Baden-Württemberg schreibt Erprobung von Handy-TV aus

Gesucht wird im Südwesten ein Plattformbetreiber, der einen bundesweiten Aufbau von DMB-Sendeinfrastruktur finanziert und verschiedene Programme für das Handy-TV einspeist. Auch der Konkurrenzstandard DVB-H soll weiter erprobt werden.

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Von
  • Sven-Olaf Suhl

Die Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) will ein bundesweites Erprobungsprojekt für mobile Rundfunkdienste ("Handy-TV") starten und setzt in einer jetzt gestarteten Ausschreibung auf den Standard DMB. Damit habe die LFK jetzt einen Beschluss der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten umgesetzt und eine Ausschreibung für die Vergabe von Übertragungskapazitäten gestartet. Das Ziel dieses Projekts sei, Erkenntnisse über die technische und wirtschaftliche Realisierbarkeit von Fernsehen, Hörfunk und Mediendiensten über mobile Endgeräte zu erhalten, erklärte der Präsident der LFK Thomas Langheinrich: "Wir sind gespannt, ob sich interessierte Unternehmen mit innovativen Konzepten in diesem Zukunftsfeld positionieren wollen."

In der Ausschreibung, die bis zum 30. Dezember läuft, wird ein "Plattformbetreiber" gesucht, der drei bis vier Fernsehprogramme oder für die Betrachtung mit Mobilfunkgeräten angepasste Fernsehformate zusammenstellt und zusammen mit Mobilfunkbetreibern vermarktet. Als Voraussetzung für dieses Vorhaben rechnet die LFK mit "erheblichen" Investitionen in ein bundesweit aufzubauendes Sendernetz. Die gemeinsame Direktorenkonferenz hatte den Landesmedienanstalten im Sommer empfohlen, die notwendigen Schritte zur Durchführung der Erprobungsprojekte in den Ländern einzuleiten. Der LFK zufolge werden die Ausschreibungen in den anderen Bundesländern bis zum 30. November starten. Anschließend wollen die beteiligten Landesmedienanstalten in einem koordinierten Verfahren denjenigen Bewerber um den Plattformbetrieb als Projektteilnehmer auswählen, der am besten geeignet erscheint, zur Verwirklichung der in der Ausschreibung genannten Projektziele beizutragen. Diese komplizierte Prozedur ist eine Folge des föderalen Systems der Bundesrepublik, das den Bundesländern jeweils eigene Rundfunkhoheit einräumt und in dessen Folge mit den jeweiligen Landesmedienanstalten eine Vielzahl, zumeist regierungsnaher bürokratischer Apparate entstanden sind.

LFK-Präsident Langheinrich betonte, dass die in Korea bereits erprobte DMB-Technik -- neben DVB-H -- eine von derzeit zwei diskutierten Übertragungstechniken für mobile Rundfunkdienste sei: DMB habe den Vorteil, dass dafür ein Angebot im -- derzeit ungenutzten -- "L-Band" gemacht werden könnte. Die Landesmedienanstalten wollen aber auch den Weg für DVB-H-Technik offenhalten. Mit DVB-H könnten nach Einschätzung der Medienwächter über 20 verschiedene Fernsehprogramme oder sonstige ans Handy angepasste Formate übertragen werden. Allerdings sei hier die Frequenzsituation noch nicht so weit geklärt wie bei DMB. Die Landesmedienanstalten der fünf norddeutschen Länder hatten im August angekündigt, bis 2007 DVB-H-Dienste in Norddeutschland einzuführen.

Siehe dazu auch: (ssu)