Apple zu den Quartalszahlen: Tim Cook erwartet neue iPhone-Rekorde

In der Telefonkonferenz mit Analysten musste sich der neue Apple-Chef diesmal auch einige harte Fragen gefallen lassen. Das iPhone 4S soll auf Rekordjagd sein.

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Dass Apple Analysten und Anleger mit seinen gestern vorgestellten Quartalszahlen trotz neuerlicher Rekordwerte enttäuscht hat, zeigt schon ein Blick auf den nachbörslichen Handel an der US-Technologiebörse NASDAQ. Dort steht die Aktie des Computerkonzerns, die unter dem Tickersymbol AAPL läuft, momentan mit fast 7 Prozent im Minus und unterschritt mit knapp 394 US-Dollar die psychologische Marke von 400 deutlich.

Apple-Chef Tim Cook konnte beim traditionellen Conference Call mit Analysten nach der Bekanntgabe der Zahlen (Audio-Aufzeichnung), der der erste nach dem Tod von Steve Jobs war, trotzdem gelassen bleiben. Schließlich schreibt Apple dicke schwarze Zahlen (6,6 Milliarden US-Dollar Gewinn im letzten Quartal) und wächst weiter stark – auch wenn das Unternehmen das erste Mal seit 2004 die gesammelten Erwartungen der Wall-Street-Analysten, die insbesondere beim iPhone sehr hoch gesteckt waren, unterschritt. Hier weitere interessante Details aus der Quartalszahlen-Telefonkonferenz, an der neben CEO Cook wie üblich auch Finanzchef Peter Oppenheimer teilnahm:

  • Cook bedankte sich für die vielen Kondolenzbotschaften, die Apple erhalten hat. Steve Jobs' Geist werde ewig das Fundament von Apple bleiben. "Wir freuen uns darauf, die fantastische Arbeit zu leisten, die er so liebte."
  • China ist mittlerweile Apples zweitgrößter Markt weltweit, gemessen am Umsatz. Ein "fantastisches Wachstum" habe das Unternehmen in diesem Markt hingelegt, sagte Cook. 4,5 Milliarden US-Dollar setzte man dort um, die Region sei eine "enorme Chance für die Firma". Man werde in China nun all das tun, was man auch schon in den USA getan habe: Sein Retail-Store-Netz weiter ausbauen und das Netz aus autorisierten Händlern stärken. Auch werben werde man in China verstärkt. Insgesamt wuchs der Umsatz in der Region Asien-Pazifiik um 139 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. China sei der am wachstumsstärkste Markt weltweit – "und zwar deutlich", so Cook. Auch Brasilien und Russland wachsen, im Nahen Osten sähe man darüber hinaus "große Möglichkeiten".
  • Beim iPhone litt Apple zuletzt unter den beständigen Gerüchten über ein neues Modell. Dies trug auch dazu bei, dass 2,4 Millionen Geräte weniger abgesetzt wurden (im Sell-Through). "Das galt besonders für die zweite Hälfte des Quartals", so Oppenheimer, "praktisch jeden Tag". Apple habe mit neuen Carrier-Partnerschaften wie Sprint in den USA gewartet, bis das iPhone 4S auf den Markt kam.
  • Die Flutkatastrophe in Thailand könnte Auswirkungen auf Apple haben. Man habe zwar Produktionsausfälle in seine Vorhersage für das nächste Quartal einkalkuliert, beobachte die Situation aber ständig, so Cook. In dem Land werden unter anderem Festplatten produziert. Im Bereich anderer Zulieferer sei die Lage aber "sehr positiv". Offenbar sind die Probleme nach dem Erdbeben in Japan mittlerweile größtenteils gelöst.
  • Apple erreichte im Geschäftsjahr 2011, das mit dem vergangenen Quartal zu Ende ging, erstmals einen Umsatz von über 100 Milliarden US-Dollar. Gleichzeitig wuchs der Bestand an Bargeld und anderen leicht zu verflüssigenden Mitteln im Firmenbestand auf 81,57 Milliarden Dollar. Zwei Drittel davon lagern außerhalb der USA, was große IT-Konzerne wie Microsoft oder Google ebenso handhaben, um nicht gleich Steuern in ihrer Heimat zahlen zu müssen. "Ein Loch in die Tasche" brenne Apple der Geldhaufen nicht, sagten die Manager. Cook gab sich auf die Frage, ob Apple eventuell Aktienrückkäufe oder Dividenden plane, jedoch nicht ganz so zugeknöpft wie Vorgänger Steve Jobs. Man tue, was richtig für Apple sei. "Ich bin aber nicht religiös eingestellt", so Cook. Er spreche zu dem Thema regelmäßig mit Apples Board of Directors. Ansonsten investiere Apple in Innovationen, kaufe interessante Firmen und baue seinen Retail-Bereich aus.
  • Cook kann sich vorstellen, dass der Tablet-Markt größer wird als das PC-Geschäft. "Wir wussten von Anfang an, dass das ein riesiger Sektor ist und er ist noch größer, als wir dachten." Der Bereich stelle auf längere Sicht eine "gigantische Chance" für Apple dar.
  • Auch Nebengeschäfte wie der iBookstore laufen gut. Apple gab im Rahmen des Conference Calls bekannt, dass dort bereits 180 Millionen Bücher heruntergeladen worden seien. Lion verzeichnete im Quartal sechs Millionen Downloads. Der iTunes-Gesamtumsatz lag bei 1,5 Milliarden Dollar.
  • Der iPod-Bereich schrumpft weiter (6,6 statt 9,1 Millionen Stück), ist aber stärker, als Apple selbst geplant hatte. Marktanteil weiter bei über 70 Prozent.
  • Tim Cook gab sich besonders in Sachen Siri sehr optimistisch. Der iPhone-4S-Sprachassistent sei sehr innovativ.
  • Das iPhone 4S soll im Weihnachtsquartal Rekorde brechen. Man habe nicht in seinen wildesten Träumen daran geglaubt, an den ersten Tagen 4 Millionen Stück abzusetzen, so Cook und Oppenheimer.
  • Zwar kannibalisiere der Tablet-Markt mittlerweile den PC-Sektor, doch betrifft das laut Cook vor allem Windows-Maschinen. "Im Mac-Bereich sehen wir das kaum." Tatsächlich hatte Apple neben dem besten iPad-Quartal auch das beste Mac-Quartal.

(bsc)