Bericht: Debitel-Übernahme durch Freenet vor Abschluss

Die Übernahme des Mobilfunkproviders Debitel durch die Hamburger Freenet AG steht Medienberichten zufolge kurz vor dem Abschluss. Auch die bisher ungeklärte Führungsfrage soll inzwischen entschieden worden sein.

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Der geplante Zusammenschluss von Freenet und Debitel ist nach Einschätzung von informierter Seite auf bestem Wege. Die Prüfung der Bücher stehe vor dem Abschluss, die Verträge für die Übernahme könnten dann bald unterschrieben werden, verlautete nach dpa-Angaben am heutigen Freitag aus dem Umfeld der Unternehmen. Damit wurde ein Bericht des Börsendienstes Platow-Börse bestätigt, demzufolge der Abschluss des Geschäfts schon in der kommenden Woche über die Bühne gehen könne.

Die Banken von Debitel, die dem vom Finanzinvestor Permira kontrollierten Unternehmen Kredite gewährten, hätten der Transaktion bereits zugestimmt. Der Transaktionswert soll laut Medienberichten bei 1,4 bis 1,8 Milliarden Euro liegen. Auch die Frage, wer das fusionierte Unternehmen künftig führen wird, scheint intern beantwortet worden zu sein. Offen ist noch die Zustimmung der Aufsichtsräte, die in der kommenden Woche erfolgen könnte. Die Fusion der beiden größten Zwischenhändler von Handy-Verträgen könnte noch auf Widerstände der Kartellbehörden stoßen. Die beteiligten Unternehmen betonten, die Gespräche liefen weiter. Zum Stand der Verhandlungen machten sie wie auch Permira keine Angaben.

Durch den Zusammenschluss würde der drittgrößte Handy-Anbieter mit rund 19 Millionen Kunden nach T-Mobile und Vodafone D2 Vodafone Group entstehen. In den vergangenen Jahren hatten die Unternehmen wiederholt über eine Fusion gesprochen, aber keine Einigung erzielt. Mit dem Verfall der Handy-Tarife stieg der Druck aber auf die Margen. Parallel zur Übernahme von Debitel arbeitet Freenet-Chef Eckhard Spoerr an einem Verkauf der Portal- und DSL-Sparte der im TecDAX notierten Gesellschaft. Die Unterlagen für die Veräußerung sollen bis Anfang Mai verschickt werden.

Unterdessen berichtet das Manager Magazin, dass im Falle der Fusion zahlreiche Filialen des Unternehmens geschlossen werden könnten. Auch in der Verwaltung seien hunderte Jobs gefährdet, heißt es weiter. Durch die Vereinigung von Mobilcom und Debitel würde das Filialnetz zu eng werden, allein in den 15 größten Städten kämen beide Partner auf über 500 Filialen, von denen zahlreiche geschlossen werden müssten. Über die genaue Zahl werde noch diskutiert.

Den Streit über die Führung des Unternehmens scheint inzwischen der Debitel-Chef Oliver Steil für sich entschieden zu haben. Freenet-Boss Eckhard Spoerr verhandele bereits über Zeitpunkt und Preis seines Rückzugs, heißt es dazu. Spoerr könne demnach noch bis Ende des Jahres im Amt bleiben und sich danach die Restlaufzeit seines Vertrags auszahlen lassen. Das würde Spoerr, ohnehin einer der bestverdienenden deutschen Manager, den Abgang aus dem von ihm aufgebauten Unternehmen versüßen.

Unklar ist unterdessen, wie sich United Internet verhält. Mit dem Internetanbieter und dessen Partner Drillisch laufen wieder Gespräche über eine mögliche Übernahme. Freenet-Großaktionäre drängen Berichten zufolge darauf, diese Gespräche noch abzuwarten. United-Internet-Chef Ralph Dommermuth hatte laut n-tv die Freenet-Führung gewarnt, zusammen mit Debitel wäre Freenet für United Internet nicht mehr interessant. Dommermuth wolle die Freenet-Aktionäre entschieden lassen und poche deshalb auf die Einhaltung des Zeitplans, nach dem die Aktionäre innerhalb der kommenden zwei Monate zwei entscheidungsreife Optionen vorgelegt bekommen. (vbr)