Atomkraft: Japan fährt 48 Jahre alten Reaktor wieder hoch

Nach dem Super-GAU in Fukushima hatte Japan sämtliche AKW heruntergefahren. Jetzt geht ein Reaktor wieder in Betrieb, der knapp 50 Jahre alt ist.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 371 Kommentare lesen

Atomkraftwerk Takahama

(Bild: Kepco)

Lesezeit: 3 Min.

Der japanische Betreiberkonzern Kansai Electric Power (Kepco) hat einen 48 Jahre alten Atomreaktor wieder angefahren. Block 1 im Atomkraftwerk Takahama in der Präfektur Fukui ist damit der älteste operierende Atomreaktor des Landes. Er war 1974 in Betrieb genommen worden, bevor er im Januar 2011 für regelmäßige Inspektionen vom Netz genommen wurde. Als es kurz darauf im März infolge eines Erdbebens und massiven Tsunamis zu Kernschmelzen im Atomkraftwerk Fukushima kam, blieb der Reaktor auch danach abgeschaltet.

Der Reaktor soll ab nächsten Mittwoch Strom erzeugen, bevor er am 28. August den vollen Betrieb wieder aufnimmt. Die 1984 fertiggestellten Reaktoren 3 und 4 des AKW Takahama sind aktuell im Betrieb, der 1974 fertiggestellte Block 2, der im November 2011 heruntergefahren wurde, soll noch in diesem Jahr wieder angefahren werden. Kepco versichert (PDF), alle nötigen Inspektionen vorgenommen zu haben.

Nach der Atomkatastrophe in Fukushima am 11. März 2011 hatte Japan sämtliche AKW im Lande heruntergefahren und deutlich verschärfte Sicherheitsstandards eingeführt. Trotz der Katastrophe und der ständigen Gefahr neuer Erdbeben setzt Japan weiter auf Atomstrom. Im Mai dieses Jahres beschloss das japanische Parlament, dass die AKW des Landes unbegrenzt weiterlaufen dürfen.

Zum einen will das rohstoffarme Land ähnlich wie Deutschland seine Abhängigkeit von Öl- und Gasimporten verringern. Zum anderen will Japan seine Klimaschutzziele erreichen: Bis zum Jahr 2050 soll der CO₂-Ausstoß auf null reduziert werden. Die Regierung will bis 2030 etwa 20 bis 22 Prozent der Stromerzeugung aus der Kernenergie und 36 bis 38 Prozent aus erneuerbaren Energien gewinnen.

Um dieses Ziel zu erreichen, müssten fast 30 Reaktoren wieder in Betrieb genommen werden, was jedoch angesichts der langwierigen Genehmigungsverfahren und des lokalen Widerstands dagegen unrealistisch sei, schrieb die Zeitung Nikkei Asia kürzlich. Auch gegen die erneute Inbetriebnahme von Block 1 des AKW Takahama hatte es vor der Kepco-Zentrale in Osaka Protestaktionen gegeben.

Ursprünglich sollte der Reaktor im Juni wieder angefahren werden, doch wurde der Plan verschoben, da zusätzliche Arbeiten an der Brandschutzinfrastruktur erforderlich waren. Japans Atomaufsichtsbehörde hatte im Jahr 2016 grünes Licht für den Betrieb des Reaktors gegeben. Von den landesweit mehr als 40 kommerziellen Reaktoren in Japan sind inzwischen elf Reaktoren wieder in Betrieb.

Unterdessen bereitet Japan die Einleitung großer Mengen aufbereiteten Wassers aus der Atomruine Fukushima Daiichi ins Meer vor, nachdem die Internationale Atomenergiebehörde kürzlich grünes Licht gegeben hatte. Der Plan wird jedoch von örtlichen Fischern und Nachbarländern wie China weiter abgelehnt. Die durch den Super-Gau 2011 zerstörten Reaktoren müssen noch immer mit Wasser gekühlt werden, das bislang gefiltert in Hunderten von Tanks gelagert wird. Wegen Überlastung soll das Wasser gefiltert und verdünnt im Pazifik verklappt werden.

(anw)