Behörden-Cloud: Bundesdruckerei und Secunet wollen punkten​

Die Bundesdruckerei und Secunet kooperieren bei Cloud-Diensten für die öffentliche Hand. Das Angebot konkurriert mit dem Delos-Projekt von SAP und Microsoft.​

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 32 Kommentare lesen
Rechenzentrum

(Bild: IM Imagery/Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.

Der Berliner Hosting-Anbieter SysEleven hat nach der Eingliederung in die Essener Cybersicherheitsfirma Secunet vor zwei Jahren weiter an einer Public-Cloud-Lösung für Behörden und Unternehmen gearbeitet, die jetzt bereitsteht. Erster Nutzer und Vermarktungspartner ist mit der Bundesdruckerei-Gruppe das Tech-Unternehmen des Bundes. Das gemeinschaftliche Angebot richte sich insbesondere an Behörden und Verwaltungen mit hohen Verfügbarkeitsanforderungen, teilten die Partner am Montag mit. Es solle aber auch die Anforderungen von Unternehmen an "eine moderne Infrastruktur, digitale Souveränität und nationale Sicherheitsinteressen" erfüllen.

Mit einer "souveränen" Cloud umwerben mehrere Konsortien die öffentliche Hand und private Firmen in Deutschland und Europa. Das Cloud-Angebot von SysEleven basiere vollständig auf Open-Source-Komponenten wie OpenStack, Kubernetes, Prometheus Stack und PostgreSQL, erfuhr heise online dazu aus Unternehmenskreisen. Dabei lege man "größten Wert auf Sicherheit" und deren stete Erweiterung mit dem Mutterkonzern Secunet. Durch eine spezielle Programmierschnittstelle, die Vanilla OpenStack API, sei die SysEleven-Cloud standardkonform und verwende keine versteckten Abstraktionsschichten oder proprietäre Lösungen, die Abhängigkeiten an Hersteller durch einen Lock-in verursachten.

Die Kooperationspartner verweisen generell auf ihre Erfahrungen in der Entwicklung und dem Betrieb "vertrauenswürdiger Lösungen". Die erfolgreiche Einbindung der Secunet-Technik "ist ein wichtiger Schritt für die Cloud-Strategie der Bundesdruckerei", erklärte der Chef der Gruppe, Stefan Hofschen. Man wolle den Kunden "mit hohem Verfügbarkeitsbedarf eine sichere, resiliente und durchgängig aufgebaute Systemarchitektur im Sinne von Security by Design bieten".

Mit der deutschen Gemeinschaftsinitiative entsteht ein Konkurrent vor allem für das Delos-Cloudprojekt von SAP, Arvato und Microsoft, das ebenfalls vor allem Anwender in der öffentlichen Verwaltung im Blick hat und mit Souveränität wirbt. Jüngst setzte sich dafür sogar Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) persönlich ein, blitzte bei den Bundesländern aber ab. Mit dem Betrieb durch Delos sollen hier die Daten juristisch vor einem unkontrollierten Zugriff durch US-Behörden sicher sein. Letztlich handelt es sich um eine in Deutschland betriebene Variante der Azure-Cloud von Microsoft. Experten wie der Bremer Informationsrechtler Dennis-Kenji Kipker stellen daher die Souveränität der Lösung in Frage: Die Microsoft-Cloud-Software und ihre Schnittstellen seien eine Black Box und weder offen noch unabhängig überprüfbar. Zu behaupten, dass eine Datenübermittlung in die USA unmöglich ist, sei unredlich.

(mki)