Bunte Leicas, Profi-Tele und tierische Updates – die Fotonews der Woche 39/2023

Eine nagelneue Leica unter 400 Euro, zwei neue Sigma-Objektive, komische Tiere – und ein Funktionsupdate für noch mehr Tiere. Wenn sie um eine Nikon fliegen.

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Die Leica Sofort 2 gibt es auch in Rot, sie ist Sofortbildkamera und Fotodrucker in einem.

(Bild: Leica)

Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Nico Ernst
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Man stelle sich vor, Mercedes-Benz baut heute ein Auto mit Plastikkarosserie, das nur 10.000 Euro kostet und auf dem trotzdem mit allem Stolz der Stern prangt. So ungefähr müssen sich Leica-Fans fühlen, wenn sie die "Sofort 2" zum ersten Mal in die Hand nehmen. Dann haben sie aber auch die erste "Sofort" übersehen, die 2016 auf den Markt kam. Die war eine fast unveränderte Instax von Fuji, und so dürfte das auch mit der Sofort 2 sein.

Denn die ähnelt der Mini Evo von Fuji nicht nur äußerlich sehr stark, das wesentliche Funktionsupdate ist ebenfalls dasselbe: Die Sofort 2 ist nicht nur eine Kamera für Instax-Kassetten mit chemischem Film, sondern auch Fotodrucker und Digitalkamera. Wer sich für die kleinen Prints von 62 × 46 Millimetern begeistert, kann sie nun auch mit dem Smartphone aufnehmen, per Bluetooth an die Leica schicken und damit ausgeben lassen. Wie im Instax-System gewohnt, kostet das je nach Einkauf rund einen Euro pro Bild.

Rund 45 Bilder sollen in den internen Speicher passen, der sich mit einer SD-Karte erweitern lässt. USB-C ist zum Laden und Datenübertragen auch vorhanden. Der Sensor ist nur 1/5 Zoll groß, seine Auflösung von 2560 × 1920 Punkten, also 4,9 Megapixel, wird heute von jedem Smartphone übertroffen. Aber darum geht es ja bei einer kleinen Sofortbildkamera auch nicht, die nutzbare Auflösung der Filme ist ohnehin geringer.

Da wir in dieser Kolumne auch immer ein Blick auf kleine Events und die dort arbeitenden Profis haben: Der mobile Fotodrucker in der Jackentasche ist ideal für Zugangsausweise bei Veranstaltungen, wenn es richtig schnell gehen muss und beispielsweise kein Produktionsbüro zur Verfügung steht. Neu ist das zwar nicht, aber hier die Idee: Niemand hat gesagt, dass die Leica-App nur auf dem Smartphone des Fotografen installiert sein muss. Der muss, wenn die Kosten für die Prints in Ordnung gehen, nur noch die Prints erstellen.

An solche Sperenzchen hat Leica wohl nicht hauptsächlich gedacht, denn die Sofort 2 ist sonst ein typisches Lifestyle-Spielzeug. In Rot, Schwarz, und Weiß erhältlich, und mit einem eigenen Ökosystem samt magnetischen Bilderrahmen – offensichtlich für den Kühlschrank – und der "Marker Metall Box Sofort". Das ist eine Blechschachtel mit zwei Permanent-Filzschreibern zum Signieren der Sofortbilder. 23 Euro dafür sind im Leica-Universum schon als günstig zu bezeichnen. Ach ja, die Kamera selbst kostet nur 379 Euro, das Vorbild Mini Evo von Fuji knapp 200 Euro.

Da wir gerade bei Profis waren: Die haben bald eine neue Alternative für die in den letzten Wochen hier oft erwähnten wetterfesten 70-200-mm-Teles mit durchgehender Blendenöffnung von f/2.8. Von Sigma soll hier ein neues Modell für den L-Mount und Sonys E-Mount erscheinen, also für spiegellose Vollformatkameras. Die DSLRs-Standardteles für Events und ein bisschen Porträt kosten rund die Hälfte der Originale und es gibt sie seit 2017 und 2018 erst von Tamron, dann von Sigma – sie stehen den Optiken der Kamerahersteller in Verarbeitung, Funktion und Bildqualität kaum nach.

Die Zeit der wackeligen "Third-Party-Objektive" ist in den Preisregionen oberhalb der 1.000 Euro eben schon lange vorbei. Und auch die der vernünftigen Produktankündigungen, denn den Preis hat Sigma noch nicht verraten. Es handelt sich nur um den auch von Tamron genutzten Begriff der "Entwicklungsankündigung." Die Entwicklung dürfte aber lange abgeschlossen sein, denn schon im Dezember 2023 soll das Sigma-Tele aus der Sports-Serie auf den Markt kommen, da müsste die Produktion bereits brummen.

Pikant: Sigma selbst nimmt zeitgleich eine richtige Produktankündigung vor. Für das neue APS-C-Zoom gibt es bereits einen Preis: 699 Euro sind als UVP für das 10-18mm F2,8 DC DN Contemporary gefordert. Es handelt sich also um ein Weitwinkel-Zoom mit hoher Lichtstärke, und weil es aus der Contemporary- und nicht der Sports-Serie stammt, ist es nicht ganz dicht. Ein bisschen Staub und Spritzwasser kann man zwar jedem modernen Objektiv zumuten, aber stets auf eigenes Risiko. Die robusteren Arbeitsgeräte sind nicht umsonst nochmals deutlich teurer.

Noch im Laufe des Oktober 2023 soll das Sigma ausgeliefert werden, es passt je nach Version an den L-Mount, Sonys E-Bajonett oder Fujis X-Mount. Nikons Z-Mount bleibt vorerst außen vor, was hier besonders schade ist, denn gerade an der ultrakompakten Z30 würde sich das 260 Gramm leichte Zoom gut machen. Mal sehen, ob sich Nikons enge Zusammenarbeit mit Tamron hier bald in einem Konkurrenzprodukte auswirkt.

Nikon selbst betreibt derweil die seit Jahren vorbildliche Modellpflege bei der Software. Und zwar "Top-Down", wie bei technischen Produkten oft üblich: Die nächste neue Funktion für den KI-Autofokus kommt zuerst für das Flaggschiff Z 9, nicht für die zuletzt durch Hardwareprobleme gebeutelte Z 8. Da wurde die Chance verpasst, dieser Kamera ein besseres Image zu verschaffen. Der große Klotz erbt also die Motiverkennung für Flugzeuge von der Software der Z 8, zudem kann die Z 9 nun – anders als die Z 8 – die Schärfe auch bei Vögeln genau nachführen. Die Firmware trägt Version 4.10 und steht kostenlos zum Download.

Damit wird die Z 9 für Tierfotografen immer interessanter, und bei dieser Disziplin geht es eben nicht immer nur um die Beobachtung der natürlichen Verhaltensweisen oder besonders schicke Bilder und Landschaften. Tiere können nicht nur schön und beeindruckend sein, sondern auch schlicht und einfach lustig. Saukomisch sogar. Das haben nicht unbedingt Fotografen entdeckt, bei den Kollegen von Spiegel Online gibt es seit über 10 Jahren die Rubrik "Tier macht Sachen".

Und seit 2015 auch die "Comedy Wildlife Photography Awards", also die lustigsten Tierfotos. Vor den Links zum Spaß noch etwas Ernst: Natürlich empfinden Menschen die Szenen als lustig, weil sie ihre eigenen Verhaltensweisen auf die Tiere projizieren. Ein leicht verrenktes Känguru? Klar, das spielt Luftgitarre! Ein entspannter Fuchs mit einem Stück Holz in der Schnauze? Eindeutig eine Zigarre! Um gewaltsam verkleidete oder gar angemalte Tiere wie in manchen Social-Media-Posts geht es hier zum Glück ausdrücklich nicht.

Damit ist die Empfehlung für den Long Read zum Wochenende diesmal eine Serie von Short Reads. Denn nicht nur die Bilder des Wettbewerbs sind unterhaltsam und von hoher handwerklicher Qualität, sondern auch die Geschichten ihrer Entstehung. Sie sind in unserer Galerie mit Auszügen der Beiträge auf Deutsch, und auf der Seite der Veranstalter in Englisch verfügbar. Wer auch hierzulande Tiercomedy fotografieren will: Eichhörnchen sind das Objekt Ihrer Wahl. Auf der Jagd nach der letzten Nuss stellen die zu dieser Jahreszeit in unseren Breiten die verrücktesten Dinge an, und sie leben auch putzmunter in Städten. Aber bitte nur schauen, nicht anfassen: Lassen Sie den Baumkobolden ihre Ruhe, wie es sich für verantwortungsvolle Tierfotografen gehört.

(nie)