Containerstapel und „nur“ ein 5-fach-Zoom: Die Fotonews der Woche (KW 38/2023)

Auf der Photopia stapeln sich die Container, während eine Nasa-Sonde gegen einen Sonnensturm kämpft und drei neue Kameras ganz unterschiedliche Kunden umwerben.

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Große Bühne: Auf der Photopia ist ein buntes Programm an Workshops, Vorträgen und Diskussionen neben Ausstellungen und Messeständen zu finden. Die Kulisse der Hamburger Hafen-Container ist mit Licht eindrucksvoll inszeniert.

(Bild: Thomas Hoffmann)

Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Christine Bruns
Inhaltsverzeichnis

Während wir hier unten auf der Erde sitzen und die restlichen warmen Tage des Jahres genießen, schickt die Nasa ihre Sonde Parker Solar durch die Feuertaufe und nicht durch irgendeine. Mit „gerade einmal“ neun Millionen Kilometern Abstand zur Sonnenoberfläche flog sie durch einen echten Sonnensturm, oder etwas fachlicher ausgedrückt, einen koronalen Massenauswurf (CME). Und nein, das ist kein Tippfehler. Die Wellen schlagen auf der Sonnenoberfläche schon mal etwas höher, auch mal ein paar Millionen Kilometer. Nur zum Vergleich, die Erde ist rund 150 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt. Hätte der Sonnensturm nicht auf der erdabgewandten Seite der Sonne stattgefunden, hätte er durchaus auf der Erde zu Problemen mit Kommunikationssatelliten oder auch zu Stromausfällen führen können.

Doch was hat das jetzt eigentlich mit Fotografie zu tun? Die immerhin Auto-große Sonde hat den Ausbruch der geladenen Teilchen gefilmt. Wer sich einmal mittendrin fühlen möchte, der kann sich das Video der Nasa auf Youtube ansehen.

Auch ganz nah dran ist seit dieser Woche der Deutsche Fotorat. Allerdings nicht an der Sonne, sondern am Deutschen Kulturrat in Berlin. Bei der Mitgliederversammlung am 21. September wurde die Fotografie als neunte Sektion einstimmig aufgenommen. Damit sollte die Fotografie auch politisch mehr Aufmerksamkeit erfahren und bei übergreifenden kulturellen Themen stärker mit einbezogen werden.

Wer selbst ganz nah ran will an die Fotografie, der kann den Rest des Wochenendes nutzen und nach Hamburg fahren, denn dort findet noch bis zum 24. September 2023 die Photopia statt. Mit großem Werbeaufwand promotet, war das Fotomessefestival bereits am ersten Tag gut besucht. Das stimmte die Aussteller optimistisch. Zwar ist die Fläche der zwei Messehallen überschaubar, doch was darauf geboten wird, ist einen Blick wert.

Da sind zum einen die gestapelten Container, die an den Hamburger Hafen erinnern sollen, dazwischen übergroße goldene Büsten, wie die von Udo Lindenberg und Nofretete. Ausstellungen, beispielsweise von Leica oder dem Bund deutscher Berufsfotografen, sind überall verteilt zu finden und nicht zuletzt die verschiedenen Fotoboxen für eigene Fotokreationen mit unterschiedlichen Effekten in den Containern. Die Kamera mitbringen, lohnt sich also.

Auch wenn die Kamerahersteller nicht, wie bei der Photokina einst, ganze Hallen gemietet haben, so sind sie doch alle vor Ort und bieten Kameras und Optiken zum Anfassen und Ausprobieren an. Dafür haben sie zum Teil witzige Kulissen eingepackt.

Auf zwei großen und einer kleineren Bühne können Besucher den ganzen Tag Vorträgen und Diskussionen lauschen. Dennoch gibt es noch genug Gelegenheiten, mit Ausstellern und anderen Gästen zu plauschen. Wer an diesem Septemberwochenende also noch nichts vorhat, kann sich in Hamburg selbst einen Eindruck machen.

KI ist natürlich auch auf der Photopia ein riesiges Thema, doch auch andere beschäftigen sich damit. Parallel findet – ebenfalls in Hamburg – das Reeperbahn-Festival mit der re:publica statt. Dort diskutiert die Medienwelt über Herausforderungen und Sorgen und eben über die KI. Wer vor Ort ist, kann aus dem Haus heise den Vortrag „KI zwischen unendlichen Möglichkeiten, Rechtsunsicherheit und Disruption“ von Justiziar Joerg Heidrich hören.

Und Rechtssicherheit muss bei KI-generierten Themen häufig erst geschaffen werden. Gerade derzeit kursieren in einigen Schulen Spaniens KI-generierte Nacktfotos verschiedener Schülerinnen, wie netzpolitik.org berichtet. Die Eltern der Betroffenen organisierten sich nun, um dagegen vorzugehen. Doch die Täter, derzeit rund zehn identifizierte Personen, sind selbst noch minderjährig. Die Website für die generative Bild-KI mit der Möglichkeit zu pornografischem Output ist im Internet offen zugänglich. Hier wird auf Dauer die Politik Grenzen finden und setzen müssen, um besonders Minderjährige zu schützen.

Drei Kameras stehen diese Woche im Mittelpunkt, beginnen wir mit dem dicksten Brocken. Das ist die Nikon Z f, über die bereits im Vorfeld viel rumort wurde. Besonders riesig ist sie eigentlich nicht, dafür ziemlich Retro, denn sie kommt in einem an die FM2 aus den 1970ern angelehnten Design. Das detailverliebt gestaltete Gehäuse beherbergt einen Vollformatsensor mit 24 Megapixeln. Der Knaller ist allerdings, dass die Nikon Z f als süße kleine Retro-Kamera einen Bildverarbeitungsprozessor besitzt, den sonst nur die Profimodelle Z 9 und Z 8 mitbringen. Wer die Z 9 nicht kennt, das ist dieses Monster von Kamera, das um die Linse herum so viel Body besitzt, dass sie auch als quadratischer Ziegelstein durchgehen könnte, nur eben in Schwarz.

Ganz neu ist die zusätzliche Bildstabilisierung in der Z f, die sich am Fokuspunkt orientiert und so noch bis zu einer zusätzlichen Blende für den Fotografen herausholen soll. Wir sind gespannt, was unser kommender Test zeigt. Und was alle anderen Kamerahersteller bereits hatten, nun hat es auch Nikon – eine Pixelshift-Funktion. Hallo hochauflösende Bilder, hier kommt der 24-Megapixelsensor. Dafür werden dann bis zu 32 Aufnahmen verrechnet, so lohnt sich das auf jeden Fall. Nicht wie bei der neulich vorgestellten Fujifilm GFX 102, die 400 Megapixel-Pixelshift-Aufnahmen anbietet, aber schon 100 davon auf dem Sensor ohne technische Spielereien mitbringt.

Viele Pixel hat auch das neue iPhone 15 Pro Max auf dem Sensor. Es sind immerhin 48 Megapixel, doch das wundert schon lange niemanden mehr. Ein Diskussionsthema war dagegen der Telezoom des Modells, denn der kann „nur“ fünffach vergrößern. Apple selbst begründet das in einem Interview mit dem französischen Onlinemagazin Numerama über zwei Punkte: Bildstabilisierung und Blendenöffnung. Der Bildstabilisator schafft es demnach, dass Aufnahmen aus der Hand bei einem fünffach-Zoom noch gut gelingen, beim zehnfach-Zoom würde der Nutzer allerdings ein Stativ benötigen. Dazu wären beim fünffach-Zoom Blendenöffnungen bis f/2.8 möglich, der zehnfach-Zoom würde eine kleinere Blendenöffnung von f/4.9 erfordern. Damit würde deutlich weniger Licht auf den Sensor treffen. Daher entschied sich Apple für die kleinere Vergrößerung.

Die Fujifilm Instax Pal ist eine Minikamera mit 4,9 Megapixeln und einer App-Steuerung.

(Bild: Fujifilm)

Und jetzt wird es ganz klein, und zwar bei Fujifilms neuster Instax-Kamera namens Pal. Sie erinnert eher an ein Tamagotchi als an eine Sofortbildkamera und das ist sie auch nicht. Nicht einmal die Instax mini-Filme passen in das winzige Gerät, dafür eine Micro-SD-Karte, die den internen Bildspeicher erweitert. Gesteuert wird die Pal per Instax Pal App vom Smartphone aus, auf welches die Bilder auch übertragen werden können. Von hier aus landen sie dann auf Wunsch auf einem Instax-Smartphonedrucker und den kleinen Chemiebildchen. Klingt erstmal umständlich, aber wer die instax-Produkte kennt weiß, dass das Bild nur der Anfang ist. Meist bieten die Apps lustige Features wie Sticker, Rahmen oder ähnliches. Dann wird die Aufnahme gleich zum gemeinsamen „Kunst“-Projekt.

Da die Instax Pal eigentlich nur eine Minikamera mit knapp fünf Megapixeln ist, erlaubt sie auch Serienaufnahmen. Daraus baut die App dann ein Daumenkino zusammen. Je nach Farbe kostet die winzige Kamera, die im Übrigen auch auf eine niedliche Geräuschkulisse und lustige Blickeffekte spezialisiert ist, zwischen 100 und 120 Euro.

(cbr)