Bundesliga-TV: Modernes Abseits

Obwohl der Pay-TV-Sender Premiere bereits im vergangenen Dezember mit seiner Offensiv-Taktik in Sachen Bundesliga-Fernsehrechte gescheitert war, zeichnet sich erst jetzt ein Ende des Spielzugs ab.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Nach einer neuen Interpretation der Abseitsregel im Fußball, wird das Spiel erst dann unterbrochen, wenn der im Abseits stehende Spieler tatsächlich an den Ball kommt. Was den Spielfluss fördert, sorgt beim Zuschauer allerdings häufig für Verwirrung, da der Pfiff des Schiedsrichters auch noch lange nach dem eigentlichen Regelverstoß ertönen kann. Ähnlich stellt sich derzeit die Situation im Streit um die Verwertung von Live-Übertragungsrechten der Fußball-Bundesliga dar.

Im Poker um die Pay-TV-Rechte für die kommenden drei Spielzeiten hatte der Kabelnetzbetreiber Unity Media den Münchner TV-Sender Premiere bereits im Dezember vergangenen Jahres ausgestochen. Trotzdem lief das Spiel weiter: Premiere suchte die Nähe zur Deutschen Telekom, die sich für einen Bruchteil des Geldes die Internet-Übertragungsrechte gesichert hatte. Gemeinsam verkündete man, das IPTV-Signal künftig nicht nur über das neue VDSL-Netz der Telekom verbreiten zu wollen, sondern auch via Satellit und Kabel.

Dass Premiere tatsächlich noch einmal an den Ball kommen und Live-Bilder aus der Fußball-Bundesliga im eigenen Pay-TV-Programm zeigen könnte, beunruhigte nicht nur Unity Media, sondern auch die DFL als Vermarkterin der Übertragungsrechte. Da aber auch Androhungen von gelben ("wir werden das nicht dulden") und roten ("im Extremfall kann die Telekom die Internet-Rechte wieder verlieren") Karten nichts nutzte, ersann man ein subtileres Ende des Spielzuges.

Der Deutschen Telekom, die sich als Global Player ohne weiteres auf einen teuren Rechtsstreit mit der DFL einlassen und diesen wegen schlampiger Vertragsformulierungen seitens der DFL auch gewinnen könnte, wurden von der DFL jetzt die Mobilfunk- und Namensrechte der Bundesliga zum Vorzugspreis angeboten. Als Gegenleistung lässt der Konzern seinen Anspruch auf die Kabel- und Satellitenrechte fallen – und Premieres Offensiv-Taktik fällt zusammen wie ein Kartenhaus.

An der Börse wurde die neueste Entwicklung in Sachen Bundesliga-Rechte am heutigen Donnerstag mit einem deutlichen Kurseinbruch der Premiere-Aktie quittiert: Im MDax sackte Premiere um mehr als sechs Prozent ins Minus. Das Telekom-Papier behauptete sich hingegen leicht im Plus. In Kreisen der DFL werden die Mobilfunkrechte, die eine Übertragung der Spiele auf das Handy umfassen, auf 5 bis 10 Millionen Euro beziffert. Der Wert der Namensrechte solle je nach Ausgestaltung bei 30 bis 45 Millionen Euro liegen. (pmz)