Belichtungshelfer: Histogramme richtig anwenden
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Gewollte Flauheit
Aber nun zu einem Motiv, das genau in der anderen Richtung extrem ist: Im Nebel aufgenommene Fotos sind das krasse Gegenteil von scherenschnittartigen Gegenlichtaufnahmen, wie das Beispiel "Baum im Nebel" zeigt.
Dieses Foto entstand bei einem Spaziergang am Irschenberg, bei dem der unter Fotografen ziemlich prominente Baum tatsächlich fast unsichtbar, also wirklich nur zu erahnen war. Das Histogramm zeigt auch nur drei eng beeinander liegende Rot-, Grün- und Blau-Spitzen im Bereich der oberen Mitten. Wenn man den Weißabgleich, der hier noch eine bläulich-purpurne "Stimmung" beläßt, ganz egalisiert, so überdecken sie sich sogar völlig und ragen einsam aus dem ansonsten leeren Histogramm heraus. Je heller man das Bild macht, desto weiter rücken die Histogrammzacken nach rechts.
Bei einem derartigen Bild hat man einen breiten Spielraum, um durch Verändern von Belichtung und Weißabgleich unterschiedliche Stimmungen zu erzeugen. Die drei Beispiele wurden aus derselben Aufnahme im RAW-Format gewonnen. Wie man sieht: Belichtung ist nicht nur eine rein technische Angelegenheit. Oft gibt es nicht "die richtige Belichtung", genauso wenig wie es "die richtige Schärfentiefe gibt". Die Belichtung gehört zu den gestalterischen Mitteln der Fotografie, durch die ein Fotograf seine Auffassung des Bildes zum Ausdruck bringt.
Die Beispiele verdeutlichen, was die Histogramme aussagen, die moderne Kameras wahlweise nach der Aufnahme anzeigen. Manche dSLRs stellen sogar schon vor der Aufnahme ein Histogramm dar, das in die Live-Preview eingeblendet wird – also in die Vorschau vor der eigentlichen Aufnahme. Experimentieren Sie mit den Histogrammen! Versetzte, aber in der Form gleichartige Rot-, Grün- und Blau-Zacken in RGB-Histogrammen deuten auf farbige Flächen hin – wie beispielsweise bei dem blassblauen Himmel in den Aufnahmen vom Tegernsee zu Beginn des Artikels, oder auf einen nicht neutralen Weißabgleich wie in den Nebelaufnahmen.
Ob die frösteln machende eisblaue Stimmung nun erwünscht ist, bleibt eine Geschmacksfrage. Vorerst sollten Sie sich einprägen: Nutzen Sie bei der Aufnahme vor allem den rechten Bereich des Histogramms (also die Lichter) gut aus, möglichst aber ohne "Anschneiden" der Werte. Links, in den Schatten, dürfen sie eher Luft lassen (freie Bereiche) oder auch ein Anschneiden der "Histogrammhügel" in Kauf nehmen. Wie man das macht, erfahren Sie in der nächsten Folge: Die Belichtung – Messverfahren.