-Konzerne, wo Apple als Topverdiener besonderes Augenmerk auf sich zieht.

Apple fürchtet, dass die Öffnung des App Stores Sicherheit und Datenschutz des Systems und damit ein Hauptverkaufsargument für iPhone und Co. beeinträchtigen könnte. Neben höheren Personalausgaben für Lobbyisten in Washington setze sich sogar Tim Cook persönlich bei immer mehr Gelegenheiten dafür ein, Senatoren und Abgeordnete auf die Seite Apples zu ziehen.

Auch wenn Cook bei den Zusammentreffen mit dem damaligen US-Präsidenten Donald Trump immer wieder auf Bildern zerknirscht aussah, sei es für ihn mit dem Republikaner einfacher gewesen, Dinge zu besprechen, als mit dessen Nachfolger, dem Demokraten Joe Biden. Einen direkten Zugang ins Weiße Haus habe Apple bislang nicht erkennen lassen, heißt es in dem Bericht. Umso mehr investiert Apple in Personal aus dem politischen Establishment – zumeist frühere Mitarbeiter von Senatoren und Abgeordneten, die ihre Netzwerke zugunsten Apples nutzen.

In der ersten Jahreshälfte 2022 hat Apple laut Dokumenten des US-Kongresses 4,6 Millionen US-Dollar in Lobbyarbeit investiert, 1,5 Millionen US-Dollar mehr als im Vorjahr und im Schnitt eine Million Dollar mehr als in den vier Jahren zuvor. Die Zahl der Lobbyisten Apples sei von 43 im Jahr 2015 auf zuletzt 65 gestiegen. Schon Anfang des Jahres zeichnete sich ab, dass Apple Rekordhöhen bei den Lobbyausgaben erreichen wird – dieser Trend setzte sich im zweiten Quartal fort. Damit liege Apple aber zum Teil immer noch weit unter den Zahlen anderer Tech-Konzerne wie Amazon, Google und Meta.

Nach Aussage anderer Lobbyisten sei Apple deutlich sichtbarer im politischen Washington geworden. Lisa Jackson, die Beobachter der Firma vor allem von ihren Auftritten als Koordinatorin für Umweltangelegenheiten kennen, sei auch für die Regierungsangelegenheiten zuständig. Als frühere Direktorin der US-Umweltbehörde EPA in der Obama-Administration sei sie bestens vernetzt.

(mki)