Ausverkaufte Konsolen: Eine PS5 gibt es nur auf Bewerbung

Ein Online-Shop vergibt die begehrte PS5 nur an Kunden, die eine hübsche Bewerbung schreiben. Alle anderen können sich auf lange Wartezeiten einstellen.

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(Bild: Sony)

Lesezeit: 4 Min.

Nur "wahre Gamer" dürfen sich an der Preisausschreibung von Alternate beteiligen. Sie müssen in Deutschland wohnen und mindestens 18 sein, solange sie nicht die Zustimmung eines Erziehungsberechtigten haben. Der große Preis: die einmalige Gelegenheit, eine Playstation 5 zu kaufen. Die Sieger des Bewerbungswettbewerbs dürfen entweder 600 Euro für eine PS5 samt zwei Controllern und Kamera oder 720 Euro für die Variante mit den Spielen "Nioh 2" und "Dirt 5" zahlen. Insgesamt gibt es 265 PS5-Konsolen zu ergattern.

Der Technik-Shop hat sich die Aktion eigenen Angaben zufolge ausgedacht, damit beim Kauf der chronisch vergriffenen Playstation 5 nicht mehr nur die Willkür und die schnellste F5-Taste entscheidet. Also darf man sich dort bewerben auf die Chance, eine PS5 zu kaufen, ganz klassisch mit einem Motivationsschreiben. "Wie du uns von dir als geeigneten Kandidaten überzeugst, bleibt dir überlassen, ob mit einem kreativen Motivationsschreiben, mit eigenen YouTube-Videos oder Links zu deinen Social-Media-Profilen, wo du deine Leidenschaft in Bezug auf den Aktionsartikel in Bildern darstellst", erklärt Alternate auf der Webseite zur Werbeaktion. Ein Lebenslauf wird immerhin nicht gefordert.

Es ist nicht das erste Mal in den vergangenen Monaten, dass die Komponentenknappheit Händler auf derartige Ideen bringt. Im vergangenen Dezember entschied sich der schweizerische Händler Digitec etwa dazu, die Möglichkeit für den Kauf der Grafikkarte Radeon RX 6900 XT zu verlosen. Ganz abwegig ist diese Idee nicht: Immerhin gehen so die "Scalper", die mit Know-How und speziellen Tools große Mengen an begehrten Produkten abgreifen, um sie anschließend teurer weiterzuverkaufen, leer aus. Alternate verbindet diesen Gedanken mit dem Aufruf, doch bitte eine kleine virale Werbekampagne für das Unternehmen zu organisieren. Am Ende dürfte aber auch das nur den Frust bei den Kaufinteressenten sorgen, deren getippte und gefilmte Motivationsbekundungen von der Alternate-Jury für unzureichend befunden werden.

Sie könnten nämlich noch monatelang auf der Strecke bleiben: Microsoft, dessen Xbox Series X genau wie die Playstation 5 seit Marktstart durchgängig ausverkauft war, rechnet nicht vor Juni mit der ordentlichen Verfügbarkeit der neuen Konsolen. Qualcomm-Präsident Cristiano Amon erwartet sogar, dass die Halbleiter-Knappheit sich noch bis Ende des Jahres hinziehen könnte. Das heißt: Es könnte das komplette Jahr über schwierig bleiben, eine Spielkonsole oder eine Grafikkarte zu bekommen – den Hersteller fehlen schlicht die Teile, um sie in ausreichenden Mengen zu produzieren. Neben der Entertainment-Branche trifft die Chip-Knappheit auch Smartphone-Hersteller und Autobauer. Nach Angaben der Marktbeobachter von IHS Markit müssen sich die Smartphone-Hersteller bei neuer Bestellung von Qualcomm-Chips etwa auf Lieferzeiten von sieben bis acht Monaten einstellen.

Die Coronakrise begünstigt die Chip-Knappheit gleich doppelt: Einerseits beeinträchtigt sie Lieferketten und Produktionskapazitäten, andererseits führt sie zu einer erhöhten Nachfrage nach bestimmten Tech-Produkten, vor allem im Unterhaltungsbereich. Die Knappheit wurde darüber hinaus von einem Fabrikbrand und Wetterkatastrophen bei TSMC, dem weltweit größten Chip-Auftragsfertigern begünstigt. Um die Lage künftig besser in den Griff zu bekommen, möchte US-Präsident Biden nun 37 Milliarden US-Dollar in den Ausbau der US-Chipherstellung stecken.

Beim Kauf einer Playstation 5, einer Xbox Series X oder einer aktuellen Gaming-Grafikkarte hilft das nicht unmittelbar. Wer Alternate kein Motivationsschreiben schicken möchte, braucht wohl auch in den kommenden Monaten Glück, um die Wunschkonsole oder den Wunsch-PC zu bekommen.

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