Bitcoin vor der Spaltung: "Bitcoin Cash" will eigenständiges Kryptogeld werden

Seite 2: Die Volksfront von Judäa gegen die judäische Volksfront

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund des Forks ist ein mit Klauen und Zähnen geführter Streit in der Bitcoin-Community, wie man die Währung effizienter gestalten kann, damit sie mehr Transaktionen pro Sekunde bewältigen kann. Momentan liegt der Flaschenhals in der auf 1 MByte festgelegten Größe der Datenblöcke der Blockchain. Diese Blockkapazität gerät an ihre Grenzen, die Zahlungsgebühren für Nutzer steigen und immer wieder kommt es zu Staus bei noch unbestätigten Transaktionen, die teilweise tagelang auf Eintrag in einen Datenblock warten müssen.

Aus dem schwer durchschaubaren Gewirr der Änderungsvorschläge für den Bitcoin hat sich kürzlich erst ein Kompromiss-Vorschlag namens Segwit 2x als möglicher Mehrheits-Kandidat herausgeschält. Der sieht zunächst eine Änderung namens Segregated Witness vor, die die Speicherung von Transaktionssignaturen in den Blöcken modifiziert. Darauf soll dann 3 Monate später noch eine Erhöhung der Blockgröße auf 2 Mbyte erfolgen, ebenfalls als ein Hard Fork.

Ein Kreis Unbeugsamer befürchtet aber, dass genau diese spätere Blockgrößen-Erhöhung doch nicht kommen könnte, und will deshalb nicht mitziehen: Dahinter stehen bislang hauptsächlich der professionelle chinesische Mining-Pool ViaBTC sowie die Entwickler des Clients Bitcoin ABC, die beide lieber die Spaltung mit Bitcoin Cash vorantreiben. Segregated Witness ist nicht Teil der Abspaltung und die Blöcke sollen hier auch gleich 8 Mbyte groß sein.

Aktuellen Zahlen von Blockchain.info nach entfallen derzeit rund 3 bis 4 Prozent der gesamten Hashingleistung des Bitcoinnetzwerks auf ViaBTC; mit Bitcoin-ABC-Software laufen laut coin.dance etwas über 250 Nodes. Es handelt es sich also um eine Minderheitsabspaltung vom Bitcoin. Wie lebensfähig sie ist, muss man abwarten. Beispielweise könnte ein Großteil der Nutzer seine Cash-Coins so schnell wie möglich abstoßen, den Preis damit in den Keller treiben und es für Miner unrentabel machen, weiter Bitcoin Cash zu schürfen.

Letztlich ist der Ausgang des Prozesses aber offen. Nutzer sollten jedenfalls am morgigen Dienstag Bitcoin-Transaktionen möglichst vermeiden und abwarten, bis die Situation geklärt ist.

[UPDATE, 1.08.2017, 17:15]

Mit Erreichen des letzten gemeinsamen Blocks Nummer 478558 ist die Trennung von Bitcoin und Bitcoin Cash eingeleitet. Allerdings hat der Bitcoin-Cash-Fork noch keinen eigenen Datenblock für seine Blockchain hervorgebracht, während der Bitcoin zur Stunde schon 17 neue Blöcke in seine Chain eingefügt hat, wie aus Daten der Seite btcforkmonitor hervorgeht. Beobachter wie der Entwickler Jeff Garzik schätzen die Hashing-Leistung des Bitcoin-Cash-Netzwerks auf rund ein Prozent des Bitcoins, entsprechend könne es noch Stunden dauern, bis der erste eigene Block erzeugt wird. Erst dann kann man auch von einer unabhängigen Kryptowährung sprechen. (axk)