Bundestags-Trojaner nicht voreilig russischen Hackern zuordnen

Anders als die Bundesfahnder sieht Andy Müller-Maguhn keine eindeutigen Hinweise auf eine russische Urheberschaft der Cyber-Attacke auf den Bundestag. Die Spuren können auch gezielt manipuliert worden sein, erklärte der langjährige Sprecher des CCC.

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Deutscher Bundestag
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Von
  • dpa

Die Cyber-Attacke auf den Deutschen Bundestag sollte nach Einschätzung des Computer-Experten Andy Müller-Maguhn nicht voreilig auf Angreifer aus Russland zurückgeführt werden. "Die Zuordnung eines solchen Trojaners zu einer spezifischen Tätergruppe ist in rechtssicherer Form unmöglich", sagte der langjährige Sprecher des Chaos Computer Clubs. Angriffe könnten auch "unter fremder Flagge" geführt werden.

Bei der Cyber-Attacke auf den Bundestag sollen gezielt E-Mails aus Outlook-Archiven und Kalender von Abgeordneten kopiert worden sein. Die Angriffe wurden laut Bundestag seit dem 20. Mai unterbunden, anschließend habe es aber eine Reihe von Trittbrettfahrern gegeben.

Die Bundesanwaltschaft hatte sich in den Fall eingeschaltet. Den deutschen Sicherheitsbehörden lägen deutliche Indizien vor, die auf eine Urheberschaft russischer Cyberspione, womöglich eines Geheimdienstes, hindeuteten, hieß es. Auch ein IT-Sicherheitsforscher, der auf Computern der Linksfraktion fündig wurde tippte, dass die Hackergruppe russischer Herkunft sei.

Insbesondere Spuren wie die Spracheinstellungen eines Computers und die Zeitzone, in der der Code geschrieben wurde, können auch geschickt von einem Angreifer manipuliert werden, um eine falsche Fährte zu legen, erklärte dagegen Müller-Maguhn. Auch Ähnlichkeiten im Code der Schadsoftware und mit vorhergehenden Angriffen oder die Nutzung spezifischer Server oder vorher genutzter Zertifikate seien kein Nachweis einer originären Erstellung. Im Zweifelsfall seien sie nur ein Hinweis darauf, dass ein Nachrichtendienste mit Zugriff auf entsprechendes Material möglicherweise alle Optionen genutzt habe, seine Spuren zu verwischen. (uk)