Freenet gliedert DSL-Geschäft aus [Update]

Der Telekommunikationsanbieter trifft Vorbereitungen für den erwarteten Verkauf der DSL-Sparte. Die Bereiche DSL und Portal sollen in eigene Gesellschaften ausgegliedert werden.

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Der Telekommunikationsanbieter Freenet trifft Vorbereitungen für die angekündigte Neuorientierung und den Verkauf einzelner Geschäftsbereiche. Wie das Unternehmen am gestrigen Sonntagabend in Hamburg mitteilte, sollen das DSL- und das Portalgeschäft jeweils in eigene Gesellschaften ausgegliedert werden. Das habe der Aufsichtsrat in seiner Sitzung am Sonntag beschlossen. Die neuen Tochtergesellschaften müssen nun noch gegründet werden. Das DSL-Geschäft mit rund 1,3 Millionen Kunden steht zum Verkauf. Erste Gespräche mit Interessenten hatte Freenet im Februar bestätigt. Gleichzeitig hatte Freenet-Chef Eckhard Spoerr angekündigt, dafür den Konzern möglichst schnell in eine neue Struktur zu überführen.

Als möglicher Käufer gilt immer noch United Internet. Das Montabaurer Unternehmen hatte bereits im vergangenen Jahr eine Übernahme betrieben. Deutschlands zweitgrößter DSL-Anbieter nach der Telekom hatte sich über eine Holding zusammen mit dem Mobilfunkprovider Drillisch an Freenet beteiligt, weitere Schritte dann aber unterlassen. Während United Internet am DSL-Geschäft der Hamburger interessiert war, galt Drillisch als Käufer für die Mobilfunksparte. Freenet und Mobilcom waren erst im vergangenen Jahr nach langen Schwierigkeiten fusioniert.

Inzwischen hat sich auch der mit Verlusten kämpfende Netzbetreiber Versatel ins Spiel gebracht. Für den ehemaligen Regionalcarrier ist die Übernahme eines Konkurrenten eine Option, weiter zu wachsen. Organisches Wachstum ist angesichts des harten Preisdrucks auf dem deutschen DSL-Markt teuer, der Kundenzuwachs hatte sich bei Versatel zuletzt abgeschwächt. Der Düsseldorfer Anbieter hat selbst 635.000 Privatkunden und könnte mit der Übernahme der doppelt so starken Freenet für deutliches Wachstum sorgen. Allerdings steht Versatel selbst als möglicher Übernahmekandidat da. United Internet ist bereits mit knapp 25 Prozent an dem Unternehmen beteiligt, und Hauptaktionär Apax Partners prüft Branchenkreisen zufolge Optionen für seine 44 Prozent der Anteile.

Update:

Im Geschäftsjahr 2007 verzeichnete Freenet einen Umsatzrückgang von 2,05 Milliarden Euro im Vorjahr um 9,3 Prozent auf 1,86 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis konnte der Konzern deutlich steigern. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) wuchs von 147 Millionen Euro im Jahr 2006 um 71,9 Prozent auf 252,8 Millionen Euro. Freenet hat das Jahresziel von 250 Millionen EBITDA damit erreicht. Unterm Strich blieben dem Unternehmen allerdings gerade mal 16,5 Millionen Euro. 2006 hatte Freenet noch 257 Millionen Euro verdient.

Stärkstes Segment ist der Mobilfunk (Mobilcom) mit einem Umsatz von 1,18 Milliarden Euro. Die Zahl der Kunden wuchs 2007 von 5,1 auf 5,7 Millionen Kunden. Die 1,28 Millionen DSL-Kunden – nach Freenet-Angaben ein stabiler Marktanteil von 7 Prozent – sorgten 2007 für einen Umsatz von 272,3 Millionen Euro, ein Plus von 39,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das ebenfalls zur Ausgliederung vorgesehene Portalgeschäft mit den Bereichen E-Commerce, Advertising und Bezahldienste machte im Gesamtjahr 56,7 Millionen Euro Umsatz mit 540.000 Vertragskunden.

Der Hosting-Bereich (Strato) verzeichnete zum Jahresende 2007 insgesamt 1,2 Millionen Kunden in Deutschland und im europäischen Ausland. 3,5 Millionen Domains sind bei der Berliner Freenet-Tochter gehostet. Der Geschäftsbereich trug mit 79,4 Millionen Euro zum Umsatz bei, was einer Steigerung von 15,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. (vbr)