Auch 2002 schwache Aussichten für die Halbleiterindustrie

Die Marktforscher von World Semiconductor Trade Statistics sagen der Halbleiterbranche im kommenden Jahr nur 2,6 Prozent Wachstum voraus.

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Die Marktforscher von World Semiconductor Trade Statistics (WSTS) sagen der Halbleiterbranche im kommenden Jahr nur 2,6 Prozent Wachstum voraus. Steigende Umsatzzahlen sieht die WSTS dabei nur im asiatisch-pazifischen Raum und in Japan; in Nord- und Südamerika und in Europa geht es noch weiter leicht bergab. Erst in den Jahren 2003 und 2004 soll es wieder Steigerungsraten von 18,5 beziehungsweise 15,1 Prozent geben. Da der Einbruch in diesem Jahr mit über 32 Prozent im Vergleich zu 2000 aber so gewaltig war, erreicht die Industrie selbst im Jahre 2004 noch nicht das Rekordniveau des Jahres 2000 von 204,4 Milliarden US-Dollar Umsatz.

Interessant ist auch die vorhergesagte Entwicklung der Umsatzzahlen in den verschiedenen Halbleitersektoren. Laut WSTS sollen vor allem Sensoren, Mikroprozessoren und analoge Schaltungen im kommenden Jahr zulegen. Bei Speicher gehe es dagegen nochmals um 2,6 Prozent abwärts.

Eine Studie der US-Marktforscher von Dataquest sieht für Speicherchips eine noch deutlich schwärzere Zukunft. Demnach soll der Umsatz mit DRAMs im nächsten Jahr nochmals um 19 Prozent einbrechen (nach 67 Prozent in diesem Jahr). Die WSTS, deren rund 70 Mitgliedsfirmen nach eigenen Angaben rund 90 Prozent des Weltmarktes abdecken, bezifferte den diesjährigen DRAM-Umsatzeinbruch hingegen nur auf 49,4 Prozent.

Die Dataquest-Forscher behaupten, dass wegen der weit unter Herstellungspreis verkauften Speicherchips die Halbleiterfirmen jeden zurzeit verkauften PC mit durchschnittlich 40 US-Dollar subventionierten. Aus Angst davor, Marktanteile zu verlieren, drosselten die großen DRAM-Hersteller die Produktion dennoch nicht. Als Folge davon müssten sie eben auch im Jahr 2002 mit Einbußen leben.

An der Realitätsnähe der Martkprognosen sind allerdings Zweifel angebracht. So unterscheiden sich die Vorhersagen der Institute offenbar deutlich; je nach Erhebungsmethode, Bewertung und Zahl der Datenquellen schwanken natürlich auch die Ergebnisse. Schon in ruhigen Zeiten sah die Entwicklung oft ganz anders aus als vorhergesagt. Angesichts der aktuellen Turbulenzen dürfte die Trefferquote der Marktforscher noch geringer sein.

Vor einem Jahr war die WSTS von einem 20-Prozent-Wachstum der Halbleiterindustrie in diesem Jahr auf 250 Milliarden US-Dollar ausgegangen. Vergleicht man dies mit den jetzt für 2001 geschätzten 138,8 Milliarden, liegt die Abweichung bei fast 45 Prozent. Dataquest hatte im Herbst 2000 sogar noch 27,5 Prozent Wachstum für 2001 vorausgesagt.

Die WSTS korrigierte ihre Fehleinschätzung zuletzt im Juli, Dataquest im August. Bereits im Februar hatte die WSTS eingeräumt, dass das 20-Prozent-Wachstum kaum zu schaffen sei. Man sei aber lange davon ausgegangen, dass die Talsohle im zweiten Quartal 2001 erreicht werde und bereits in der zweiten Jahreshälte die Umsätze wieder steigen würden.

Doch auch die den aktuellen Schätzungen zugrunde liegenden Annahmen sind schwer nachzuvollziehen. So meldete etwa die Chip-Foundry Chartered Semiconductor für das dritte Quartal einen Nettoverlust von fast 75 Millionen US-Dollar. Der Umsatz lag mit 79,2 Millionen US-Dollar um 74 Prozent unter dem des Vorjahresquartals und um 21,3 Prozent unter dem des zweiten Quartals. Besonders schlecht liefen Kommunikations-Chips – noch schlechter als DRAMs. Die taiwanische TSMC sah im dritten Quartal dagegen schon wieder einen Silberstreif am Horizont. Ein klarer Trend scheint also kaum erkennbar. (ciw)