Beschleunigtes WLAN: IEEE einigt sich auf Standardentwurf

Die IEEE-Arbeitsgruppe TGn fand auf ihrem Turnus-Meeting einen gemeinsamen technischen Nenner für das WLAN der nächsten Generation.

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Glaubt man den Auguren, befindet sich der Markt für drahtlose Datennetze nach dem WLAN-Standard 802.11 noch in der Boom-Phase. Nach Angaben des Marktforschungsunternehmens Infonetics wird der Zuwachs erst im Jahr 2008 auf einem Niveau von 80 Millionen verkauften WLAN-Geräte pro Jahr abflachen. Bis dahin sollen technische Verbesserungen in Sachen Datenrate und Verbindungsqualität das Interesse der Käufer wach halten. Damit WLANs als echter Ersatz für das Ethernet-Kabel durchgehen, braucht man aber höheren Durchsatz als die aktuellen 20 bis 25 MBit/s auf Anwendungsebene, denn Ethernet hat längst die Gigabit-Schwelle erreicht -- WLAN zieht bislang erst im Labor nach.

Am heutigen Freitag geht in Atlanta die Turnussitzung der IEEE-Arbeitsgruppen für die WLAN-Standardfamilie 802.11 zu Ende. Wie die Website ExtremeTech berichtet, hat sich die mit dem Standardentwurf für das WLAN der nächsten Generation betraute Arbeitsgruppe TGn von den ursprünglich eingereichten vier auf nunmehr einen gemeinsamen Vorschlag geeinigt. Damit steht allerdings noch kein Standard fest, denn der von der Herstellervereinigung TGnsync beigestellte und von der Arbeitsgruppe ausgewählte Entwurf dürfte noch einige technische Korrekturen und Ergänzungen erfahren. Der frühestmögliche Termin für die Verabschiedung eines endgültigen Standards wird zur nächsten Interims-Sitzung des IEEE im Mai kommen. Dann müssen mindestens 75 Prozent der stimmberechtigten Arbeitsgruppenmitglieder zustimmen, damit es zur Ratifizierung kommt. Allerdings ist denkbar, dass zwischendurch eingereichte Erweiterungen den Termin um eine oder mehrere Sitzungsperioden (jeweils zwei Monate) hinausschieben. Mit dem endgültigen Standard 802.11n sollte man deshalb erst im Herbst oder Winter rechnen, entwurfskompatible und später gegebenenfalls per Firmware-/Treiber-Update aufrüstbare Produkte könnten schon wenige Monate vorher erscheinen.

Der TGnsync-Vorschlag soll die Bruttodatenrate dank MIMO-Technik (Multiple Input, Multiple Output) und breiteren Hochfrequenzkanälen (regulär 20, optional bis zu 60 MHz) im ersten Schritt bis auf 315 MBit/s hochtreiben, später gar auf das Doppelte. Der Durchsatz auf Anwendungsebene dürfte bei einer guten Funkverbindung etwa 160 MBit/s respektive 320 MBit/s erreichen, also ungefähr anderthalb bis dreimal soviel wie Fast Ethernet. MIMO nutzt mehrere Sender/Empfängerzüge, die gleichzeitig auf derselben Frequenz funken, um per Spatial Multiplexing mehrere Datenströme parallel zu übertragen. Dabei lässt TGnsync jedoch die etablierte Technik nicht in einer Staubwolke hinter sich: Künftige WLANs sollen nach dem Willen des IEEE ältere Stationen nahtlos einbinden.

Pikant an der IEEE-Wahl ist, dass bereits erste MIMO-WLAN-Geräte auf dem Markt sind (Kurztest siehe c't 5/05, Seite 68). Die Produkte verwenden einen Chipsatz von Airgo Networks. Airgo gehört jedoch der in der Abstimmung unterlegenen WWiSE-Gruppe an, so dass man diese Geräte aller Voraussicht nach nicht per Firmware-Update auf den späteren Standard heraufziehen kann. Mehr zu MIMO, Smarten Antennen und der ersten Gerätegeneration wird in der c't-Ausgabe 8/05 folgen, die am 4. April erscheint. (ea)