Brustkrebs und Nazis: Facebooks Oversight Board startet mit ersten Fällen
Das Oversight Board von Facebook hat sich für die ersten Fälle entschieden. Es geht etwa um Nacktheit beim Thema Brustkrebs und ein Goebbels-Zitat.
Facebooks Kontrollgremium hat seine ersten Fälle bekannt gegeben. Es geht jeweils um Inhalte, die von dem sozialen Netzwerk gesperrt wurden und bei denen die Ersteller dagegen Beschwerde eingereicht haben. Nun entscheidet das Oversight Board, ob Facebook richtig gehandelt hat oder die Beiträge veröffentlicht werden durften. Die Mitglieder des Gremiums wählen die Fälle selbst aus.
Einer der ersten Fälle betrifft einen in englisch verfassten Beitrag, der ein Zitat von NS-Propagandaminister Joseph Goebbels enthalten soll. Laut Facebook verstieß das gegen die Richtlinie zu "Gefährlichen Personen und Organisationen". Der Nutzer beschwerte sich und gab in seinem Einspruch an, dass es ein wichtiger Teil des Beitrags sei, da der amtierende "US-amerikanische Präsident einem faschistischen Modell folge", heißt es auf der Seite des Oversight Boards.
Bei Instagram, Facebooks Tochter-Fotoplattform, hatte ein Nutzer in Brasilien Fotos von weiblichen Brüsten und Brustwarzen samt Brustkrebssymptomen gezeigt. Facebook entschied sich, die Bilder wegen Nacktdarstellungen zu entfernen. Der Beschwerdeführer erklärt, es handelte sich um Aufklärung zum Theme Brustkrebs und das im Rahmen der Brustkrebskampagne "Rosa Oktober".
Facebook baut aufs Oversight Board
Facebook selbst hat einen Fall eingereicht, um klären zu lassen, wie Falschinformationen sich auf die offline-Welt auswirken. Dabei ging es um ein Video, in dem der französischen Gesundheitsbehörde vorgeworfen wurde, Hydroxychloroquin und Azithromycin bei Covid-19-Infektionen zu verweigern. Der umstrittene französische Virologe Didier Raoult hatte behauptet, das Malariamittel helfe gegen das Coronavirus.
Das Oversight Board setzt sich auch mit einem Beitrag auseinander, der Chinas Umgang mit den Uiguren betrifft, zwei Screenshots zeigten Zitate des ehemaligen malaysischen Premierministers, in den es um das Verhältnis zwischen Muslimen und Franzosen geht, ein Fall handelt vom Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan.
Jeweils fünf Mitglieder des Gremiums beschäftigen sich nun mit den Fällen, wobei immer ein Mitglied aus der betroffenen Region dabei sein muss. Innerhalb von 90 Tagen sollten die Entscheidungen fallen. Facebook ist dann verpflichtet, sich an diese Entscheidung zu halten. Das Board kann auch externe Experten und Organisationen befragen, zudem gibt es ein öffentliches Kommentarsystem, das noch bis zum 8. Dezember aktiv ist. Die Option, Beiträge zu melden, die nach eigener Meinung unrechtmäßig gelöscht wurden, besteht bereits seit Oktober.
(emw)