Be im Rückwärtsgang

Das kalifornische Softwarehaus Be trennte sich von 27 Mitabeitern für Vertrieb und Entwicklung und schloss seine Europa-Vertretung in Paris.

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Von
  • Hans-Peter Schüler

Das kalifornische Softwarehaus Be trennte sich von 27 Mitabeitern für Vertrieb und Entwicklung. Zugleich mit dem Belegschaftsabbau um ein rundes Viertel, der auch mit der Schließung von Bes einziger europäischer Niederlassung in Paris einhergeht, brach der Aktienkurs des Unternehmens um 33 Prozent auf einen Schlusskurs von 81 US-Cent ein.

Bezeichnete sich die Schmiede der Betriebssysteme BeOS und BeIA noch auf der CeBIT augenzwinkernd als die älteste Startup-Company, stehen die Zeichen jetzt eher auf Shutdown. Das Unternehmen hatte in der letzten Zeit alles auf eine Karte gesetzt und sich auf Software und Dienstleistungen für so genannte Web-Devices konzentriert. Solchen Geräten zum Surfen ohne PC hatte etwa das Marktforschungsinstitut IDC bereits für das Jahr 2000 einen Absatz von 220.000 Stück prophezeit; für die nächsten Jahre kursieren Absatzschätzungen in dreistelliger Millionenhöhe. Tatsächlich fanden im letzten Jahr aber nur 160.000 der Trend-Geräte einen Käufer.

Zudem hat beispielsweise Sony, mit seinem Internet-Terminal eVilla wohl prominentester BeIA-Vermarkter, die Markteinführung dieses Geräts gerade um einen Monat verschoben. Auf der CeBIT war vielfach zu hören, 2001 sei für Web-Devices das Jahr der Feldversuche, das große Geschäft werde sich wohl erst in 2002 einstellen.

Diese Durststrecke könnte den Kaliforniern jetzt zum Verhängnis werden: Be musste wiederholt tiefrote Zahlen bekannt geben, nachdem mit der kostenlosen Verteilung des Multimedia-Betriebssystems BeOS an PC-Privatanwender praktisch alle Einnahmequellen ausgetrocknet sind. Die erhofften Lizenznehmer des Web-Appliance-Systems BeIA (BeOS für Internet Appliances) dürften sich komplett aus Firmenkunden rekrutieren, denen Be zusätzlich seine Dienste bei der Server-basierten Verwaltung der pflegebedürftigen Gerätschaften verkaufen will. Diese Kunden haben derzeit die Wahl zwischen dem maßgeschneiderten BeOS, WindowsCE, mehreren Linux-Ausprägungen sowie QNX.

Vor diesem Hintergrund könnte Be in einen Teufelskreis geraten: Da sich die verschiedenen Betriebssysteme nur graduell in ihrer Eignung für Web-Devices unterscheiden, könnte sich Bes ungesicherter Fortbestand leicht zum entscheidenden Argument gegen das Web-Device-Betriebssystem der Kalifornier mausern. (hps)