Arduino-kompatibel und winzig: Mikrocontroller Pico
Seite 2: What is it good for? – Absolutely... something
Ob Pico, µduino oder Leonardo – was die Boards mit dem ATmega32U4 von "normalen" Arduinos unterscheidet ist ihre Verbindung zum PC. Üblicherweise werden die dort verbauten Mikrocontroller – wie zum Beispiel der ATmega328P eines Arduino Uno – über eine serielle Schnittstelle angesprochen. Um dennoch den USB-Anschluss eines PC nutzen zu können, muss ein weiterer Chip auf dem Arduino-Board die USB-Seriell-Umwandlung übernehmen.
(Bild:Â )
Beim ATmega32U4 ist das nicht nötig, da er über eine eigene USB-2.0-Schnittstelle verfügt. Das spart nicht nur den – bei den winzigen Boards kostbaren – Platz für ein weiteres Bauteil, sondern eröffnet auch die Möglichkeit, aus dem jeweiligen Board ein eigenständiges USB-Gerät zu machen. Denkbar wäre zum Beispiel eine USB-Tastatur mit nur einer einzigen Taste für das große "ẞ".
Alternativen
In eine andere Leistungsklasse fallen ähnlich kleine Boards, die auf den ATtiny85-Controller setzen. Darunter fallen zum Beispiel der für Wearables gedachte Arduino Gemma, das Adafruit Trinket oder der Digispark von Digistump. Ihr größter Nachteil gegenüber ATmega-basierten Arduinos ist die fehlende serielle Schnittstelle. Der serielle Monitor der Arduino IDE kann daher nicht (oder nur über unzureichende Software-Emulation) genutzt werden. Bei der Programmierung ist man so leider im Blindflug unterwegs.
Der ATtiny hat keine USB-Schnittstelle. Ein spezieller Bootloader übernimmt die Aufgabe, sie über zwei der IO-Pins nachzubilden (z.B. Micronucleus beim Digispark). Erfahrungsgemäß schwankt die Zuverlässigkeit dieser Lösung. Zudem belegt die Firmware 2 Kilobyte des mit 8 Kilobyte bereits knapp bemessenen Flash-Speichers. Beim ATmega32U4 stehen dagegen 32  Kilobyte zur Verfügung (die Firmware belegt 4 kB).
(Bild:Â DFRobot)
Der Pico oder der µduino sind nicht die einzigen Mini-Boards, die auf den ATmega32U4 setzen. Schon der Arduino Micro ist mit 48 mm × 18 mm recht kompakt. Nicht damit zu verwechseln ist der ähnlich kleine Pro Micro von Sparkfun: Diesen gibt es in Varianten mit 5 Volt (16 MHz) und 3,3 Volt (8 MHz). Klone davon werden oft zu günstigen Preisen angeboten und fälschlicherweise als Arduino Pro Micro beworben. Nicht uninteressant sind verschiedene Open-Source-Designs chinesischer Hersteller, die als "Beetle" vermarktet werden. Der CJMCU-Beetle bietet einen Digispark-ähnlichen Aufbau, während der Beetle von DFRobot ohne Frage als Kandidat für den dritten kleinsten Arduino der Welt in Frage kommt.
Die Designs des Pico und des µduino sollen unter Open-Source-Lizenzen veröffentlicht werden. Üblicherweise ist es nur eine Frage der Zeit, bis Nachbauten zu kleineren Preisen in Umlauf kommen. (hch)