Betrug mit Seagate-Festplatten: Händler tauschen, Seagate untersucht
Der Skandal um als neu verkaufte Gebrauchtfestplatten führt dazu, dass viele Händler die Laufwerke zurücknehmen. Seagate schickt eine weitere Stellungnahme.

(Bild: Aleksandr Grechanyuk / Shutterstock.com)
Als neu verkaufte gebrauchte Waren sind nicht nur ein Ärgernis, sondern können den strafrechtlichen Tatbestand des Betrugs erfüllen. Mehr als 200 Leser haben sich allein bei uns per Mail gemeldet und von solchen Seagate-Festplatten berichtet, mittlerweile aber tauchen in verschiedenen Foren weltweit Nachrichten von Betroffenen auf, etwa in Australien und Thailand. Zudem schreiben immer mehr Medien über den Fall, dazu erreichten uns bereits Berichte etwa aus Japan.
In Deutschland sind wir schon etwas weiter: Die meisten Händler dürften erkannt haben, dass es sich um Betrug handeln könnte, auch wenn sie selbst nicht die Betrüger sind. Wir haben Anfang der Woche Mails mit einer Bitte um eine Stellungnahme an die uns bekannten Versandhändler geschickt. Die Rückmeldungen lassen hoffen, dass die Kunden nicht auf den Kosten sitzen bleiben. Bei allen Händlern, die sich auf unsere Anfrage hin äußerten, wurde der Verkauf der betroffenen Festplatten gestoppt.
Stellungnahmen der Händler:
- Alternate schreibt, dass sie die Ware von etablierten deutschen Lieferanten bezogen haben, mit denen sie schon länger eine Geschäftsbeziehung pflegen. Sie wurden nicht darüber in Kenntnis gesetzt, dass es sich bei den Produkten nicht um Neuware handelt. Auch ihre Vorlieferanten hätten nach deren Aussage keine Kenntnis darüber und die Ware als Neuware an Alternate verkauft. Betroffene Kunden sollten sich per Mail an seagate@alternate.de wenden; das Unternehmen bietet sowohl einen Austausch (bei Verfügbarkeit) als auch eine Rückerstattung an.
- Bechtle schreibt, dass in begründeten Fällen die gesetzliche Gewährleistung greife.
- CTN-System verfährt bei Reklamationen zweigleisig. Die Kunden könnten die Festplatten behalten und würden vom Händler eine 3- beziehungsweise 5-jährige Garantie erhalten, wie auf der Website ausgewiesen, oder sie bekommen gegen Rücksendung der Festplatte den Kaufpreis erstattet.
- Galaxus verweist auf seinen Kundenservice sowie auf eine Hilfeseite zu den Fällen.
- Jacob Elektronik bittet um Kontaktaufnahme und bietet sowohl Austausch als auch RĂĽckerstattung an.
- JB Computer bietet seinen Kunden eine unkomplizierte RĂĽckabwicklung an und stellt dafĂĽr Versandunterlagen zur VerfĂĽgung.
- Kosatec prüft die Anfragen betroffener Kunden und will nach einer Prüfung schnellstmöglich eine Lösung für die Kunden finden. Händlerkunden sollen ein RMA-Ticket über den ihnen bekannten Weg öffnen.
- Maingau hat sich mit betroffenen Kunden in Verbindung gesetzt.
- Office Partner will die betroffenen Kunden vollständig entschädigen.
- Proshop-Kunden können die Festplatten kostenlos zurücksenden und erhalten auf Wunsch einen Ersatz (wenn möglich) oder eine vollständige Rückerstattung. Die Kunden sollten sich per Mail oder über das Kontaktformular auf der Website melden.
- Reichelt-Kunden können die betroffene Ware retournieren und erhalten den Kaufpreis zurück, auch ein Umtausch kommt bei Verfügbarkeit infrage.
- Wortmann will im Verdachtsfall das Laufwerk gerne überprüfen und abhängig vom Ergebnis reagieren.
Wir haben von Lesern gehört, dass weitere Händler ebenfalls eine Rücknahme angeboten haben, dazu liegen uns jedoch keine konkreten Informationen vor. Mit Händlern, die ihre Produkte über Shops bei Amazon, Ebay oder Kaufland vertreiben, haben wir bislang noch keinen Kontakt aufnehmen können.
Stellungnahme von Seagate
Auch Seagate hat mittlerweile eine neue Stellungnahme veröffentlicht:
"Wir nehmen diese Angelegenheit sehr ernst und führen eine gründliche Untersuchung durch. Wie bereits in dem vorigen Statement erläutert, hat Seagate diese Festplatten weder an Händler verkauft noch vertrieben. Wir können keine Details zu der laufenden Untersuchung mitteilen, vermuten aber, dass es sich bei diesen Festplatten um neue Produkte handelt, die Seagate an Kunden verkauft hat, und von diesen später auf dem Gebrauchtmarkt weiterverkauft wurden. In diesem Fall glauben wir, dass die Festplatten irgendwo in der Lieferkette des Gebrauchtmarkts wiedervermarktet und als neu weiterverkauft wurden. Wir empfehlen Händlern, Festplatten nur von zertifizierten Seagate-Distributionspartnern zu kaufen, da der Kauf bei zertifizierten Seagate-Distributionspartnern die beste Möglichkeit ist, Händlern und damit auch ihren Kunden die Authentizität der Seagate-Produkte zu gewährleisten.
Seagate verfügt über Prozesse zur Untersuchung dieser Art von Fällen, bei denen Teams proaktiv mit unseren Händlern zusammenarbeiten, um bei Bedarf Maßnahmen zu ergreifen. Unser Sicherheitsteam arbeitet auch regelmäßig mit lokalen Behörden zusammen, um erforderliche Maßnahmen zu ergreifen. Viele Untersuchungen werden auf der Grundlage von anonymen Hinweisen und Berichten von Partnern und Kunden eingeleitet. Diese Maßnahmen sollen Seagate-Partner und Endkunden auf einem zunehmend globalen Markt schützen.
Wir ermutigen jeden mit dem Verdacht, ein gebrauchtes und als neu vermarktetes Laufwerk erhalten zu haben, bei der Untersuchung zu helfen, indem er uns den Vorfall direkt unter fraud@seagate.com meldet. Darüber hinaus können Kunden, die Zweifel haben, ob die von ihnen gekauften Produkte den Angaben der Verkäufer entsprechen, auf unser Tool zur Garantieprüfung zugreifen. Verdächtige Festplatten und/oder Verkäufer können auch anonym über unsere Ethik-Hotline gemeldet werden.
Wir sind dankbar für das Vertrauen unserer Kunden und sind entschlossen, alles Mögliche zu tun, um dieses Vertrauen aufrechtzuerhalten."
Die Garantieabfrage von Seagate ist aufgrund von bereits seit langem geplanten und nicht verschiebbaren Wartungsarbeiten von Samstag, 08.02., 1.00 Uhr - Montag, 10.02.2025, 1.00 Uhr, auĂźer Betrieb.
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(ll)