Bitkom: Menschen sind ĂĽberfordert von zu vielen Nachrichten
Jeder und jede Zweite fühlt sich von zu vielen Nachrichten überfordert – von der Menge und den Inhalten. Das ergab eine Studie vom Bitkom.
Die Massen an Informationen und Nachrichten, die im Netz zu finden sind, überfordern die Menschen. Jede und jeder Zweite hat das in einer Befragung des Branchenverbands Bitkom gesagt. Dabei geht es zum einen um die Menge an Informationen, aber auch die Frage, welchen Quellen man vertrauen könne.
"Eine funktionierende Demokratie braucht informierte Bürgerinnen und Bürger. Angesichts der zunehmenden Menge an Informationen aus einer stetig wachsenden Anzahl journalistischer und nicht-journalistischer Quellen im Netz ist es für viele Menschen schwer geworden, Tatsächliches von Falschem zu unterscheiden. Vielen gelingt es nicht mehr, sich im Nachrichtenstrom zurechtzufinden", sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder.
Befragt wurden mehr als 1000 Menschen ab 16 Jahren. Etwa die Hälfte der Menschen gab an, mehrmals täglich Nachrichten im Internet zu lesen. 32 Prozent sagten, sie machen das einmal täglich, 13 Prozent mehrfach in der Woche und 5 Prozent informieren sich nach eigenen Aussagen noch seltener. Insgesamt die Hälfte der Befragten klagte, sich häufig überfordert zu fühlen. Mehr noch: 58 Prozent sagten, sie wüssten oft nicht, welchen Nachrichten sie im Internet vertrauen können. 62 Prozent erklärten, dass sie teilweise ihren Nachrichtenkonsum reduzieren, wenn es ihnen zu viel wird.
KI als Fluch und Segen fĂĽr Nachrichten
Rohleder sagt, Nachrichten-Eskapismus sei in Kriegs- und Krisenzeiten nachvollziehbar, ebne auf lange Sicht jedoch Desinformation und Fake-News den Weg. In der Pressemitteilung zur Studie heißt es auch: "Das Bedürfnis nach Orientierung bei Nachrichten im Internet ist aktuell extrem groß: 90 Prozent der Menschen, die online Nachrichten aufnehmen, wünschen sich angesichts der Nachrichtenfülle den einen Ort im Netz, an dem sie verlässliche und wahre Informationen finden." Aktuell scheint das jedoch angesichts der Flut von KI-generierten Inhalten noch schwieriger zu werden. Selbst Google kämpft mit einem Core-Update gegen Inhalte, die sie als "nicht hilfreich" deklarieren. KI-Chatbots verbreiten nicht nur absichtlich gestreute Falschinformationen, sie halluzinieren auch – antworten also einfach falsch, weil sie es nicht besser können. Beispielsweise gibt es Untersuchungen, nach denen man sich besser nicht mittels KI-Chatbots politisch bilden soll, weil ChatGPT und Co nicht mal die Spitzenkandidaten von Parteien richtig benennen können.
KI-Inhalte stören die Befragten an sich allerdings nicht. 30 Prozent fänden es sogar gut, wenn eine KI ihnen passende Informationen aufbereiten würde. 92 Prozent sagen jedoch, KI-Inhalte müssten als solche gekennzeichnet werden. "Künstliche Intelligenz birgt große Potenziale. Sie kann künftig etwa dabei helfen, Falsch- und Desinformation zu erkennen und Nutzerinnen und Nutzern bessere Orientierung im Nachrichtendschungel bieten", sagt Rohleder. "In falschen Händen kann KI aber auch ein mächtiges Instrument für Manipulation und Desinformation sein."
Junge und Ă„ltere konsumieren unterschiedlich
Laut Bitkom konsumieren 90 Prozent der deutschen Internetnutzerinnen und -nutzer online Nachrichten zu aktuellen Ereignissen. 78 Prozent nutzen dafür Apps und Nachrichten-Webseiten. 44 Prozent schauen in den sozialen Medien. Ein Viertel der Menschen informiert sich über Messenger, ebenfalls 26 Prozent schauen Youtube-Kanäle und 18 Prozent hören zudem Podcasts. Weitere 17 Prozent haben Newsletter oder spezielle Briefings abonniert.
In der Studie wurde auch abgefragt, wie sich die Apps und Nachrichten-Webseiten aufteilen: Die meisten Menschen schauen bei den überregionalen, lokalen und internationalen Printmedien, 44 Prozent konsumieren die Inhalte der öffentlich-rechtlichen sowie privaten Fernseh- und Radiosender. 35 Prozent schauen beispielsweise auf den Startseiten der Internetzugangsprovider, etwa t-online, gmx und web.
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Wenig überraschend ist, dass ältere Menschen gerne Text lesen und Jüngere lieber Bilder mit kurzen Texten anschauen. Viele Befragte gaben auch zu, oft nur Überschriften zu lesen, gleichzeitig beschweren sie sich, dass Überschriften oft zu reißerisch seien und Texte dem nicht unbedingt entsprächen.
Bei den Menschen, die Social Media nutzen, um sich zu informieren und unter 30 Jahren sind, liegt deutlich Instagram vorn (90 Prozent), gefolgt von WhatsApp (50 Prozent), Tiktok (44 Prozent) und Facebook (39 Prozent). X wird abgeschlagen mit 27 Prozent recht wenig für den Nachrichtenkonsum genutzt. Das dürfte zumindest nicht nur mit Elon Musk und den Veränderungen der Plattform zusammenhängen. Auch vorher war X beziehungsweise Twitter eine Plattform, die vor allem von einer bestimmten Gruppe Menschen genutzt wurde, darunter Politiker und Journalisten, die wiederum Inhalte weiter verbreiteten.
Bei den über 30-Jährigen liegt Facebook mit 68 Prozent weit vorn, wenn es darum geht, welche sozialen Netzwerke genutzt werden, um sich zu informieren. Es folgen auch hier WhatsApp (67 Prozent), Instagram (50 Prozent), Telegram (24 Prozent), Tiktok (23 Prozent), X (17 Prozent) und Linkedin (13 Prozent).
Themen der Falschinformationen
Die meisten Menschen gaben in der Umfrage an, Falschmeldungen seien gefährlich für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Ebenfalls sagten die meisten Befragten, sie hätten in den vergangenen zwölf Monaten falsche Informationen im Internet gesehen. 18 Prozent meinen hingegen, sie hätten keine Falschinformationen gesehen. Zu den Themen gehörten laut der Befragten Falschinformationen zu Flüchtlingen, Zuwanderung, Russland, den Angriffskrieg auf die Ukraine, den Israel-Gaza-Konflikt sowie grundsätzlich Politik und Parteien, Umwelt und Prominente. Mehr als 90 Prozent sagten, Medienkompetenz in der Schule zu lehren, sei wichtig.
(emw)