Bertelsmann soll Trennung vom Musikgeschäft planen

Sony und Bertelsmann sprechen einem Zeitungsbericht zufolge über einen Verkauf des Bertelsmann-Anteils an SonyBMG an die Japaner. Eine Entscheidung könne es im Herbst geben, heißt es weiter.

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In Gütersloh hat das Major Label SonyBMG zwar nicht sein offizielles Hauptquartier, das ist standesgemäß in New York. Doch sitzt im tiefsten Westfalen die eine Hälfte eines ungleichen Elternpaares, die deutsche Bertelsmann AG. Das umfassende Musikgeschäft der Bertelsmann Music Group (BMG) hatte der Medienkonzern 2004 in ein Joint Venture mit der Sony Corporation eingebracht. Der Ehevertrag war für zunächst 5 Jahre geschlossen worden. Einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zufolge sieht es nicht nach einer dauerhaften Verbindung aus.

Schon vor Ablauf des Vertrags könnte es zu einer Trennung kommen, berichtet die Zeitung ohne Angabe von Quellen. Sony, das ein Vorkaufsrecht für die Bertelsmann-Hälfte habe, sei an einer Komplettübernahme interessiert und spreche derzeit mit den Güterslohern über einen möglichen Kauf ihrer Anteile. Beide Unternehmen haben die Angaben gegenüber der Zeitung nicht kommentiert.

Bertelsmann-Chef Hartmut Ostrowski, der zuletzt einen Verkauf ebensowenig ausgeschlossen habe wie eine Übernahme der Sony-Anteile, sei inzwischen zu einer Richtungsentscheidung gekommen, heißt es weiter: Er wolle das Musikgeschäft loswerden und aus der seit Jahren schrumpfenden Branche aussteigen. Dazu müssten sich Sony und Bertelsmann allerdings noch auf einen Preis verständigen. Doch seien die Partner in diesem Punkt anscheinend noch nicht einig, schreibt die Zeitung. Doch könne eine Entscheidung im Herbst dieses Jahres fallen.

Mit dem Napster-Abenteuer hat sich der Medienriese im Musikgeschäft eine blutige Nase geholt. Das Investitionsdesaster zog Schadenersatzklagen der Konkurrenz nach sich. Im Herbst 2006 beendete Bertelsmann den Streit mit Universal Music mit einem Vergleich über 60 Millionen US-Dollar. Gleichzeitig hatten die Gütersloher das Musikverlagsgeschäft an Universal-Mutter Vivendi verkauft. Das wurde damals auch als Signal für einen möglichen Komplettausstieg aus der Branche gesehen, obwohl sich das Unternehmen zu dem Joint Venture mit Sony bekannt hatte. (vbr)