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Bericht: Premiere sperrt am Monatsende Schwarzseher endgültig aus

Nico Jurran

Nach einem unbestätigten Bericht des Branchenmagazins Digitalfernsehen plant der Münchener Pay-TV-Anbieter, die alte Nagravision-Verschlüsselung bei der Satellitenübertragung am 30. Oktober abzuschalten.

Premiere [1] startet am 30. Oktober offenbar die nächste und entscheidende Stufe seiner Aktion gegen Schwarzseher: Zu diesem Zeitpunkt will der Pay-TV-Sender nach Informationen des Branchenmagazins Digitalfernsehen [2] die alte Nagravision-Verschlüsselung für sein über Satelliten verbreitetes Programm endgültig abschalten. Wenige Tage später soll die Abschaltung für Kunden vollzogen werden, die das Premiere-Programm über das Netz von Kabel Deutschland (KDG) beziehen.

Über Satellit (DVB-S/S2) kommen im Rahmen der angekündigten Doppelstrategie [3] als Verschlüsselungsverfahren für das Abofernsehen dann nur noch NDS Videoguard und die neue Nagravision-Version zum Einsatz, für die Premiere bereits passende Smartcards an seine Kunden verteilt hat. Für die Verbreitung durch das Digital-TV-Netz (DVB-C) von Kabel Deutschland werden die Premiere-Kanäle ausschließlich mit der neuen Nagravision-Version verschlüsselt. Der Kartentausch für die über KDG angeschlossenen Kunden läuft derzeit [4]. Laut Digitalfernsehen probt Premiere den Umstieg bereits am 20. Oktober, indem der Sender die alte Nagravision-Verschlüsselung für das Angebot "Premiere Star" deaktiviert.

Die neuen Nagravision-Smartcards lassen sich in nicht-zertifizierten Empfängern (Standalone-Receiver und PCs) mit Common Interface auch weiterhin einsetzen [5]; nötig für den Betrieb ist lediglich ein Conditional Access Module (CAM) wie Mascoms Alphacrypt. Für die NDS-Videoguard-Karten ist hingegen bislang kein passendes CAM verfügbar. Kunden, die sich nach dem automatischen NDS-Update ihres zertifizierten Receivers pflichtbewusst bei Premiere gemeldet und eine Videoguard-Smartcard erhalten haben [6], können die neue Karte folglich nicht in nicht-zertifizierten Empfängern einsetzen.

In einigen Medienberichten finden sich mittlerweile bereits die ersten Berichte, wonach das Schwarzseher-Problem durch den Kartentausch nicht vollends verschwinden wird – nicht selten mit dem Hinweis darauf, dass sowohl die neue Nagra-Version als auch Videoguard mittels des sogenannten Cardsharing-Verfahrens zulasse, mit einem Abonnement mehrere Receiver für den Premiere-Empfang freizuschalten. Ebenso ließe sich auf die Verbreitung entschlüsselter Pay-TV-Streams über das Internet hinweisen. Premiere dürfte dies jedoch durchaus bewusst sein. Tatsächlich geht es dem Sender aber vorrangig darum wirksam zu verhindern, dass massenhaft modifizierte Receiver mit Softcam-Emulation zum Einsatz kommen, wie dies zuletzt der Fall war. (nij [7])


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-211918

Links in diesem Artikel:
[1] http://www.premiere.de
[2] http://www.digitalfernsehen.de
[3] https://www.heise.de/news/Premiere-stellt-Verschluesselung-seines-Satelliten-TV-Angebots-auf-NDS-um-199440.html
[4] https://www.heise.de/news/Premiere-tauscht-KDG-Smartcards-in-Eigenregie-aus-207731.html
[5] https://www.heise.de/news/Alphacrypt-Module-arbeiten-ohne-Firmware-Update-mit-Premieres-Nagravision-Karte-194741.html
[6] http://www.heise.de/ct/08/19/196/
[7] mailto:nij@ct.de