Bagger macht Sachen: Internetausfall bei Pÿur in Berlin

Erneut haben Bauarbeiten für schwere Schäden an der Netzinfrastruktur gesorgt. In Berlin sind tausende Pÿur-Kunden vom Netz abgeschnitten.

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Netzbetreiber markieren ihre Kabelstrecken im Boden mit auffälligen Warnbändern, damit Bagger nicht an der falschen Stelle graben – nicht immer ist das erfolgreich.

(Bild: Tele Columbus)

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Bei Bauarbeiten im Berliner Bezirk Lichtenberg wurden am Mittwochnachmittag zwei Glasfaserstrecken des Netzbetreibers Tele Columbus ("Pÿur") durchtrennt. Tausende Haushalte sind vom Netz getrennt, können weder ins Internet noch Kabelfernsehen empfangen. Der Netzbetreiber versucht nun, die zerstörten Kabelstränge zu überbrücken.

Die Arbeiten dauern noch an, teilte das Unternehmen mit. Bei Tiefbauarbeiten auf einer Baustelle im Stadtteil Rummelsburg seien die in zehn Meter Tiefe geführten Kabelstränge auf einer Länge von rund 200 Metern von einem Bagger zerstört worden. Da die Kabelstränge jeweils mehrere hundert Glasfasern bündeln, die sich auf die Schnelle nicht einzeln reparieren lassen, werde die Schadenstelle überbrückt.

An den durchtrennten Kabeln hängen tausende Haushalte der Stadt, deren Internetverbindung und Kabelfernsehen ausgefallen ist. Offenbar sind Haushalte in mehreren Bezirken betroffen. Die Reparaturarbeiten werden den Angaben zufolge voraussichtlich bis zum Freitag andauern. Die Reparaturtrupps arbeiten auch durch die Nacht.

Durchtrennte Kabelstränge – sei es durch Fehler bei Bauarbeiten oder auch Sabotage – führen immer wieder zu weitreichenden Netzausfällen. Wenn wie in diesem Fall eine Hauptader eines Netzes betroffen ist, werden hunderte Glasfasern zertrennt, die einzeln wieder miteinander verbunden werden müssen.

Im Februar war es in Düsseldorf zum Ausfall des Behördennetzes gekommen, nachdem ein Bagger einen Kabelstrang durchtrennt hatte. Zahlreiche Websites der Verwaltung Nordrhein-Westfalens waren offline. Auch 15.000 Kunden der Deutschen Telekom sowie die Anbindung einiger Mobilfunkantennen in der Stadt waren betroffen.

Kurze Zeit später musste der Frankfurter Flughafen kurzzeitig den Flugbetrieb einstellen, nachdem bei Bauarbeiten erneut ein Glasfaserkabel durchtrennt worden war. Zahlreiche Flüge fielen aus, andere wurden nach Nürnberg, Köln oder Düsseldorf umgeleitet. Betroffene Reisende wurden auf die Bahn verwiesen.

Nicht immer sind es Bauarbeiter, die solche Schäden verursachen. Tele Columbus hat das 2018 erfahren, als eine linke Aktivistengruppe mit einem gezielten Brandanschlag auf die Kabelführung unter einer Brücke in Berlin für einen tagelangen Netzausfall sorgte. Auch aus Frankreich werden immer wieder Anschläge auf die Netzinfrastruktur berichtet.

Der Vorfall, der die Insel Hiddensee im Februar 2022 vollständig vom Netz trennte, wurde ironischerweise von dem Schiff verursacht, das eine neue Kabelanbindung verlegen sollte.

(vbr)