Bericht: ByteDance arbeitet mit Broadcom an der Entwicklung eines KI-Chips

US-Exportkontrollen erschweren China den Zugang zu fortschrittlichen Halbleitern. Durch die Zusammenarbeit mit Broadcom könnte ByteDance die Sanktionen umgehen.

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App-Icons Wechats und Tiktoks auf einem Handybildschirm, dahinter die Flagge der Volksrepulik China

(Bild: Boumen Japet / shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Andreas Knobloch

Der chinesische TikTok-Konzern ByteDance arbeitet mit dem US-amerikanischen Chipanbieter Broadcom an der Entwicklung eines fortschrittlichen KI-Prozessors. Das berichtete die Nachrichtenagentur Reuters am Montag mit Berufung auf zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen. Den ungenannten Quellen zufolge wäre der geplante 5-Nanometer-Chip mit den US-Exportbeschränkungen konform und die Herstellung würde an den taiwanesischen Chip-Konzern TSMC ausgelagert, schreibt Reuters.

Die US-Regierung hat im Jahr 2022 Exportkontrollen für Technologie für hochmoderne Halbleiter eingeführt. Washington verbietet formell den Export von vier Technologien, die für die Halbleiterherstellung benötigt werden. Begründet wurde dies mit dem Schutz von Gütern, die "vital für die nationale Sicherheit" sind, ohne, dass China explizit genannt wurde. Die bis dato härtesten Sanktionen gegen die chinesische Halbleiterindustrie verhinderten in der Folge weitgehend die Zusammenarbeit von US- und US-nahen Firmen mit chinesischen Herstellern bei der Entwicklung von Chips mit 5 nm- oder höherer Technologie. Chinesische Technologieunternehmen haben aufgrund der US-Exportbeschränkungen mit einem weitaus begrenzteren Angebot an KI-Chips zu kämpfen als ihre US-Konkurrenten. Die fortschrittlichsten Chipsätze des Chipherstellers Nvidia sind für Chinas Unternehmen aufgrund der US-Exportkontrollen, "die darauf abzielen, Durchbrüche in der KI und im Supercomputing durch Chinas Militär zu verhindern", wie Reuters schreibt, unerreichbar.

Die Zusammenarbeit von ByteDance mit Broadcom würde dazu beitragen, die Beschaffungskosten zu senken und eine stabile Versorgung mit höherwertigen Chips zu gewährleisten, so die Reuters-Quellen, die aufgrund der Sensibilität des Themas nicht genannt werden wollten. Zwar seien die Entwurfsarbeiten weit fortgeschritten; es werde jedoch nicht erwartet, dass TSMC noch in diesem Jahr mit der Herstellung des neuen Chips beginnt. Keines der drei involvierten Unternehmen war laut Reuters bislang zu einer Stellungnahme bereit.

ByteDance und Broadcom sind seit mindestens 2022 Geschäftspartner. Der chinesische Konzern hat in der Vergangenheit den Tomahawk 5 nm-Hochleistungs-Switch-Chip von Broadcom sowie dessen Bailly-Switch für KI-Computercluster gekauft, so der US-Hersteller in öffentlichen Erklärungen. Der Zugang zu KI-Chips ist für ByteDance entscheidend, um die Algorithmen seiner Anwendungen leistungsfähiger zu machen. ByteDance betreibt neben TikTok und der chinesischen Version der Kurzvideo-App namens Douyin eine Reihe weiterer Apps, darunter einen ChatGPT-ähnlichen Chatbot-Dienst namens Doubao, der laut Reuters 26 Millionen Nutzer hat.

Mit Verweis auf eine andere Quelle, berichte Reuters weiter, dass ByteDance "Nvidia-Chips gehortet" hat, bevor diese mit Sanktionen belegt wurden. Dazu gehören demnach A100- und H100-Chips, die vor der ersten Runde der US-Exportkontrollen verfügbar waren, sowie A800- und H800-Chips, die Nvidia für den chinesischen Markt hergestellt hat, die aber später ebenfalls eingeschränkt wurden. Laut Reuters hat ByteDance allein im vergangenen Jahr zwei Milliarden US-Dollar für den Kauf von Nvidia-Chips bereitgestellt. Darüber hinaus soll ByteDance im vergangenen Jahr auch Ascend 910B-Chips des chinesischen Herstellers Huawei gekauft haben.

Auch an einer anderen Front sieht sich ByteDance in den USA derzeit großem politischem Druck ausgesetzt. Ein neues US-Gesetz verbietet die Kurzvideo-App TikTok. Eigentümer ByteDance wehrt sich gegen Zwangsverkauf und Verbot und will das Gesetz vom zuständigen Gericht für verfassungswidrig erklären lassen. Sollte das nicht gelingen, werde die App eher geschlossen, als verkauft, heißt es.

(akn)