Bitkom-Studie: Digitalisierung als starker Hebel zur Erreichung der Klimaziele

Wenn Deutschland die Digitalisierung schneller vorantreibt, kann das die CO₂-Emissionen stark senken. Das hat sich der Bitkom in einer Analyse errechnen lassen.

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Windkraftanlagen hinter Solarpaneelen in der Landschaft

(Bild: west cowboy/Shutterstock.com)

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Durch eine beschleunigte Digitalisierung könnte der jährliche CO₂-Ausstoß in Deutschland bis 2030 um rund 73 Millionen Tonnen verringert werden. Das wären etwa 10 Prozent des Gesamtwerts aus dem Jahr 2022 und 24 Prozent des Klimaziels. Sollte die Digitalisierung nicht beschleunigt werden, ließen sich immer noch Einsparungen in Höhe von 50 Millionen Tonne pro Jahr erreichen. Das zumindest ist das Ergebnis einer Studie, die die der Unternehmensberatung Accenture für den Digitalverband Bitkom erstellt hat. Das größte Einsparpotenzial besteht demnach im Energiesektor und bei Gebäuden. Derweil würden die Industrie und der Verkehrssektor besonders stark von einer schnelleren Digitalisierung profitieren, jeweils könnten die Einsparungen dadurch mehr als verdoppelt werden.

Bei den Technologien, die den CO₂-Ausstoß stark senken könnten, geht es demnach etwa um intelligente Stromnetze, vernetzte Gebäude ("Smart Homes"), die Automatisierung der Produktion, ein digitales Verkehrsnetz sowie eine digitale Verkehrsoptimierung. Damit könnten Stromproduktion und -verbrauch optimiert, der private Energieverbrauch gesenkt und die Industrie klimafreundlicher gemacht werden. Im Verkehr geht es beispielsweise um die Vermeidung von Leerfahrten in der Logistik und optimierte Routen. In der Landwirtschaft werde für die Herstellung von Düngemitteln viel Energie verbraucht, während noch immer ein erheblicher Teil dann gar nicht die Pflanzen erreiche. Die Digitalisierung könne helfen, das zu optimieren.

Die Digitalisierung sei eine Riesenchance für die hiesige Wirtschaft, bilanziert Bitkom-Vizepräsidentin Christina Raab. Damit könne gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit gesteigert und der CO₂-Ausstoß gesenkt werde. Firmen ohne Digitalstrategie "sollten sie umgehend aufsetzen und im Top-Management verankern". Aus der Politik müsse das etwa durch Fördermaßnahmen unterstützt werden. Außerdem plädiert der Verband dafür, die Bereitstellung von Daten voranzutreiben. Green Data "können Umweltinnovationen hervorbringen, nachhaltige Geschäftsmodelle ermöglichen und effektivere Klimaschutzmaßnahmen fördern", meint Raab. Gleichzeitig müsse Deutschland alle Möglichkeiten ausschöpfen, um die Klimaziele zu erreichen. Die Digitalisierung sei ein starker Hebel.

Bei der Studie wurden nicht nur die potenziellen CO₂-Einsparungen durch den Einsatz der digitalen Technologien kalkuliert, sondern auch die Emissionen gegengerechnet, die durch den Betrieb dieser Technologien – also in Rechenzentren, durch Endgeräte und durch die Vernetzung – entstehen. Nicht berücksichtigt wurde der CO₂-Fußabdruck, der bei der Herstellung der Geräte entsteht, weil die Produktion zum großen Teil nicht in Deutschland stattfindet. Aber selbst wenn man den CO₂-Ausstoß bei der Herstellung berücksichtige, sei der Klimaeffekt unter dem Strich deutlich positiv – nämlich je nach Szenario zwischen 15 und 21 Prozent der Zielvorgabe, sagte Raab.

(mho)