Asteroid 2020 XL₅: Zweiter Erd-Trojaner misst mehr als einen Kilometer

Fast alle Planeten im Sonnensystem werden von Trojanern begleitet. Die der Erde sind besonders schwer zu finden. Der zweite bekannte wurde nun vermessen.

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Künstlerische Darstellung von 2020 XL5

(Bild: NOIRLab/NSF/AURA/J. da Silva/Spaceengine)

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Der erst zweite bekannte sogenannten Trojaner der Erde hat einen Durchmesser von mehr als einem Kilometer und ist damit etwa dreimal so groß wie der erste. Das hat ein Team von Astronomen und Astronominnen herausgefunden.

Der Himmelskörper mit der Bezeichnung 2020 XL5 kreist am sogenannten Lagrange-Punkte L4 vor der Erde auf deren Umlaufbahn um die Sonne und wird das noch für mindestens 4000 weitere Jahre tun, hat das Team ermittelt. Damit ist er aller Wahrscheinlichkeit nach kein Überbleibsel der Entstehung der Erde, aber für die Forschung trotzdem von Interesse. Erd-Trojaner wie 2020 XL5 und der vor 12 Jahren entdeckte 2010 TK7 sind wegen ihrer Position besonders schwer zu entdecken, es wird davon ausgegangen, dass es noch viele mehr gibt.

Die Position der Gleichgewichtspunkte L1 bis L5

(Bild: NOIRLab/NSF/AURA/J. da Silva)

Als Trojaner werde Asteroiden bezeichnet, die einen Planeten auf der gleichen Umlaufbahn auf den Lagrange-Punkten L4 und L5 um den Stern begleiten, zwei der sogenannten Gleichgewichtspunkte. Zuerst gefunden wurden solche Trojaner bei dem Gasriesen Jupiter – bekannt sind dort laut ESA bereits fast 10.000 – inzwischen kennen wir bei allen Planeten außer dem Merkur und dem Saturn solche Trojaner. Zur Erkundung der Jupiter-Trojaner wurde erst vor wenigen Wochen die NASA-Sonde Lucy gestartet. Die Entdeckung von Erd-Trojanern ist besonders schwierig, weil man aus Sicht unseres Heimatplaneten in Richtung Sonne suchen muss, die so gut wie alles überdeckt. Vor 2020 XL5 wurde deshalb erst ein Erd-Trojaner entdeckt, 2010 TK7 befindet sich ebenfalls am Lagrange-Punkt L4 und misst weniger als 400 Meter.

Dass es sich bei 2020 XL5 überhaupt um einen Trojaner handelt, war nach seiner Entdeckung nicht klar, erläutert das Forschungsteam um Toni Santana-Ros von der Universität Alicante nun. Erst schwierige Beobachtungen möglichst nahe am Horizont mit mehreren Teleskopen zu Sonnenauf- und untergängen hätten das jetzt bestätigt und weitere Daten zu dem Asteroiden geliefert. Der misst demnach etwa 1,2 Kilometer und gehört als dunkler, kohlenstoffreicher Asteroid zur häufigsten Gruppe der C-Asteroiden. Während in der Forschung davon ausgegangen wird, dass sich unter den Trojanern eines Planeten viele befinden, die aus dessen Entstehungszeit stammen, bestätigte sich das für 2020 XL5 nicht. Dass er sich nur noch für wenige tausend Jahre an seiner Position wird halten können, heißt auch, dass er sich – in astronomischen Zeiträumen – noch nicht sehr lange dort befindet. Die Forschungsergebnisse wurde in den Astrophysical Journal Letters veröffentlicht.

Position des Erd-Trojaners am Himmel zum Sonnenaufgang über dem Observatorium SOAR (Southern Astrophysical Research) in Chile

(Bild: NOIRLab/NSF/AURA/J. da Silva)

(mho)