Bundesregierung: Beschäftigte mit Homeoffice-Option sind weniger krank

Wer von zu Hause aus arbeitet, fällt weniger oft aus, schiebt aber in der Regel mehr Überstunden. Das erklärt die Bundesregierung auf Anfrage der Linksfraktion.

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Bebrillte Frau sitzt mit einem Latop an einem zu hohen Tisch in einem Wohnzimmer

Das Wohnzimmer ist bisweilen ergonomisch suboptimal. Dennoch klagen Homeofficer-Nutzer seltener über Rückenschmerzen.

(Bild: MT-R/Shutterstock.com)

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Wer gelegentlich im Homeoffice arbeiten kann, fehlt seltener wegen Krankheiten als Kolleginnen und Kollegen mit Anwesenheitspflicht. Das geht aus einer Befragung der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) aus dem Jahr 2021 hervor, wie die Bundesregierung auf eine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag mitteilt. Demnach hatten Telearbeiter im Durchschnitt 7,9 krankheitsbedingte Fehltage in den vergangenen zwölf Monaten, bei Beschäftigten ohne Homeoffice waren es 12,9 Tage.

Beschäftigte mit Telearbeit oder Homeoffice geben dabei häufiger an, mehr als zwei Überstunden pro Woche zu leisten, erklärt das Bundesarbeitsministerium. Dieser Zusammenhang sei über alle Gruppen sichtbar. Eine Ausnahme stellten Beschäftigte in hohen Einkommensgruppen beziehungsweise Beamte dar.

Zur Einordnung muss laut der Bundesregierung berücksichtigt werden, dass Mitarbeiter im Homeoffice "häufiger ein hohes berufliches Anforderungsniveau, eine höhere Ausbildung, eine höhere berufliche Stellung" hätten. Sie übten "deutlich häufiger geistige Tätigkeiten" und seien "deutlich seltener hohen physischen Belastungen ausgesetzt".

Laut der BAuA-Arbeitszeitbefragung von 2021 sind 39,5 Prozent der Beschäftigten, die zumindest zeitweise von zu Hause aus arbeiten, von Rücken- oder Kreuzschmerzen betroffen. Im Rest der arbeitenden Bevölkerung liegt der Anteil bei 51,4 Prozent.

Im Homeoffice tätig zu sein, ist vor allem ein Phänomen höherer Einkommensgruppen, verweist die Regierung auf Befragungsergebnisse des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). In der höchsten Besoldungseinheit nutzten demnach 86,8 Prozent im Jahr 2021 Homeoffice, in der niedrigsten waren es 25,7 Prozent. Jüngere Beschäftigten bis 39 Jahre machen seit 2019 vom Homeoffice deutlich häufiger Gebrauch als ältere zwischen 55 und 67 Jahre – zuvor war es umgekehrt.

Laut IAB-Zahlen stehen die Arbeitgeber dem Homeoffice insgesamt eher wohlwollend gegenüber, schreibt die Regierung. So bewerteten im Herbst 2021 44 Prozent der Betriebe, die einen solchen Ansatz ermöglichen, das Arbeiten von zu Hause während der Pandemie als sehr oder eher positiv, 36 Prozent als neutral und lediglich 17 Prozent als sehr oder eher negativ. Dies deckt sich mit Ergebnissen anderer Umfragen.

Die Linke beschreibt Homeoffice in Vorwort ihrer Anfrage generell als "ambivalente Arbeitsform, die je nach Ausgestaltung für Beschäftigte ein größeres Maß an Souveränität und Selbstbestimmung am Arbeitsplatz und eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf bewirken kann". Gleichzeitig berge dieser Ansatz "die Gefahr von Entgrenzung und gesundheitsgefährdenden Arbeitsbedingungen".

Mit der im März neugefassten Sars-Cov-2-Arbeitsschutzverordnung ist Homeoffice nur als Option erhalten geblieben. Eine frühere weitgehende Pflicht, das zu gestatten, ist entfallen.

(vbr)