Ausprobiert: Edge- und On-Premises-Cloud mit Canonicals MicroCloud

Einen hochverfügbaren Rechencluster zu konfigurieren, ist keine einfache Übung. Mit MicroCloud will Canonical den Prozess auf wenige Befehle eindampfen.

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(Bild: Canonical)

Lesezeit: 4 Min.

Als dritte und letzte Station einer Roadshow hat der Ubuntu-Distributor Canonical am Dienstag in München sein neues Edge-Computing-Produkt MicroCloud vorgestellt, das seit kurzem verfügbar ist. Den Kern von MicroCloud bildet der VM- und Systemcontainer-Hypervisor LXD, Software-defined Networking leistet OVN während Ceph sich um verteilen Speicher kümmert. Die Komponenten liefert Canonical als microovn und microceph in Form von Snaps aus.

Miona Aleksic und Julian Pelizäus von Canonical führen MicroCloud in München vor.

Miona Aleksic, Produktmanagerin für MicroCloud und LXD, erklärt im Gespräch mit c't, dass Snaps es dem MicroCloud-Team ermöglichen, die Komplexität gering zu halten und Aktualisierungen vereinfachen. Upgrades auf neue Versionen sollen automatisch passieren und keine Downtime verursachen. Sollte es durch ein Upgrade zu einem Fehler kommen, werde das entsprechende Paket automatisch zurückgerollt.

Wie andere verteilte Systeme mit Hochverfügbarkeit (HA) treffen Knoten im MicroCloud-Cluster Entscheidungen mit dem Raft-Algorhithmus. Dafür braucht es mindestens 3 Nodes. Nach oben hin gibt Canonical die Zahl möglicher Knoten im Cluster mit 50 an. Damit positioniert sich MicroCloud im Bereich zwischen Edge und On-Premise-Clouds. Ubuntu Desktop, Ubuntu Server und Ubuntu Core können als Basissysteme dienen, letzteres eignet sich am besten für Edge-Umgebungen. Neben x86 unterstützt MicroCloud auch die ARM-Architektur.

Canonical will mit MicroCloud den Aufwand für die Bereitstellung eigener Cloud-Infrastrukturen verringern. Von einem installierten Basissystem bis zur MicroCloud mit 3 Knoten und verteiltem Ceph-Speicher haben wir in einem Testlauf nur 10 Minuten gebraucht. Voraussetzung ist, dass die Pakete microcloud lxd microceph microovn installiert sind. Führt man dann microcloud init aus, entdeckt MicroCloud mittels mDNS automatisch geeignete Systeme im Netzwerk und führt auf der Kommandozeile mit Ja-/Nein-Fragen durch die Erstellung des Clusters und konfiguriert Netzwerk sowie lokale und verteilte Speicher. Der Prozess ist bewusst sehr einfach gehalten. Wer die Cloud-Umgebung im Detail vorkonfigurieren möchte, kann MicroCloud mit microcloud init --preseed example.yaml auch einen YAML-Bauplan übergeben.

Mit MicroCloud steht der Cluster nach wenigen Minuten.

VMs und Container, in denen die Workloads ausgeführt werden, können über das Kommandozeileninterface oder in der LXD-Weboberfläche angelegt und konfiguriert werden. Freunde von Infrastructure-as-Code provisionieren Ressourcen mit Terraform über den LXD-Provider. Im Rahmen einer Demo simulierte Canonical in München den Ausfall eines Mitglieds im Cluster und migrierte manuell eine Nextcloud-Instanz, die als Snap in einem Linux-Container lief. Auf Nachfrage bestätigt Canonical, dass sich der Selbstheilungsvorgang auch automatisieren lässt. Die automatische Provisionierung von Instanzen abhängig von Last (Autoscaling) wollen die MicroCloud-Entwickler in einer späteren Version nachrüsten.

(Bild: documentation.ubuntu.com)

Cédric Gégout, Vice President im Produktmanagement bei Canonical, erklärt gegenüber c't, dass MicroCloud das Cloud-Portfolio des Unternehmens weiter vervollständigen soll. Mit MaaS (Metal-as-a-Service) habe sein Unternehmen bereits eine Software zur Provisionierung von Bare-Metal-Servern im Angebot. MicroCloud und LXD erleichtern es jetzt, aus Ubuntu-Systemen hochverfügbare Cluster zu bilden und VMs und Systemcontainer zu provisionieren. Für Kubernetes-Workloads in MicroCloud empfiehlt Canonical das hauseigene Produkt Micro8s, das künftig noch besser in MicroCloud integriert werden soll. Von reproduzierbaren DevOps-Umgebungen, bis zu AI-Workloads könne man sich viele Anwendungsbereiche vorstellen. Letztlich entscheiden aber die Nutzer, wie und welche Workloads sie in MicroCloud ausführen.

Support für Unternehmenskunden gibt es im Rahmen von Ubuntu Pro, abgerechnet wird pro Knoten im Cluster. Canonical hatte LXD im Sommer aus der Linux-Container-Community ausgegliedert und zu einem offiziellen Projekt gemacht. Die Nachfrage von c't, ob der Schritt im Zusammenhang mit dem geplanten Release von MicroCloud stehe, verneinte das Unternehmen. Interessierte finden mehr Informationen zu MicroCloud im GitHub-Repository des Projekts oder auf der Website von Canonical.

(ndi)