Autonome Autos: US-Hersteller wollen weniger strikte Unfallberichtspflicht

Seit Juni 2021 müssen Hersteller von autonomen Autos Unfälle penibel berichten. Das ist ihnen zu viel, Wissenschaftlerinnen halten dagegen.

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Eines Tages gibt es möglicherweise nur noch autonome Autos. Verschwinden dann die Auffahrunfälle?

(Bild: NHTSA)

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US-amerikanische Unternehmen, die an autonomen Autos arbeiten, setzen sich dafür ein, an die Behörde für Verkehrssicherheit weniger Daten zu Verkehrsunfällen übersenden zu müssen. Der Branchenverband "Self-Driving Coalition for Safer Streets" meint, die Bemühungen der Hersteller könnten durch Fehlinformationen oder zweifelhafte Daten ohne Kontext beeinträchtigt werden, berichtet die Los Angeles Times. Der Koalition gehören unter anderem Waymo, Argo, Ford, General Motors, Cruise, Volvo, Aurora, Uber und Lyft an.

Die National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA) hatte im Juni 2021 neue Vorschriften (PDF) erlassen, nach denen Unfälle, an denen Autos auf öffentlichen Straßen mit einem Autonomiegrad ab Level 2 – wie Teslas "Autopilot" – beteiligt sind, durch die Menschen getötet oder stationär behandelt werden mussten, ein Airbag ausgelöst wurde oder ein Abschleppwagen kommen musste, von deren Herstellern innerhalb eines Kalendertags an die NHTSA gemeldet werden müssen. Andere Unfälle mit Autos, deren System zum automatisierten Fahren spätestens 30 Sekunden vor dem Unfall eingeschaltet war, müssen monatlich gemeldet werden.

Es belaste die Unternehmen, eine hohe Zahl an unnützen Berichten zu übermitteln, schrieb die Koalition der Selbstfahrer im November 2021 an die NHTSA. Beispielsweise meint der Branchenverband, dass Unfälle, bei denen ein menschlich geführtes bei niedriger Geschwindigkeit auf ein autonomes Fahrzeug prallt, nicht gemeldet werden sollten. Hierzu zitiert die Los Angeles Times Daten des California Department of Motor Vehicles, laut denen solche Unfälle die häufigsten seien, die im Zusammenhang mit autonomen Autos auftreten.

Bryant Walker Smith, der an der University of South Carolina zum autonomen Fahren forscht, meint gerade hier interessante Fragen zu sehen. Es könne sein, dass sich autonome Fahrzeuge im Straßenverkehr zögerlicher als menschlich geführte verhalten. Wegen solcher und anderer Fragen sollte die Datenbasis möglichst breit sein und nicht von den Unternehmen selbst eingeschränkt werden dürfen.

Kate Darling, Forscherin am Media Lab des MIT meint, es gehe derzeit auch noch darum, rechtliche Präzedenzfälle dafür zu schaffen, wenn Robotertechnik in den öffentlichen Raum eintritt. Da sollten Lobbykräfte oder menschliche Vorurteile die Regulierung nicht unangemessen beeinflussen; vielmehr müsse das gesamte System betrachtet werden.

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Dabei dürften kaum Zweifel bestehen, dass die schon vor einigen Jahren als "Smartphones auf Rädern" bezeichneten Autos ausreichend Daten hergeben, denn die Autohersteller protokollieren in sehr vielen Datensätzen die Leistung der Gefährte und das Verhalten der Fahrer. Laut dem Congressional Research Service hinderten keine Gesetze Hersteller und Softwareanbieter daran, Fahrer- und Fahrzeugdaten an Dritte weiterzuverkaufen, schreibt die Los Angeles Times.

(anw)