Medienwächter prüfen Handy-TV via DMB zur Fußball-WM 2006

Der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten liegen eigenen Angaben zufolge mehrere Anfragen vor, zur WM 2006 mobile TV-Angebote über Digital Multimedia Broadcast zu starten.

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Von
  • Sven-Olaf Suhl

Die Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM) will klären, ob zunächst die Austragungsorte der Fußballweltmeisterschaft 2006 und später weitere deutsche Großstädte sowie die bundesdeutschen Autobahnen mit Digital Multimedia Broadcast (DMB) versorgt werden können. Nach Angaben der DLM liegen Anfragen potenzieller Betreiber vor, zur WM mittels DMB Bewegtbilder für speziell ausgerüstete Handys anzubieten. Laut DLM streben die Interessenten nicht nur Pilotprojekte, sondern -- je nach Akzeptanz -- auch über die Dauer der Weltmeisterschaft hinausgehende, "langfristige Nutzungsmöglichkeiten" an.

Digital Multimedia Broadcast ist eine auf DAB (Digital Audio Broadcasting) aufbauende Erweiterung, die speziell für Bewegtbildübertragung auf Empfangsgeräte ausgelegt ist, die sich mit hohen Geschwindigkeiten bewegen. Die Videocodierung erfolgt im Standard MPEG-4, der auch bei Datenraten unter 400 kBit/s zumindest auf kleinen Displays eine akzeptable Bildqualität ermöglichen soll. Die Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) plant einen DMB-Test in Regensburg, für den im Juni laut BLM die "Fein- und Schlussplanung" begonnen hat. In Korea wird DMB seit Mai kommerziell eingesetzt.

Eine Arbeitsgruppe der DLM soll bis Anfang September technische und verfahrensrechtliche Fragen im Zusammenhang mit den Handy-TV-Angeboten zur Fußball-WM klären. Zunächst gelte es, freie Frequenzbereiche für derartige Projekte länderübergreifend öffentlich auszuschreiben, hieß es. Gegenüber heise online stellte DLM-Sprecherin Ruth Annette Schriefers klar, dass sich die Arbeitsgruppe keinesfalls auf DMB als einzig möglichen technischen Standard für das Handy-TV festgelegt habe. Derzeit basierten jedoch alle Interessenbekundungen für bundesweite Angebote auf DMB. Nähere Angaben zu den Anbietern, die hinter den Absichtserklärungen stehen, wollte die Sprecherin unter Verweis auf vergaberechtliche Restriktionen nicht machen.

Als Standard für den TV-Empfang mit mobilen Endgeräten konkurriert DMB mit DVB-H. Ein Pilotversuch mit DVB-H und speziell ausgerüsteten Handys fand zuletzt in Finnland statt, im September beginnt ein weiterer Probelauf in Spanien. Mobilfunkanbieter T-Mobile hatte im Juni seine Bestrebungen, zur Fußball-WM mobiles digitales Fernsehen in allen Austragungsorten anzubieten, öffentlich gemacht. Dafür testet T-Mobile nach eigenen Angaben sowohl den auf DVB-T basierenden Standard DVB-H als auch DAB. Gegenüber heise online erklärte ein T-Mobile-Sprecher damals pragmatisch: "DVB-H ist für uns aus technischer Sicht attraktiver, doch wo wir keine Frequenzen erhalten, nehmen wir voraussichtlich DMB." (ssu)