Arbeitsmarkt: IT-Branche für Quereinstieg besonders attraktiv

Die IT-Branche ist für einen Quereinstieg besonders attraktiv, sagt eine Stepstone-Analyse. Doch wenn die Bedingungen stimmen, werden auch ITler abtrünnig.

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Eine Frau erklärt einem Mann etwas an einem Bildschirm

Künftig seien mehrere Karrieren in einem Leben immer normaler, prognostiziert eine Stepstone-Analyse.

(Bild: SFIO CRACHO/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.

Die IT-Branche ist für einen Quereinstieg besonders attraktiv. Zugleich sind die Menschen, die bereits in der IT arbeiten, tendenziell treuer als andere. Das geht aus dem Hiring Trends Index der Stepstone-Gruppe hervor. Demnach hat sich die Zahl der Jobanzeigen für Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger auf dem Online-Portal Stepstone.de branchenübergreifend von 2019 bis 2023 mehr als vervierfacht (329 Prozent). In der ersten Hälfte des laufenden Jahres habe es bereits mehr als doppelt so viele Anzeigen gegeben wie in ganz 2019. Laut dem Portal zeigen aber nicht nur Unternehmen – unter anderem aufgrund des Fachkräftemangels – zunehmend Interesse an fachfremden Mitarbeitenden. Auch die Arbeitnehmenden werfen einen Blick über den Tellerrand: Der Begriff "Quereinsteiger*in" zähle zu den Top-Suchbegriffen auf dem Stellenportal.

"Der Arbeitsmarkt wird flexibler, Jobprofile wandeln sich immer schneller und der demografische Wandel wird den Arbeitskräftewandel in naher Zukunft massiv verschärfen", ordnet Tobias Zimmermann, Arbeitsmarktexperte bei The Stepstone Group, ein. "Für Unternehmen, die kreativ sind und sich flexibel aufstellen, können Quereinsteiger ein echtes Ass sein."

Das hängt laut der Analyse auch mit der Herausforderung zusammen, eine passende Besetzung für Stellen zu finden: 60 Prozent der Personalverantwortlich sehen das als "große Herausforderung". Das liege auch daran, dass sich die Zeiten auf dem Arbeitsmarkt geändert haben: Durch den Mangel an Fachkräften dreht sich die Rolle von Arbeitnehmenden und Arbeitgebern um. Auch gehöre es nicht mehr zum Standard, dass Angestellte ihr Leben lang in einem Beruf oder bei einem Unternehmen bleiben. "Menschen können heute mehrere Karrieren in ihrem Berufsleben haben", sagt Zimmermann. Der Quereinstieg werde künftig zur Normalität werden. "Die Neugierde und Offenheit, immer wieder Neues zu lernen und auszuprobieren – genau das ist es, was wir in Zeiten der Arbeiterlosigkeit brauchen."

Die Möglichkeit hat sich offenbar auch in den Gedanken der IT-Angestellten verfestigt: 71 Prozent denken mindestens einmal im Monat über eine neue Herausforderung nach. Berufsgruppenübergreifend sind es mit 73 Prozent etwas mehr. Einen deutlichen Unterschied gibt es jedoch bei dem Wunsch nach einem Branchenwechsel: Diesen wollen in der IT 16 Prozent, wenn sie einen neuen Job anfangen. Der Blick auf alle Berufsgruppen mit 29 Prozent zeigt, dass die ITler ihrer Branche deutlich treuer sind als der Durchschnitt. "Das ist typisch für hoch spezialisierte Berufe, in denen Menschen erfüllende und gut bezahlte Karrieren verfolgen und dort natürlich auch gerne bleiben", erläutert Zimmermann.

Stimmen allerdings die Bedingungen, sind wiederum etwas mehr Interessierte wechselbereit: Passt das Jobangebot, würden 88 Prozent der IT-Beschäftigten auch in eine andere Branche wechseln – vier Prozentpunkte mehr als über alle Berufsgruppen hinweg.

Wer in seinem aktuellen Job nicht zufrieden ist, könnte auch innerhalb des Unternehmens eine neue Position anstreben. Inzwischen fördern 18 Prozent der IT-Arbeitgeber den internen Wechsel, um Fachkräfte zu halten (branchenübergreifend 16 Prozent). Auch bei der gezielten Förderung der Mitarbeitenden mit Weiterbildungen und Qualifizierung für einen internen Wechsel liegt die IT-Branche mit 24 Prozent etwas über dem Durchschnitt (20 Prozent).

Die meist guten Bedingungen in der IT-Branche wecke auch das Interesse von Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern aus anderen Bereichen, sagt Zimmermann: "21 Prozent der Menschen, die sich vorstellen können, die Branche zu wechseln, finden, die IT bietet attraktive Jobs und Arbeitgeber." Die IT liege damit im Branchenvergleich unter den Top 3.

(are)