Brückenschlag: Sony Cyber-shot DSC-R1

Mit einem großen 10-MP-CMOS-Sensor in einem klassischen "Bridge"-Gehäuse mit fixem Objektiv versucht Sony die Vorteile der Sucherkameras mit denen der Spiegelreflexkameras zu verbinden.

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Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Dr. Klaus Peeck
Inhaltsverzeichnis

Der Verzicht auf ein Bajonett- und Spiegelsystem ist kostengünstig und rückt die letzte Linsengruppe näher an den Sensor (Backfocus), was potenziell qualitätsfördernd ist. Auch ein fast geräuschloses Fotografieren und ein Livebild auf dem Display sind so problemlos realisierbar. Der 10,3-MP-CMOS- Sensor im annähernden APS-C-Format besitzt die gut achtfache Sensorfläche der aktuellen 10-MP-Kompaktkameras, mit erheblich größerer Rauscharmut selbst bei höheren ISO-Stufen. Aber ein Sensor im "SLR- Format“ erzwingt ein großes Objektiv, und das fest eingebaute 5-fach-Zoom der Sony ist denn auch kaum kompakter, dafür aber ab 24 mm KB-Brennweite besonders weitwinkelstark und mit f/2.8 bis 4.8 etwas lichtstärker als vergleichbare SLR-Wechselobjektive. Ein Bildstabilisator fehlt leider.

Die Sony ist groß, solide und wiegt rund 1 kg. Sie liegt bei beidhändiger Haltung sehr gut in der Hand, der mechanische Zoomring ist griffig präzise. Der Auslöser ist gewöhnungsbedürftig, mit wenig Hub und zu geringem Tastwiderstand in der AF- Stufe. Mit dem rechten Daumen gut erreichbar sind die beiden Einstellräder und der kleine 5-Wege-Joystick an der Gehäuse-Rückseite. Die Fokus-, Blitz- und Weißabgleichstasten liegen auf der linken Schmalseite. Da Sony das Kameradisplay auf dem Gehäusedach montiert hat, rücken weitere Tasten und Schiebeschalter auf die Rückseite, wo sie oft nur durch lästiges Umgreifen der linken oder rechten Hand erreichbar sind. Auch das zentrale Funktionswahlrad wäre auf der Oberseite der Kamera besser platziert. Einige Funktionstasten erlauben direkte Werteeinstellungen, ohne dass das Kameramenü mit seinen teils langen Manövrierwegen bemüht werden müsste.

Die Lage des dreh- und schwenkbaren Displays auf der Kamera-Oberseite ist unkonventionell. Manche Nutzer lieben das Feeling eines "Aufsichtssuchers“, obschon das Display bei 2 Zoll Diagonale nur rund 134.000 Pixel auflöst und trotz Reflexivtechnik bei hellem Umgebungslicht schwerer ablesbar wird. Andere empfinden die Schwenkachse als ungünstig, zumal das Display nur wenig über die Senkrechte hinaus zu neigen ist, was abgewinkelte Überkopfaufnahmen erschwert. Dafür können unter anderem ein Histogramm eingeblendet und überbelichtete Bildpartien im Livebild schraffiert dargestellt werden. Der alternativ nutzbare LC-Sucher löst 235.000 Pixel auf, kann einem guten SLR-Sucher aber nicht das Wasser reichen.

Der AF bedient sich eines oder fünf Messfeldern, arbeitet geräuschlos, präzise und recht zügig, erlahmt aber bei wenig Licht spürbar. Das orange Hilfslicht ist wenig effektiv und „schießt“ beim Testexemplar neben das Bildzentrum. Sony hätte bei der Laser-Fokushilfe bleiben sollen, die zuletzt vor zwei Jahren bei der DSC-V3 zum Einsatz kam. Die Serienbildfunktion ist zwar schnell, bricht aber bereits nach drei Aufnahmen ab und funktioniert nur im JPEG-Modus ohne Blitzeinsatz. Videoclip- oder Tonaufzeichnungen sind gar nicht möglich. Als Speichermedien können CF-Cards einschließlich Microdrives oder Memory Sticks eingesetzt werden. Die Restlaufzeit des recht starken LiIon-Akkus in Minuten wird ständig im Display angezeigt; der Akku muss in der Kamera aufgeladen werden, was bei wechselweiser Nutzung mehrerer Akkus unpraktisch ist.

Der ausklappbare Blitz ist für seine Größe hinreichend kräftig, arbeitet fein dosiert und synchronisiert sich bis zur kürzesten Objektiv-Verschlusszeit von 1/2000 s. Auf dem Batteriefachgriff kann ein externes Blitzgerät montiert werden – mit Unterstützung von Basis-TTL- Blitzfunktionen. Die Abbildungsleistungen der Sony sind exzellent: Das „Zeiss“- gelabelte Zoomobjektiv liefert in Kombination mit dem 10,3-MPSensor scharfe und sehr detailreiche Aufnahmen mit satten Farben, zuverlässiger Belichtung und allgemein sehr geringen Artefakten. Insbesondere gibt es sehr wenig chromatische Aberrationen, bei den Vorgängermodellen eines der Haupt-Mankos. Lediglich in Weitwinkelstellung zeigt die Sony deutliche Verzeichnungseffekte an den Rändern, und im Unschärfebereich können hier auch Doppelkonturen mit Farbsäumen auftreten.

Die Vignettierungsneigung ist bei offener Blende teils deutlich sichtbar – Abblenden schafft Abhilfe. Die Kamera startet sehr rauscharm bei ISO 160, die Stufen bis ISO 400 sind gut nutzbar. Bei ISO 800 wird das Rauschen störender und die Farben blassen ab, ab ISO 1600 ist die Nutzbarkeit stark eingeschränkt. Die Messwerte bestätigen hier die visuellen Eindrücke. Die Vignettierung ist messtechnisch weniger auffällig als bei manchen Praxisaufnahmen, dafür wird die Verzeichnungsneigung im WW-Bereich gut nachvollzogen. Positiv ist der mit neun Blendenstufen für eine Digitalkamera recht hohe maximale Kontrastumfang bei niedrigster ISO-Stufe.