Automatisches Wiki für Sicherheitsbehörden

Raytheon BBN hat ein System entwickelt, das digitale Nachrichtenquellen durchforstet und daraus Dossiers für Militär und Polizei erstellt.

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Der Sicherheitskonzern Raytheon BBN hat im Auftrag des US-Verteidigungsministeriums ein IT-System entwickelt, das digitale Nachrichtenquellen durchforsten und daraus dann annähernd in Echtzeit umfängliche Dossiers für Militär und Polizeibehörden erstellen kann. Die Einträge, die dabei entstehen, wirken wie Wikipedia-Einträge zu Personen und Organisationen, berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe.

Als Quellen dienen 40 Nachrichtenseiten in englischer, chinesischer und arabischer Sprache. Weitere Sprachen sollen folgen, ebenso die Auswertung von TV-Nachrichten. Ende des Jahres will Raytheon BBN dem Pentagon die erste Version des Systems liefern.

Zwar sind die Wikipedia-Einträge zu vielen Suchbegriffen noch eindeutiger. Doch das BBN-System erfasse alles, was auf Nachrichtenseite einlaufe und füge kontinuierlich Informationen hinzu, sagt Sean Colbath von Raytheon BBN bei einer Vorführung der Technik. "Natürlich könnte ich selbst 200 Artikel über den syrischen Diktator Bashar Al-Assad lesen, aber ich hätte gerne eine Maschine, die das für mich erledigt."

Jedes Dossier beginnt, indem zunächst eine "Entität" angelegt wird. Das kann der Name einer Organisation sein oder der einer Person. Dabei werden verschiedene Schreibweisen zusammengeführt. Im nächsten Schritt erfasst das System Verbindungen zu anderen Entitäten aus deren oder aus eigenen Aussagen. "Die Beziehungen werden automatisch hergestellt", erläutert Colbath. "Die Maschine hat zuvor aus Beispielen gelernt, wie man solche Beziehungen erkennt."

Allerdings tun sich Systeme zur inhaltlichen Textanalyse immer noch schwer, Humor, Sarkasmus, Redewendungen oder feine Bedeutungsnuancen in der Formulierung durch eine veränderte Satzstellung korrekt zu erfassen. Auch das BBN-System ist noch nicht perfekt, so dass die Dossiers manchmal seltsam klingen.

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(bsc)