Atlassians Quartalszahlen zeigen Probleme im Cloud-Geschäft

Die Quartalszahlen von Atlassian zeigen Probleme bei der Umsetzung der Cloud-Strategie des Unternehmens. In Folge fällt der Kurs um 13 Prozent.

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Wall Street

(Bild: Gorodenkoff/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Gestern verlor die Aktie von Atlassian auf einen Schlag 13 Prozent an der Nasdaq-Börse und sank von 170 auf 148 Euro (gehandelt in US-Dollar). Bis heute hat sie sich kaum erholt. Grund dafür war die Veröffentlichung der Quartalszahlen (Q1/2024 des Atlassian-Geschäftsjahrs), die Schwächen beim Cloud-Geschäft gegenüber On Premises aufdeckten. Die gesamte Firmenstrategie der australischen Entwicklerplattform fokussiert sich seit einigen Jahren auf die Cloud.

Die Quartalszahlen von Atlassian und ein zugehöriger Brief an die Investoren inklusive Bilanz zeigen auf den ersten Blick eine Reihe guter Ergebnisse des Unternehmens: Trotz gestiegener Umsätze betrug der Verlust 31,9 Millionen Dollar gegenüber 13,7 Millionen in Q1/2023, wobei der Verlust aus der operativen Tätigkeit nur 18,9 Millionen gegenüber 34,0 Millionen im selben Zeitraum 2023 ausmachte – eine deutliche Verbesserung. Atlassian verweist hier auf Investitionen. Der operative Cashflow stieg von 92,4 Millionen auf 166,9 Millionen Dollar und auch der im gleichen Rahmen liegende freie Cashflow dürfte den Investorinnen und Investoren kein Kopfzerbrechen bereitet haben.

Die Quartalszahlen zeigen stagnierende Zahlen, insbesondere im Cloud-Geschäft von Atlassian.

(Bild: Atlassian)

Kritisch dürften die Börsianer eher die Probleme in der Verwirklichung der zugespitzten Cloud-Strategie des Unternehmens bewertet haben. Im Februar 2024 wird Atlassian den Support für kleine On-Premises-Produkte einstellen. Kunden können dann entweder in die Cloud (SaaS) oder eine Rechenzentrumslizenz für on Premises kaufen, die es aber erst ab 500 User gibt. Nur wirklich große Firmen können das ausschöpfen. Mit Compass stellte die Firma zudem ein neues Cloud-Tool vor. Trotz alledem schafft die Firma im Cloud-Geschäft nur eine Steigerung der Einnahmen um 27 Prozent gegenüber Q1/2023, was den schlechtesten Wert seit Q4/2022 darstellt. Bei den Data-Center-Produkten stiegen die Einnahmen hingegen um 42 Prozent. Auch die Erwartungen für das kommende Quartal und das Gesamtergebnis 2024 sehen ähnlich aus: ein deutlich höheres Wachstum On Premises als in der Cloud. Atlassians Finanzchef Cameron Deatsch gab im Analystengespräch zu, dass die Firma weniger Neukunden gewinnen konnte; insbesondere wechselten weniger Kunden vom kostenlosen ins kostenpflichtige Abo (Transkript bei Seeking Alpha). Das sind insgesamt keine guten Nachrichten für die Zukunft einer allzu engen Cloud-Strategie.

Die Entwicklerplattform ist für Kundinnen und Kunden zudem ein Beispiel für die Risiken, die der Betrieb von Firmenanwendungen in der Cloud darstellen. Jira, Confluence und der Atlassian-Support waren 2022 für viele Anwenderinnen und Anwender wochenlang nicht erreichbar. Installationen im eigenen Unternehmen bergen zwar auch Risiken, wie die am Dienstag gefundene gefährliche Lücke in Confluence, hier kann der Admin selbst jedoch sofort mit einem Update reagieren.

(who)