Chinas 5-Jahres-Plan setzt auf Quantencomputer und Raumfahrt

In den kommenden fünf Jahren möchte China die USA bei "Grenztechnologien" überholen. Dafür soll das Staatsbudget deutlich größer werden.

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Tagungsgebäude in Guangzhou

Die "Große Halle des Volkes", das Tagungsgebäude des Nationalen Volkskongresses.

(Bild: Gisling CC BY-SA 3.0)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Torge Löding
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Die Volksrepublik China möchte hoch hinaus und technisch weit nach vorne – bereits am Freitag hat Premierminister Li Keqiang auf der Konsultativkonferenz der Kommunistischen Partei in Guangzhou Wachstumsziele in fünf strategischen Bereichen der Wissenschaft und Technik vor gestellt: Bis 2025 erwartet er "große Durchbrüche" unter anderem bei Quanteninformationstechnologie, Künstlicher Intelligenz, Halbleitern und Raumfahrt.

Dafür soll der Staatshaushalt um sieben Prozent erhöht werden. Der Quantenwissenschaftler Pan Jianwei, Delegierter auf der Parteiveranstaltung, beschreibt ein Langstrecken- und Hochgeschwindigkeits-Quantenkommunikationssystem als eines der Ziele. Diese Verbindungen sollen mit klassischer Kommunikationstechnik kompatibel sei.

Quantennetzwerke, die den Kern von Quantenkommunikationssystemen bilden, ermöglichen physikalisch getrennten Quantengeräten Informationen in Form von Quantenbits auszutauschen. Obwohl sich diese Netzwerke noch in einem sehr frühen Stadium befinden, sorgen sie in der Forschungsgemeinschaft für große Begeisterung: Ein Netzwerk, das viele kleine Quantengeräte miteinander verbindet, könnte dabei helfen, Aufgaben zu lösen, die einen einzelnen Quantencomputer überfordern.

Regierungen auf der ganzen Welt investieren aktiv in Quantenkommunikation und -netzwerke. Das US-Verteidigungsministerium hat kürzlich eine Strategie zur Schaffung eines Quanteninternets veröffentlicht. In der EU wurde 2018 die Quantum Internet Alliance gegründet, ebenfalls mit dem Ziel, ein großes Quantennetzwerk aufzubauen.

Der Aufbau eines Quantennetzwerks ist jedoch eine technische Herausforderung, die noch nicht vollständig gelöst ist. Einige terrestrische Netzwerke wurden bereits mit Hilfe von Glasfaserkabeln entwickelt; im vergangenen Jahr haben US-amerikanische Wissenschaftler beispielsweise ein über 80 Kilometer langes System in Vororten Chicagos errichtet. Die Herausforderung liegt in der Skalierung des Netzwerks. Das von China angestrebte "Langstrecken"-Kommunikationssystem ist also besonders ambitioniert.

China plant zudem, spezialisierte Chips für Künstliche Intelligenz (KI) und die Entwicklung von Open-Source-Algorithmen zu entwickeltn, wurde auf der Konferenz der Kommunistischen Partei verlautbart. Ein weiterer Schwerpunkt soll das maschinelle Lernen für Entscheidungsfindung sein. KI war in den letzten Jahren ein Schlüsselbereich für chinesische Unternehmen und die Zentralregierung.

Große Unternehmen wie Alibaba und Baidu haben in solche Technologien investiert. Unternehmer aus den USA wie der ehemalige Google-CEO Eric Schmidt warnten unlängst davor, dass China die USA als KI-Supermacht ablösen könnte.

Im Bereich der Computerchip-Produktion möchte China sich von der Abhängigkeit internationaler Zulieferer befreien, denn auch in diesem Bereich befürchtet die Volksrepublik negative Folgen durch US-Sanktionen. Besondere Priorität hat zudem die Weltraumforschung, China werde den Ursprung und die Evolution des Universums erforschen. Verstärkt werde die Marsforschung, aber auch die Erkundung von Tiefsee und Polarregionen.

In der Raumfahrt hat die Volksrepublik China in den vergangenen Monaten zwei größere Erfolge erzielt. Am 24. Februar erreichte die chinesische Marssonde Tianwen-1 fast zwei Wochen nach ihrer Ankunft am Mars ihre geplante Umlaufbahn. Nächster Meilenstein wäre die Landung eines Rovers auf dem Roten Planeten.

Im Dezember hatte China als dritte Raumfahrtnation nach den USA und der Sowjetunion erstmals Mondgestein zur Erde gebracht. Es war das erste Mal seit 44 Jahren, dass wieder Mondmaterial geholt wurde. An diese Erfolgen möchte die Nation anknüpfen.

(tol)