Bericht: Apple unter Tim Cook liefert zu spät

Produkverzögerungen bei Apple sollen sich gegenüber der Steve-Jobs-Zeit mehr als verdoppelt haben. Betroffen sind fast alle Gerätegattungen.

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Tim Cook im Münsterland

Apple-Chef Tim Cook lässt sich bei einem Besuch in Deutschland etwas erklären.

(Bild: dpa, Bernd Thissen)

Lesezeit: 3 Min.

Apples Produkte verzögern sich heute häufiger als noch vor einigen Jahren. Zu diesem Schluss kommt eine neue Analyse, die die US-Wirtschaftszeitung Wall Street Journal durchgeführt hat. Dazu wurden die mehr als 70 Produktstarts unter dem seit etwas mehr als sieben Jahren amtierenden Apple-Chef Tim Cook mit denen seines Vorgängers Steve Jobs verglichen, der im Oktober 2011 verstorben war. Von drei der unter Cook komplett neuen Produkte – Apple Watch, AirPods und HomePod – kam nur eines, die Apple Watch, pünktlich. Apple hatte sie für "Anfang 2015" angekündigt, sie kam dann im April, wenn auch mit anfänglichen Lieferverzögerungen.

Im Durchschnitt müssen Kunden 23 Tage auf neue oder überarbeitete Apple-Produkte nach der Ankündigung warten. Unter Steve Jobs lag dieser Zeitraum bei 11 Tagen. Von den 70 neuen oder überarbeiteten Produkten in der Tim-Cook-Ära hatten fünf eine Wartezeit zwischen Ankündigung und Auslieferung von drei Monaten oder länger, neun verzögerten sich zwischen einem und drei Monaten. Unter Steve Jobs seien ähnlich viele Produkte auf den Markt gelangt, doch habe sich nur ein Produkt um mehr als drei Monate verzögert, so das Wall Street Journal.

Verzögerungen können Apple Geld und Kunden kosten. So erlaubt Vorabankündigungen der Konkurrenz, eigene, ähnliche Produkte auf den Markt zu bringen. Zudem kommt es zur Enttäuschung der Kundschaft, wenn sie gewünschte Produkte nicht erwerben können. Beim iPhone sind Wartezeiten bis zur Auslieferung längst Normalität – zumindest beim jeweiligen Topgerät. So war die Verfügbarkeit des iPhone X zum Vorbestellungsstart teilweise nach Minuten um Wochen nach hinten gerückt. Mittlerweile ist das über 1000 Euro teure Smartphone deutlich besser lieferbar.

Den teuren Profi-All-in-One-Rechner iMac Pro und den inteliigenten Lautsprecher HomePod hatte Apple Monate im Voraus angekündigt. Während der iMac Pro im Dezember wie versprochen zumindest in der Einstiegskonfiguration verfügbar war – zum Preis von 5500 Euro und aufwärts –, ist der HomePod-Verkaufsstart nach wie vor unklar. Was an der Produktion der Geräte so problematisch ist, hat Apple nicht kommuniziert – Konkurrenten wie Amazon, Sonos oder Google liefern regelmäßig neue Varianten ihrer Smart Speaker.

Konzernchef Tim Cook gilt eigentlich als Experte für eine optimierte Lieferkette. So sorgte er dafür, dass Apple so gut wie keine Vorratshaltung mehr hat und die Produktion an Auftragsfertiger in China ausgelagert wurde. Vor seinem Job als Chief Executive Officer war er als Apples Chief Operating Officer unter anderem für eine reibungslose Produktion und Logistik verantwortlich. (bsc)