Better Ads: Chrome soll Unterbrecherwerbung in Videos blocken

Neue Qualitäts-Standards sollen besonders nervige Video-Werbung stoppen. Ab August soll Chrome die Werbung von Websites blocken, die nicht umstellen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 76 Kommentare lesen
Better Ads: Chrome soll Unterbrecherwerbung in Videos blocken

Werbung in Videos wird im Chrome-Browser stärker reglementiert.

(Bild: SFIO CRACHO/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Torsten Kleinz
Inhaltsverzeichnis

Die Coalition for Better Ads führt neue Werberegeln für Online-Videos ein. Künftig sollen insbesondere zu lange Werbevorspänne bei Kurzvideos verschwinden.

Wer weiter auf die ungeliebte Werbeform setzt, muss mit Konsequenzen rechnen: Chrome soll ab August jede Werbung auf Websites blockieren, die gegen die neuen Regeln verstoßen. Betroffen sind aber nur relativ kurze Videos.

Die Coalition for Better Ads war 2016 auf Initiative von Google mit dem Ziel entstanden, die Verbreitung von Adblockern einzudämmen. Zu diesem Zweck sollen Werbeformen vom Markt verdrängt werden, die Nutzer am ehesten zur Installation eines Werbefilters motivieren. Obwohl Google mit einigem Widerstand zu kämpfen hatte, konnte der Konzern schließlich eine Allianz der wichtigsten Unternehmen im Geschäft mit Online-Werbung in der Koalition vereinen.

Den neuen Regeln war eine Befragung von 45.000 Nutzern in acht Ländern vorausgegangen. Die jetzigen Regeln sind die erste Ausweitung der Werbestandards, die sich zunächst auf die Bekämpfung von Popups und Autoplay-Videos beschränkt hatten. Neu verboten sind insgesamt drei Werbeformen: Zum einen darf Vorspann-Werbung nicht länger als 31 Sekunden dauern, wenn Nutzer sie nicht innerhalb der ersten fünf Sekunden überspringen können. Als Zweites wird Unterbrecherwerbung jeder Länge untersagt. Drittens dürfen auch keine Grafiken oder Texte über den Videoplayer gelegt werden, wenn diese zu sehr in der Mitte erscheinen oder mehr als 20 Prozent des Videos verdecken.

Diese Regeln gelten allerdings nur für relativ kurze Videos mit maximal acht Minuten Länge, die im Browser abgespielt werden. Längere Videos dürfen auch weiterhin unterbrochen werden. Die Beschränkungen gelten auch nicht für Over-the-top-Angebote (OTT), also etwa für Apps, die auf einem SmartTV installiert sind.

Wie bei der Einführung des "Adfilters" in Chrome räumt Google Werbetreibenden und Werbedienstleistern eine Übergangszeit von vier Monaten ein, in denen sie sich auf die neuen Regeln einstellen können. Danach erfasst Google Verstöße gegen die Better-Ads-Standards und benachrichtigt Websites, die gegen die Regeln verstoßen. Wie man selbst abgeschnitten hat, erfahren Website-Betreiber in den Webmasters Tools von Google, die auch einen "Ad Experience Report" enthalten.

Am 5. August läuft die Frist zur Nachbesserung ab. Wer trotz Warnung weiterhin auf zu lange Introwerbung setzt, wird abgestraft, indem Chrome schlichtweg jede Werbung auf der entsprechenden Website blockt, nicht nur die unzulässige Videowerbung. Da Chrome in vielen Werbemärkten der verbreitetste Browser ist, wäre dies wohl mit großen Einnahmeverlusten verbunden. Der Blockade könnten sich auch weitere Browser anschließen. So hatte die Industrieorganisation Ende 2019 bekanntgegeben, dass sich auch Microsoft mit dem neu aufgelegten Browser Edge den Zielen der Coalition for Better Ads verpflichtet habe.

Zum Start der neuen Regeln hat die Coalition for Better Ads breite Unterstützung von allen Seiten der Werbebranche eingeholt. So betont etwas Serge Heitmann von der Axel Springer-Tochter Media Impact, dass das Verbot der Werbeformen ganz den Bemühungen des Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) nach höherer Qualität in der Werbung entspreche. "Das Ziel der Digital Marketing Quality-Fokusgruppe ist es, durch Transparenz und Standards gegenseitiges Vertrauen und Achtung sowohl auf Seiten der Nutzer als auch der Werber zu schaffen", erklärt Heitmann. Google gelobt unterdessen, sich selbst nicht zu bevorzugen: So werde auch YouTube nach den gleichen Regeln wie alle anderen beurteilt, betont der Konzern.

Aber auch die Hersteller von Adblockern haben die Videowerbung für sich entdeckt. So hat der Kölner Hersteller Eyeo mitgeteilt, dass die neue Version des Adblock Browsers für Android ab Mittwoch auch einen YouTube-Modus enthält, der es erlaubt, alle Links auf die Videoplattform direkt im Browser statt in der YouTube-App zu öffnen. Somit wird alle Werbung, die nicht im Video selbst enthalten ist, durch den eingebauten Adblocker ausgeblendet – egal ob sie sich an die Standards der Coalition hält oder nicht. (olb)