"Brightest Of All Time": Mit Abstand heftigste Sternenexplosion wirft Fragen auf

Vor anderthalb Jahren konnten Teleskope ein extrem seltenes Schauspiel beobachten, weitere Beobachtungen waren erst später möglich. Jetzt gibt es neue Fragen.

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Eine kugelförmige, rosafarbene Darstellung der Explosion vor grünem Hintergrund

KĂĽnstlerische Darstellung der Supernova

(Bild: Aaron M. Geller / Northwestern / CIERA / IT Research Computing and Data Services)

Lesezeit: 3 Min.

Der mit Abstand stärkste Gammastrahlenausbruch, der jemals im All beobachtet wurde, hat seinen Ursprung in einer Supernova, die ansonsten aber überhaupt nicht heller war als andere Sternenexplosionen. Das hat eine Forschungsgruppe bei Analysen mit dem Weltraumteleskop James Webb ermittelt, die noch weitere rätselhafte Ergebnisse zu dem Ereignis mit der Bezeichnung GRB 221009A geliefert haben. Das ist als "BOAT" – für "Brightest Of All Time" – bekannt, also die hellste Explosion überhaupt. Eigentlich war das Team davon ausgegangen, dass dabei unter anderem Gold und Platin entstanden sein müssten, dafür gibt es aber bislang keine Hinweise. Damit bleibe weiter unklar, wo genau diese schweren Elemente in den Mengen entstanden sind, in denen sie heute im Kosmos existieren.

Beobachtet wurde GRB 221009A am 9. Oktober 2022 mit so ziemlich allen Gammastrahlendetektoren der Forschung, ruft das Team jetzt in Erinnerung. Derart starke Gammastrahlenausbrüche würden die Erde nur alle 10.000 Jahre erreichen, man habe also enormes Glück gehabt. Das extrem helle Signal hatte seinen Ursprung in 2,4 Milliarden Lichtjahren Entfernung und hat jegliche andere Analyse für Monate unmöglich gemacht. Erst sechs Monate nach dem Ausbruch habe man das Weltraumteleskop James Webb darauf ausgerichtet, um zu ermitteln, was genau dort vorgefallen ist.

Gefunden hat das Instrument Spuren von Kalzium und Sauerstoff, beides charakteristische Hinweise auf eine Supernova. Damit habe man bestätigen können, welches kosmische Ereignis Quelle des Rekordsignals war. Gleichzeitig weisen aber die Daten darauf hin, dass die Explosion selbst nicht heller war als andere. Wie diese Unterschiede zusammenpassen, sei nur eines von mehreren Rätsel, schreibt die Forschungsgruppe. So sei man davon ausgegangen, dass in Supernovae mit derart starken Gammastrahlen besonders schwere Elemente entstehen. Hier ist das aber offenbar nicht passiert. Damit verbleibe weiter nur die bestätigte Entstehung bei der Verschmelzung von Neutronensternen. Unklar ist nun, ob GRB 221009A nur eine Ausnahme war oder ein anderer Prozess gesucht werden muss, um die Menge an schweren Elementen zu erklären.

Ermittelt hat das Team noch, dass die Galaxie, in der sich die Explosion ereignet hat, eine besonders geringe sogenannte Metallizität hat. Das bedeutet, dass es dort vergleichsweise wenige Elemente gibt, die eine größere Kernladungszahl haben als Wasserstoff und Kohlenstoff. Gleichzeitig gebe es Hinweise, dass die Sternentstehungsrate dort besonders hoch ist. Noch ist unklar, ob und wie das in Zusammenhang mit der besonders hellen Gammastrahlenexplosion steht. Weitere Forschung zu dem außergewöhnlichen Ereignis wird es also sicher geben. Der aktuelle Zwischenstand bei der Erforschung wird jetzt im wissenschaftlichen Fachmagazin Nature Astronomy vorgestellt.

(mho)