Wer ist David Mayer? ChatGPT kann darauf nicht antworten

Fragt man ChatGPT, wer David Mayer ist, sagt der KI-Chatbot, dass es ihm nicht möglich ist, darauf zu antworten. Auch kann er den Namen nicht schreiben. Selbst mit verschiedensten Versuchen, ihn zu überlisten und davon zu überzeugen, es doch zu tun, verweigert ChatGPT den Auftrag. Versuche von heise online, ihm ein "Mayer" zu entlocken, sind gescheitert. ChatGPT hat offensichtlich einen Voldemort – das ist der Bösewicht bei Harry Potter, dessen Namen niemand ausspricht.

Aufgefallen ist die Besonderheit einem Reddit-Nutzer. Daraufhin testeten zahlreiche weitere Menschen, ob sie die gleiche Antwort bekommen. Und tatsächlich: ChatGPT hat bei allen dieselbe Schwierigkeit mit David Mayer. Nun stellt sich die Frage, warum das so ist.

Verschwörung, Rechtsstreit oder Zufall?

Googelt man David Mayer, taucht als erstes David Mayer de Rothschild auf. Die Suchmaschine hat diesen Mayer als Abenteurer und Ökologen im Knowledge Graph abgespeichert sowie als Experten für die Sensibilisierung für den Klimawandel. Bisher ist ChatGPT nicht als Klimawandelleugner aufgefallen – und auch nicht unbedingt mit antisemitischen Verschwörungserzählungen rund um die Rothschilds, eine Bankiersdynastie, der auch dieser David Mayer de Rothschild entspringt. Mit dem Namen Rothschild selbst hat ChatGPT auch keine weiteren Probleme.

Nun ist David Mayer kein besonders seltener Name. David und Mayer einzeln kann ChatGPT übrigens sehr wohl und sicher buchstabieren. Wieso also warnt der Chatbot manche Menschen sogar, dass weitere Fragen zu dem Namen einen Verstoß gegen die Nutzungsrichtlinien darstellen könnten? Ein Nutzer soll von ChatGPT die Antwort bekommen haben, dass der Name eng mit einer "sensiblen oder markierten Entität übereinstimme" und Persönlichkeitsrechte, oder die Rechte von Personen des öffentlichen Lebens oder von Marken nicht verletzt werden dürften.

Das hat die Gerüchte um den Rothschild-David weiter angeheizt. Es gibt jedoch auch einen anderen David Mayer, der als Grund gehandelt wird: Ein gesuchter Verbrecher soll sich in den USA einst als ein David Mayer ausgegeben haben, wodurch ein Mann mit dem gleichen Namen, der in Großbritannien lebte, gesucht wurde – und auf die Blacklist gesetzt wurde. Wegen dieses Fehlers konnte der echte und unschuldige David Mayer nicht in seine Heimat, die USA reisen, und auch keine Briefe von dort empfangen, heißt es.

Es könne aber auch einen David Mayer geben, meinen manche, der wegen des Urheberrechts oder anderer Persönlichkeitsrechte mit OpenAI in Streit liegt, weshalb das Unternehmen zunächst den Namen blockiert hat. Die DSGVO sieht vor, dass Falschinformationen über Personen gelöscht werden müssen, wenn dies gefordert wird. Es gibt das Recht auf Vergessen, laut dem man eine Auslistung aus den Google Suchergebnissen verlangen kann. Wie das bei KI-Modellen künftig gehandhabt werden wird, ist noch unklar. Dort lassen sich nach dem Training keine Informationen löschen, man kann nur mittels Finetuning den Modellen bestimmte Antworten verbieten.

Bei X hat eine Nutzerin noch weitere Namen gefunden, die offensichtlich ähnliche Schwierigkeiten für ChatGPT mit sich bringen. Darunter ist auch ein italienischer Anwalt, der sagt, er habe sich auf das Recht auf Vergessen berufen und von OpenAI verlangt, dass ChatGPT nicht über ihn spricht.

All diese Theorien haben gemein, dass OpenAI aktiv für dieses Verbot gesorgt hat. Dem muss aber gar nicht so sein. Noch immer ist ein Teil dessen, wie KI-Modelle funktionieren, eine Art Blackbox. Sie werden mit gigantischen Datenmengen trainiert und verknüpfen die Inhalte in einer Struktur: Es entstehen künstliche neuronale Netze. Dabei können jedoch auch Verbindungen entstehen, die falsch sind. Beispielsweise entstehen dadurch Halluzinationen. Zudem können Trainingsdaten absichtlich vergiftet worden sein. Das heißt, es können der KI falsche Informationen untergejubelt werden. Auch so kann es dazu kommen, dass ChatGPT meint, David Mayer sei ein unaussprechlicher Name.

(emw)