Bitcoin & Co sind beliebte Geldwäschemethode für Drogenkartelle

Mexikos und Kolumbiens Kartelle waschen jährlich Milliardensummen mit Kryptowährungen, warnt die UN. Die bisherige Anti-Geldwäsche-Strategie ist gescheitert.

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(Bild: Shutterstock)

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Von
  • Andreas Knobloch
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Internationale Drogenhändler nutzen immer ausgefeiltere Methoden, um Geldflüsse zu verschleiern. Drogenkartelle waschen jährlich rund 25 Milliarden US-Dollar allein in Mexiko. Sie tun dies immer öfter über Kryptogeld. Zu diesem Schluss kommen die Vereinten Nationen in einem am 10. März in Wien und Mexiko-Stadt vorgestellten Bericht, der die Auswirkungen des weltweiten Drogenhandels auf Wirtschaft, Sicherheit und Gesellschaft analysiert.

Um Geldwäsche-Alarm zu vermeiden, tätigen kriminelle Organisationen viele Transaktionen in kleinen Beträgen, die immer unter den meldepflichtigen Schwellen liegen. "Sowohl mexikanische als auch kolumbianische Gruppen des organisierten Verbrechens nutzen zunehmend virtuelle Währungen, weil diese Transaktionen schnell und anonym sind", warnt der Jahresbericht des Internationalen Suchtstoffkontrollrats (International Narcotic Control Board, INCB), der für die Überwachung der Umsetzung der internationalen Drogenabkommen zuständig ist.

Kryptowährungen haben sich als "neue Grenze" für Kriminelle entwickelt, die in den illegalen Handel mit Drogen, Waffen, Sex und Menschen verwickelt sind, so der ICNB. "Kriminelle teilen das illegale Geld oft in kleine Beträge auf, die sie auf mehrere Bankkonten einzahlen, eine Technik, die im Englischen als smurfing bekannt ist. Anschließend nutzen sie diese Konten, um eine Reihe von Online-Käufen mit kleinen Bitcoin-Beträgen zu tätigen, die es ihnen ermöglichen, die Herkunft des Geldes zu verschleiern und Mitarbeiter in anderen Teilen der Welt zu bezahlen", heißt es in dem Dokument. Genannt werden unter anderen die mexikanischen Kartelle Jalisco Nueva Generación und das Sinaloa-Kartell.

Zuletzt haben das US-Justizministerium und das FBI verschärften weltweiten Kampf gegen Cyberverbrechen angekündigt. Im EU-Parlament wurde ein Verbot anonymer Kryptozahlungen diskutiert.

Gruppen des organisierten Verbrechens nutzen immer ausgeklügeltere Systeme, um Geld aus dem Drogenhandel oder der Entführung von Migranten zu waschen. Laut einer in der mexikanisxhen Tageszeitung El Universal veröffentlichten Untersuchung der mexikanischen Investigativjournalistin Zorayda Gallegos, die von den Vereinten Nationen zitiert wird, "benutzen Kriminelle Strohmänner, um Geschäfte zu machen, darunter Immobilien, Juweliergeschäfte und Geldwäschedienste, als Teil eines Geldwäschenetzes, an dem auch Hausfrauen, Studenten und Bankangestellte beteiligt sind".

Daneben dienen weiterhin Freihandelszonen und Glücksspielunternehmen dem Waschen illegaler Gelder, so der ICNB-Bericht weiter. "Systeme wie Hawala und Schwarzmarkttausch sowie die Verwendung von Rohstoffen wie Gold und Diamanten fallen nicht unter viele der finanziellen Offenlegungspflichten und stellen die Strafverfolgungsbehörden daher vor enorme Herausforderungen."

Laut dem UN-Bericht sind traditionelle Banken trotz der zunehmenden Nutzung von Bitcoin weiterhin der bevorzugte Mechanismus für Geldwäsche. In dem Dokument wird HSBC als Beispiel für das Verhalten des Bankensystems gegenüber diesen Kriminellen angeführt. Die Bank räumte 2012 ein, Milliarden von US-Dollar des Sinaloa-Kartells gewaschen zu haben. Gegen Zahlung von 1,9 Milliarden US-Dollar vermied die Bank damals ein Strafverfahren.

Für den Internationalen Suchtstoffkontrollrat steht fest, dass "die größten Finanzinstitute an der Bewegung und Wäsche illegaler Finanzströme beteiligt sind". Er kommt zu dem Schluss, dass die bisherigen Strategien zur Bekämpfung der Geldwäsche gescheitert sind. Nicht erwähnt werden in dem Bericht Non-fungible Tokens (NFT). Wie die Analysefirma Chainanalysis festgestellt hat, werden NFT in Verbindung mit Kryptowährungen ebenfalls für Geldwäsche eingesetzt.

(akn)