Apple "News" und "Stocks": Werbung von umstrittenem Anbieter Taboola

Taboola ist für seine Linkkästen bekannt. In zwei Apple-Apps ist die Firma nun Werbepartner, allerdings offenbar nur in drei Märkten.

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Digitaler Werbestress

Digitaler Werbestress.

(Bild: Shyntartanya/Shutterstock.com)

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Der Reklameanbieter Taboola hat nicht das beste Image: Mit sogenannten Chumbox-Anzeigen, die der Meinung vieler User nach Clickbait enthalten, vermarktet er Werbeplätze unter vielen Artikeln im Web und in Apps. Das Adtech-Unternehmen, das vor einigen Jahren vorhatte, mit dem ähnlich operierenden Konkurrenten Outbrain zu fusionieren, hat nun einen ganz besonderen neuen Kunden: Apple. Dies berichtet das US-Wirtschaftsmagazin Axios. Demnach soll in mindestens drei Ländern Taboola-Werbung nun direkt in zwei Apps des iPhone-Herstellers auftauchen.

Dabei handelt es sich um die Anwendungen News und Aktien (Stocks) unter iOS, aber offenbar auch den anderen Systemen wie iPadOS und macOS. News ist seit Jahren allerdings nur in den USA, Großbritannien und Kanada aktiv, für diese Märkte gilt laut Axios auch der Deal. Apple hatte bis vor kurzem Nachrichten-Links über ein Widget auch in der EU ausgespielt, das jedoch mittlerweile nicht mehr bestückt zu werden scheint. Taboola bestätigte den Vertrag mit Apple gegenüber Axios, Apple nahm zunächst nicht Stellung. Die Adtech-Firma habe über mehrere Jahre versucht, Vertrauen bei Apple zu schaffen, heißt es weiter. Taboola ist vor allem für sein hervorragend operierendes Verkaufsteam bekannt, das 2023 dabei half, Umsätze in Höhe von rund 1,4 Milliarden US-Dollar zu generieren.

Apple scheint vor allem an der Reichweite Taboolas interessiert zu sein, der Adtech-Konzern ist in vielen Ländern präsent und soll mehr als 9000 Publishing-Partner sowie 18.000 Mediaagenturen und Werbetreibende erreichen. Die meisten Geschäftsbeziehungen sind dabei direkt und laufen nicht über Vermarktungsplattformen. Taboola wird laut Axios nun zum "Authorized Advertising Reseller" und soll die Platzierung nativer Anzeigen in den beiden Apps übernehmen. Diese dürfen sowohl im jeweiligen Hauptfeed der App sowie einzelnen Artikeln stehen. Die Anzeigen lassen sich durch Nutzer eher schwer filtern, beispielsweise über ein VPN mit Filter. Safari-Content-Blocker scheinen hingegen nicht zu greifen.,

Die Ankündigung sorgte in der Apple-Szene für viel Kritik, wie der bekannte unabhängige Entwickler Michael Tsai in seinem Blog zusammengefasst hat. Der Analyst und Investor Om Malik schrieb, er verstehe nicht, wie Apple mit der Methode Geld verdient. Es hätte gereicht, die Preise für Abodienste zu erhöhen, statt Werbung zu schalten, meinte er. Investor und Ex-Journalist M.G. Siegler schrieb, die typische Taboola-Anzeigen seien "furchtbar" und "Clickbait". Es sei "schockierend", dass Apple dazu beitrage, diese im Web zu vertreiben. Es sei aber auch denkbar, dass Apple genau kontrolliere, welche Anzeigen Taboola ausliefern dürfe.

Blogger John Gruber, der gute Kontakte nach Cupertino hat, kommentierte, schon jetzt seien die Anzeigen in der News-App schlecht. "Wenn man mir vor ein paar Jahren gesagt hätte, die Anzeigen werden von Taboola verkauft, hätte ich gesagt: Oh, das ergibt Sinn." Die Werbung, die er sehe, erinnere ihn bereits an Chumbox-Reklame. "Es ist noch schlimmer, die wiederholen sich furchtbar oft."

Update

Die Fusion zwischen Taboola und Outbrain wurde 2020 wieder abgesagt. Entsprechende Stelle korrigiert.

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(bsc)