Arbeit im Homeoffice: Überwachung macht Mitarbeiter unproduktiver
Überwachungstools allein reichen nicht, um die Produktivität im Homeoffice zu steigern. Hilfreicher ist es, wenn Führungskräfte den Einsatz der Tools begründen.
- Sven Festag
Digitale Überwachung senkt die Produktivität von Mitarbeitern im Homeoffice. Sie sinkt aber auch, wenn eine bestehende Überwachungssoftware entfernt wird. Das zeigt eine Studie der University of California und des Massachusetts Institute of Technology. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass die Kommunikation zwischen Angestellten und Führungskräften für eine hohe Arbeitsleistung wichtiger ist als Kontrollmechanismen. Es sei wichtig, dass Mitarbeiter die Entscheidungsprozesse ihrer Vorgesetzten verstehen.
"Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass solche Anwendungen keine guten Investitionen für die Unternehmen gewesen sind", erklärt Elizabeth Lyons, Co-Autorin der Studie. "Sie könnten ein Grund sein, warum Unternehmen behaupten, dass mobiles Arbeiten langfristig nicht funktioniere." Das Geld, das Unternehmen für Tools zur Überwachung ihrer Homeoffice-Mitarbeiter ausgeben, sieht die Forscherin besser in anderen Bereichen investiert. Für die Untersuchung beobachteten die Wissenschaftlerinnen 434 Remote-Angestellte, deren Arbeit digital überwacht wurde.
Höhere Produktivität durch Kommunikation
Sie identifizierten leistungsstarke und -schwache Mitarbeiter, die sie zufällig in jeweils drei Gruppen aufteilten. Zwei Gruppen der leistungsschwachen Angestellten erhielten die Information, dass ihre Arbeitsleistung nicht ausreiche. Die erste dieser beiden Gruppen wurde unter die ständige Beobachtung der Überwachungssoftware gestellt, um ihre Produktivität zu verbessern. Die andere Gruppe durfte sie abschalten. Der dritten Gruppe teilten die Forscherinnen mit, dass sie durch die Software überwacht werden und ihre Leistung verbessern müssen, jedoch ohne zu erklären, dass die schlechte Arbeitsleistung der Grund für die Überwachung sei. Ihre Produktivität sank um 17 Prozent im Vergleich zur zweiten Gruppe.
Bei den leistungsstarken Angestellten erhielt die erste Gruppe die Erlaubnis, die Überwachungssoftware aufgrund ihrer guten Leistungen abzuschalten. Die zweite Gruppe bekam ebenfalls Lob für die Arbeit, musste sich aber weiter vom Programm überwachen lassen. Auch die Produktivität der letzten Gruppe lobten die Wissenschaftlerinnen und gestatteten ihnen, das Überwachungstool nicht mehr zu nutzen, allerdings ohne ihnen ihre Leistung als Grund zu offenbaren. Verglichen mit der zweiten Gruppe sank auch ihre Produktivität um 17 Prozent, wie aus der Studie hervorgeht. Ebenfalls zeigte sich, dass leistungsstarke Angestellte es nicht als Belohnung ansehen, wenn sie ohne Überwachung arbeiten dürfen. Stattdessen forderten sie ein höheres Gehalt.
Auch der Überwachungsforscher Wolfie Christl sieht die Möglichkeiten der Unternehmen zur Kontrolle der Mitarbeiter kritisch und stuft sie datenschutzrechtlich als bedenklich ein.
(sfe)