Bill Gates: Die Zukunft des PCs ist der PC

Auch wenn sich mobile Geräte immer mehr verbreiten, würden die Menschen auf einen PC als Zentrale nicht verzichten wollen, meint der Microsoft-Gründer in einem Interview.

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Bill Gates zu interviewen, davon verspricht sich so mancher Journalist wenigstens einen verheißungsvollen Blick in die Zukunft. Der visionshungrige Reporter der Seattle Times musste sich aber vom Chief Software Architect auf die Frage nach der nächsten technologischen Revolution mit einem Visiönchen abspeisen lassen. Etwas vergleichbares wie die Computerrevolution, die seine Firma groß gemacht habe, werde es künftig nicht geben. Das digitale Jahrzehnt werde sich weiter entwickeln, aber es werde keine "magischen Momente" geben.

Immerhin glaubt Bill Gates, künftig werde es für die Menschen selbstverständlich sein, mit digitalem Material umzugehen, sei es Musik, die Bestätigung einer Verabredung, das Knipsen von Fotos oder die Aufzeichnung eines Gesprächs. Aber auch wenn es immer mehr mobile Geräte wie den Tablet PC oder "intelligente Digitalkameras" gebe, die ihre Bilder direkt an einen Drucker senden, suchten die Menschen immer noch nach Möglichkeiten, ihre Daten digital aufzuheben -- und dafür eigne sich am besten der PC als Zentrum.

Entsprechend seiner Rede zur Eröffnung der Herbst-Comdex 2002, in der Gates versprach, der "Zauber der Software" werde vom PC auf andere Geräte überspringen, betont der Microsoft-Gründer also die Rolle des PC. So "konservativ" wie hier äußert sich Gates aber auch über die Zukunft der Eingabegeräte. Man mache zwar große Fortschritte bei der Sprach- oder Handschriftenerkennung, doch die Tastatur könne auch in absehbarer Zeit nicht durch andere Eingabemedien gleichwertig ersetzt werden. Daher sollten die Anwender je nach Vorliebe zwischen den Eingabemöglichkeiten reibungslos wechseln können.

Das, was im Hause Microsoft als "PC-plus era" diskutiert wird, hebt sich also scheinbar nicht allzu sehr von der Gegenwart ab. Daher konzentriert man sich in Redmond auf mobile Geräte. Diese seien momentan nicht komfortabel genug, um beispielsweise unterwegs digitale Zeitungen lesen zu können. Viel Erfindungsgeist sei bislang in die Miniaturisierung von Anzeigen und Eingabegeräten investiert worden, doch was Kreativität wirklich brauche sei ein großer Bildschirm, wie Gates gleich mehrfach in dem Interview betonte.

Der Microsoft-Gründer meint, er habe schon immer den besten Job der Welt gehabt. Er zog sich aber vor drei Jahren auf den Posten als Chief Software Architect zurück, da er nicht auch gleichzeitig die Rolle als CEO voll ausfüllen konnte, betont Gates rückblickend. Er wolle in seinem Job helfen, die digitale Dekade zu vollenden. Auf die "Zeit nach Bill" angesprochen meint Gates, seine Bedeutung als Lenker in der Firma Microsoft werde in der Öffentlichkeit überhöht. Schließlich habe er seit 1983 keinen Programm-Code mehr geschrieben. (anw)