Copilot, Copilot, Copilot: Microsoft Ignite bietet viel KI

Bei der diesjährigen Microsoft Ignite stand, Überraschung, KI im Vordergrund. Es gibt einen eigenen KI-Chip, aber auch reichlich Copiloten.

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Satya Nadella bei der Keynote zur Ignite.

(Bild: Screenshot)

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Wer dachte, der Copilot wäre bereits in alle Microsoft-Dienste eingezogen, der irrt. Microsoft bezeichnet sich selbst als "das Copilot-Unternehmen" und kündigt zum Auftakt der Entwicklerkonferenz "Ignite" am Mittwoch noch mehr Integrationen und Funktionen an. Die hauseigene Veranstaltung steht unter dem Titel: "Neue Technologie für die KI-Transformation". Zunächst ist da der neue KI-Chip, mit dem Microsoft gegen Konkurrenten wie Nvidia, aber auch Amazon und Alibaba antreten möchte. Dann folgen auch in der Auftakts-Keynote von Microsoft-CEO Satya Nadella rund 100 neue Produkte und Anwendungen. Es sei die "Epoche des Copilot" angebrochen.

Aus der Präsentation zum Start der Ignite.

Microsofts KI-Assistent "Copilot" ist seit acht Monaten für erste Nutzer verfügbar. Laut einem Work-Trend-Index von Microsoft haben die seither enorme Produktivitätszuwächse zu verzeichnen. 70 Prozent der Copilot-Nutzer gaben an, produktiver geworden zu sein, 68 Prozent sagten sogar, dass sich die Qualität ihrer Arbeit verbessert habe und ihre kreativen Prozesse sich beschleunigten.

64 Prozent gaben an, weniger Zeit bei der Bearbeitung von E-Mails zu benötigen, weil der Copilot ihnen hilft, diese etwa zu beantworten. Verpasste Meetings konnten laut der Befragten viermal schneller nachgearbeitet werden – wie sich diese Zahl tatsächlich errechnet, bleibt allerdings unklar. Das gilt auch für die folgende Aussage: 29 Prozent der Nutzer waren mit der Suche nach Informationen und dem Schreiben oder Zusammenfassen von Texten um 29 Prozent schneller.

Insgesamt sagen laut der Microsoft-Untersuchung drei von vier Nutzern, dass sie nicht mehr auf den Copilot verzichten möchten. Unterschieden wurde offenbar nicht darin, in welchem Bereich die Menschen den KI-Assistenten nutzen. Dabei kann dieser beispielsweise beim Programmieren helfen – auf der Entwicklerkonferenz Universe in San Francisco hat das zu Microsoft gehörende GitHub erst vor wenigen Tagen deutlich gezeigt, dass KI für die Entwicklungsplattform im Zentrum steht – aber auch in Anwendungen wie Word, Excel und mehr parat stehen.

Nadella stellt die neuen Einsatzgebiete für den Copilot vor: Erkenntnisse – wie die aus der Umfrage – zeigt für Kunden von Microsoft Copilot für Microsoft 365 demnächst ein Microsoft 365 Copilot Dashboard an. Zudem kann man ein Copilot-Profil erstellen, das hilft, Antworten zu geben, die auf Präferenzen oder auch Rollen zugeschnitten sind. In Teams hilft der Copilot künftig bei Whiteboard-Anwendungen und Notizen.

Das Microsoft Copilot Studio ist ein Low-Code-Tool, um den KI-Assistenten an die eigenen Bedürfnisse anzupassen oder gänzlich neue Tools zu erstellen. Das entspricht etwa den GPTs von OpenAI, die erst seit wenigen Tagen verfügbar sind. OpenAI ermöglicht allen zahlenden Abonnenten, GPTs zu bauen, die sie dann in einer Art (App)-Store anbieten können. Dadurch könnte ein ganz neues Anwendungs-Universum entstehen, für das Anbieter verschiedenster Couleur GPTs bereitstellen – von Medien bis Fußballverein.

Der Copilot soll künftig auch helfen, im Kundenservice besser zu werden. Ebenso hilft der Copilot in Microsoft Dynamics 365 Guides mittels Mixed Reality, bei Service und Produktion zu unterstützen. Das geschieht über die Hololens 2, ein Headset, das reichlich Kritik erntete, insbesondere, da es für den Einsatz beim US-Militär als untauglich eingestuft wurde und nun überarbeitet werden muss.

Azure AI Studio soll eine einheitliche und vertrauenswürdige Plattform sein, schreibt Microsoft im Blogbeitrag zur Ignite, auf der Unternehmen mit KI-Anwendungen arbeiten können – auch eigene Copilots erstellen. Verfügbar sind ab sofort das neue GPT-3.5-Turbo-Modell, GPT-4-Turbo ist in einer Public Preview verfügbar. Beide Modelle ermöglichen es, die Prompt-Länge auf bis zu 16.000 Token zu vergrößern. Der Bildgenerator Dall-E 3 ist ebenfalls verfügbar.

Microsoft erweitert auch die Auswahl an generativen KI-Modellen – und zwar als Model-as-a-Service. Entwickler können darüber auch andere KI-Modelle wie Metas Llama 2 oder kommende Modelle von Mistral und Jais von G42 als API-Endpunkte in ihre Anwendungen integrieren.

Microsoft erweitert auch die quasi Rundum-Versicherung für Unternehmen, die KI einsetzen – um eine Dokumentations-Funktion. Mit dem Copilot Copyright Commitment (CCC) will das Unternehmen Kunden gegen Copyright-Klagen schützen, im Zweifel sogar die Verfahren und Kosten bei Bußgeldern übernehmen. Problematisch kann es trotzdem werden, etwa wenn Unterlassungsklagen erfolgreich sind und Folgearbeiten nötig werden. Die Dokumentation ist zudem Pflicht, will man sich auf die Versicherung berufen.

Erst im vergangenen Jahr hatte Nadella auf der Ignite zahlreiche KI-Funktionen und Tools vorgestellt, darunter etwa das verbesserte Teams. Sie lief unter dem Motto: "Doing more with less". Mehr als 100 Neuheiten sollten beim Sparen helfen: an Energie, Arbeitskraft und Aufwand. Dieses Vorhaben geht nun also weiter – für alle, die erstmal in die Microsoft-Produkte investieren.

(emw)