ChatGPT: Deutschlands Datenschützer eröffnen Verfahren gegen OpenAI

"Wir müssen wissen, wo die Daten herkommen", mit denen ChatGPT trainiert wurde. OpenAI soll den Datenschutzbehörden Rede und Antwort stehen.

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Künstlerische Darstellung eines durchsichtigen Menschenkopfes in dem eine leuchten Erdkugel schwebt

(Bild: metamorworks/Shutterstock.com)

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"Wenn personenbezogene Daten verwendet werden, auch als Trainingsdaten für die KI, dann bedarf es einer Rechtsgrundlage", sagte Dieter Kugelmann, Leiter der Bundesländer-Taskforce für "Künstliche Intelligenz" (KI) zum Tagesspiegel, "Wir müssen wissen, wo die Daten herkommen." Ohne Rechtsgrundlage wäre der Betrieb von ChatGPT illegal. Der Dienst erstellt auf Nutzerwunsch Bilder und Texte, verbreitet aber oft auch falsche Behauptungen, die er bisweilen sogar mit erfundenen Quellen zu untermauern sucht.

RLP-Landtagspräsident Hendrik Hering (links) gratuliert Dieter Kugelmann (rechts) zur Wiederwahl als Datenschutzbeauftragter am 26. 1. 2023

(Bild: Landtag RLP)

Um herauszufinden, wie die Algorithmen trainiert wurden, haben die Datenschutzbeauftragten der Länder Verwaltungsverfahren gegen ChatGPT-Betreiber OpenAI eröffnet. Gemeinsam haben sie ein einheitliches Schreiben aufgesetzt, das sie noch diese Woche absenden wollen.

Das weitere Vorgehen wird von den Antworten der US-Firma abhängen. Auch dabei wollen sich die Datenschutzbeauftragten der Länder intern abstimmen. Die italienische Datenschutzbehörde hat ChatGPT bereits am 31. März vorläufig verboten. Vor Wiederinbetriebnahme muss OpenAI eine Reihe von Forderungen erfüllen, darunter eine Altersverifikation zwecks Ausschluss Minderjähriger.

Kugelmann hält das Vorgehen der Italiener für "riskant und rein rechtlich auf wackeligen Beinen", wie er gegenüber dem Tagesspiegel ausgeführt hat. Zuerst müsse die Funktionsweise von ChatGPT geklärt sein. "Das breitflächige Ausrollen der KI im Blindflug – ohne rechtliche Grundlage – das ist das Hauptproblem", sagte der Jurist. Kugelmann ist seit 2015 Landesbeauftragter für Datenschutz und Informationsfreiheit in Rheinland-Pfalz. Zuvor war er Professor für Öffentliches Recht an der Deutschen Hochschule der Polizei in Münster. Jüngst ist er in die neue ChatGPT-Taskforce des Europäischen Datenschutzausschusses berufen worden.

OpenAI wurde 2015 gegründet, unter anderen von Peter Thiel, Elon Musk und Amazon.com. Ursprünglich war es ein gemeinnütziges Forschungsprojekt, dessen Erkenntnisse frei zugänglich waren. Seit 2019 ist hingegen die gewinnorientierte Tochterfirma OpenAI LP der operative Arm. Damals hat sich Microsoft mit einer Milliarde US-Dollar in OpenAI eingekauft.

Apropos Elon Musk: Der Twitter-Chef hat am Donnerstag angekündigt, Microsoft zu verklagen, weil ChatGPT ohne entsprechende Lizenz auch anhand von Twitter-Daten trainiert worden sei. Der plötzliche Unmut dürfte daher rühren, dass Microsofts Reklameplattform ab kommendem Dienstag keine Verwaltung von Twitter-Konten mehr unterstützt. Hintergrund für diesen Schritt sind die hohen Gebühren, die Musk für den Zugriff auf Twitters Schnittstellen eingeführt hat.

(ds)