Bundeskartellamt segnet Brockhaus-Verkauf ab

Die wissenmedia GmbH, eine Tochtergesellschaft von Bertelsmann, darf sämtliche Geschäftsanteile der Brockhaus GmbH übernehmen. wissenmedia zählt mit den Marken Bertelsmann Lexikon, Wahrig, Chronik und Atlantica zu den führenden Wissensverlagen in Europa.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Der deutsche Lexika-Markt wird neu geordnet: Der Verkauf der legendären Brockhaus-Enzyklopädie an Europas größten Medienkonzern Bertelsmann ist in trockenen Tüchern. Das Bundeskartellamt gab dafür am Donnerstag in Bonn grünes Licht. Die wissenmedia GmbH, eine Tochtergesellschaft der Bertelsmann AG (Gütersloh), erwirbt sämtliche Geschäftsanteile der Brockhaus GmbH (Mannheim). Die Fusion betrifft Lexika und Themensachbücher sowie Kinder- und Jugendbücher. Die betroffenen Märkte aus dem Bereich Nachschlagewerke seien Bagatellmärkte und unterlägen deshalb nicht der deutschen Fusionskontrolle, teilten die Kartellwächter mit. Auf den übrigen Buchmärkten sei "die Entstehung oder Verstärkung einer marktbeherrschenden Stellung nicht zu erwarten".

Das Bibliographische Institut als bisheriger Verlag will sich nach der Trennung der traditionsreichen Marke und aller Brockhaus-Werke auf andere Geschäftsfelder konzentrieren. Mit dem Verkauf reagiert die Mannheimer Verlagsgruppe nach früheren Angaben unter anderem auf den starken Rückgang des Lexikongeschäftes im Buchhandel. Das Unternehmen rechnet nach Angaben von Donnerstag mit einem Vollzug der Übernahme noch im Mai.

Danach wechselt auch die Gesellschaft ihren Eigentümer: Die Berliner Verlagsgruppe Cornelsen hat die Mehrheit der Anteile des Traditionsunternehmens erworben. Zum Bibliographischen Institut gehören unter anderem die Verlage Duden und Meyer.

Der Mannheimer Brockhaus-Verlag hatte im Jahr 2007 Millionenverluste geschrieben. Der Geschäftsbericht der Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG (BIFAB) weist ein Minus von knapp 6,5 Millionen Euro aus. Der Grund: Der klassische Lexikon-Markt bröckelt deutlich und hat sich von Internet-Angeboten wie Wikipedia und Google den Rang ablaufen lassen. Nach Angaben des Bundeskartellamtes sind die Umsätze für Nachschlagewerke in Deutschland in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen, seit 2006 um mehr als die Hälfte. Dadurch seien der Markt für Universallexika und der Markt für Themenlexika zu sogenannten Bagatellmärkten geworden mit einem Marktvolumen in Deutschland von jeweils weniger als 15 Millionen Euro.

Die neue Brockhaus-Besitzerin, die wissenmedia GmbH, zählt mit den Marken Bertelsmann Lexikon, Wahrig, Chronik und Atlantica zu den führenden Wissensverlagen in Europa. Sie hatte vor Monaten bereits Plänen eine Absage erteilt, die Inhalte des altehrwürdigen Brockhaus künftig nur noch im Internet zu vermarkten. Brockhaus-Nachschlagewerke werde es weiter im Handel geben, hatte das Unternehmen mitgeteilt. Mit den Brockhaus-Inhalten will wissenmedia Produkte für unterschiedliche Kundengruppen erstellen und den Fortbestand der Verlagsmarke Brockhaus sichern. (dpa) / (pmz)